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Deutsche Gesellschaft für Christliche Kunst [Hrsg.]
Die christliche Kunst: Monatsschrift für alle Gebiete der christlichen Kunst u. der Kunstwissenschaft sowie für das gesamte Kunstleben — 2.1905/​1906

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Fäh, Adolf: Kunsthistorische Wanderungen durch Katalonien
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https://doi.org/10.11588/diglit.53157#0071

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ENRIQUE SIMONET-LOMBARDO, BARCELONA
IX. Internationale Kunstausstellung in München 190g

DIE ERSTE MESSE

KUNSTHISTORISCHE WANDERUNGEN DURCH KATALONIEN
Von Dr. AD. FÄH
V. Santas Creus

Der Abschied von Tarragona trennt uns
vom Meere, dem feierlichen Hintergründe
der katalonischen Kunstwerke, soweit sie die
Küste mit den Wahrzeichen einer großen
Vergangenheit, der Opferwilligkeit der Gegen-
wart bereichern und beleben. Wir scheiden
von der ruhigen, friedlichen Weide des so
oft ermüdeten Auges.
Eine eigene Recapitulatio des Geschauten
überrascht den Blick. Ein römisches Amphi-
theater ist sorgsam wiederhergestellt? Nein, es
handelt sich um einen Neubau, eine Arena für
die Corridas, die spanischen Stierkämpfe. Sie
sind in Katalonien ein etwas exotisches Ele-
ment, dessen Heimat nach dem Süden weist.
Heimisch geworden sind sie einzig in der
Fremdenstadt Barcelona. Hier in Tarragona
öffnen sich ihre Tore nur ausnahmsweise
während des Jahres. Dem ersten Teile einer
solchen Volksbelustigung, dem Auftreten der

Picadores, der Reiter auf armseligen Pferden,
wird kein Nordländer irgend eine ästhetisch
befriedigende Seite abgewinnen können, hin-
gegen zeigt das Einsetzen der Banderilleren
und das Spiel der Capeadores einen Triumph
der Elastizität des männlichen Körpers über
naturwüchsige Kraft, eine Feinheit und Man-
nigfaltigkeit der Bewegungen, die man einzig
einem würdigem Zwecke als dem eines etwas
langsam sich vollziehenden Hinschlachtens der
Tiere geweiht sehen möchte. Die höheren
Stände und das weibliche Geschlecht bleiben
übrigens im Norden Spaniens diesen Schau-
spielen fern.
Durch fruchtbare Gegenden eilend, nähern
wir uns der zweiten Industriestadt Kataloniens,
Reus, deren zahlreiche Spinnereien uns nicht
anziehen. Weinbepflanztes Hügelland macht
uns aufmerksam, daß wir dem gewerbreichen
Valis nicht mehr ferne sind.

Die christliche Kunst. II. 3, 1. Dexember 1905.

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