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Deutsche Gesellschaft für Christliche Kunst [Hrsg.]
Die christliche Kunst: Monatsschrift für alle Gebiete der christlichen Kunst u. der Kunstwissenschaft sowie für das gesamte Kunstleben — 2.1905/​1906

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Schmidkunz, Hans: Berliner Kunstbrief
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Zu unseren Bildern
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https://doi.org/10.11588/diglit.53157#0122

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ZU UNSEREN BILDERN


bestätigt, und an dem jetzt in Karlsruhe
wirkenden Bayern F. Fehr (geb. 1862),
von dem wir einen »Spaziergang« finden.
Durch nordische Mythologien ist bekannt
H. H end rieh (geb. 1856); seine nun aus-
gestellte »Iris« zählt wohl am ehesten
zu den Farbenexperimenten. Hierher mag
auch der an L. v. Hoffmann erinnernde
A. Johnson gehören. Dazu kommen
noch die Reflexkünste in Gartenbildern
von Hans Busse.

ZU UNSEREN BILDERN

PAUL BECKERT

Stillebenmaler R. Breyer in München (geboren 1866);
namentlich Gefässe in sehr hellen Tönen sind von ihm
gemalt. Sodann aber macht uns dieser Salon bekannt
mit einer jüngeren Malerin Herta Arendt, deren Gärten
samt einem Interieur und einer Stadtansicht mit Fluß
als kühne Impressionen Beachtung verdienen.
Nachdem Keller & Reiner die Sonderausstellung
eines jungen tschechischen Zeichners und Bildners, des
1872 geborenen F. Bilek, gebracht hatten, der ver-
schiedentliche Ghristusphantasien und dergl. vorführte,
umgeben uns jetzt mehrfache kleinere Bildergruppen.
Am meisten tritt dabei hervor Anna Jenny Char-
lotte Fr ei in von Grotthuß aus Dresden. Ihre
Stärke sind Baumstudien, zumeist aus den Ostseeländern.
Unscheinbarer treten» GraphischeOriginalarbeiten Züricher
Künstlerinnen« auf. Lithographien des Karlsruher Künstler-
bundes seien kurz erwähnt. Als einzelne lernen wir
kennen R. Pichler mit sympathisch stillen, fast nur in
grünen Tönen lebenden Landschaften und C. Obst
mit Seitenstücken dazu in hellem Gelb und Orange.
Weiterhin fällt P. Folkerts mit Segelbooten von Nor-
derney und ähnlichen Stücken auf.
Hier erfreut man sich auch an älteren, wie z. B. an
dem jetzt in Rom wirkenden Schlesier P. Höcker
(geb. 1854), dessen »Resignation und Zuversicht« seinen
durch malerisch gute figürliche Szenen verdienten Ruhm

Qapst Pius X. ist schon mehrfach ge-
■1 malt worden. Von den bisher be-
kannt gewordenen Bildnissen ist jenes
von Paul Beckert, das wir in Mezzo-
tinto als Sonderbeilage bringen, ohne
Frage eines der hervorragendsten; es
unterscheidet sich von allen anderen durch
eine ideale und über den Rahmen eines
Porträts hinausgehende Auffassung, welche
dem Wesen des Papsttums und der Cha-
rakterrichtung des hl. Vaters durchaus
entspricht. Beim Studium des Antlitzes
Pius X. stieg dem Künstler offenbar
jenes bezeichnende Wort des Papstes in
der Errinnerung auf: »Instaurare omnia
in Christo,« alles in Christus erneuern.
Und wenn der hohe Porträtierte, seiner
inneren Stimmung unwillkürlich folgend,
die Augen erhob und himmelwärts blickte,
so kam dem porträtierenden Maler die
Stelle des 120. Psalmes in den Sinn:
»Ich hebe meine Augen zu den Bergen,
von welchen mir Hilfe kommt.« Dieser
Stimmung Rechnung tragend, erhob der
Künstler das Porträt zu einem bedeut-
samen Bild, dessen Inhalt in der farbigen
Haltung — die Lichtgestalt des Papstes
vor den über St. Peter dräuenden Ge-
witterwolken — passend zur Versinn-
lichung gelangt. Der Künstler hielt im
Antlitz des Papstes jenen Ausdruck fest,
der sich einstellt, wenn der hl. Vater sich von außen
ungestört seinem Nachdenken hingibt. — Das Bild
existiert in zwei Exemplaren, von denen eines im Besitz
Sr. Eminenz des Kardinals Kopp, das andere im Besitz
des hl. Vaters selbst ist.
Die Bildnisse des Kaisers Wilhelm II. und der Kai-
serin Augusta Viktoria malte der Künstler 1889—90
nach dem Leben für den preußischen Staat; ursprüng-
lich für die Nationalgalerie bestimmt, befinden sie sich
jetzt im Festsaal des Kgl. Kultusministeriums in Berlin.
Das Kaiserporträt fand den wärmsten Beifall F. v. Lenbachs,
der sich auch in Gegenwart des Kaisers dahin aussprach,
es sei sehr mit Charakter gemalt. Der Kaiser trägt, wie
er selbst anordnete, den Kommandostab. Die Toilette
der Kaiserin (im Samtkleid) wurde ebenfalls auf ihren
eigenen Wunsch gewählt. Die Kaiserin hatte seinerzeit
die Absicht, dieses Porträt als ihr offizielles Bildnis auf
die Weltausstellung nach Chicago zu schicken. — Das
Porträt der Fürstin Radziwill ist 1889 gemalt. Auf dem
Bild hier nebenan sehen wir außer dem Fürsten Bismarck
die Porträts der behandelnden Aerzte und am Kopfende
jenes des Garderobe-Intendanten.
Die schönen Medaillen von H. W a d e r e und M. D a s i o
auf S. 86—87 und 96 sind von der Firma Pöllath (G. Hitl)
in Schrobenhausen ausgeführt, welche eine Sammlung
von Medaillen zeitgenössischer Künstler herausgibt.

DIE LETZTE UNTERSCHRIFT WILHELMS I.

Für die Redaktion verantwortlich: S. Staudhamer; Verlag der Gesellschaft für christl. Kunst, G. m. b. H.
Druck von Alphons Bruckmann. — Sämtliche in München.

13. B. Heidelberg
 
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