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©W ARNOLD GÜLDENPFENNIG ^3
ARNOLD GÜLDENPFENNIG
Zum 50jährigen Jubiläum
als Diözesan- und Dombaumeister zu Paderborn
Von DETMAR HÜFFER
1s ein Sohn Westfalens wurde Arnold
Güldenpfennig am 13. Dezember des Jahres
1830 zu Warburg an der Diemel geboren.
Sein Vater, der Jüngste von drei Brüdern,
von denen der eine später als Arzt in Ham-
burg tätig war, der andere als Offizier in
russischen Diensten stand, war dort im Steuer-
fach angestellt, nachdem er schon als
16jähriger Jüngling in das Lützowsche Frei-
korps eingetreten war und als freiwilliger
Jäger die Freiheitskämpfe mitgemacht hatte.
Seine wissenschaftliche Ausbildung erhielt
Arnold Güldenpfennig auf den Gymnasien
zu Münster und Minden, an welch
letzteren Ort die Eltern später übersiedelten.
Nach glänzend bestandenem Maturitätsexamen
führte ihn seine Neigung zum Baufach. Die
theoretische Ausbildung erhielt er auf der
Bauakademie zu Berlin, die damals gänz-
lich unter der Herrschaft der Antike stand.
Seine ersten Beziehungen zur Gotik rühren
aus der dem akademischen Studium vorher-
gehenden, einjährigen, praktischen Lehrzeit,
in der er mit lebhaftem Interesse eine sorg-
fältige Aufnahme des Domes zu Minden
fertigte, die in die Lübkesche Kunstgeschichte
Aufnahme fand. Schon das Jahr 1854 führte
ihn nach Paderborn. Hier leitete er zu-
nächst unter dem damaligen Dombaumeister
Uhlmann den Bau des neuen Flügels des
Priesterseminars. Nach dem sehr bald darauf
erfolgten Abgang Uhlmanns trat Gülden-
pfennig zuerst provisorisch an dessen Stelle,
wurde aber bereits am 9. Februar 1856, in
dem jugendlichen Alter von 25 Jahren,
definitiv als Diözesan- und Dombau-
meister angestellt.
Das Eintreten Güldenpfennigs in seine
praktische Tätigkeit fällt in eine Zeit leb-
hafter geistiger Bewegung auf dem Gebiete
der Baukunst. Das Wiederanknüpfen an die
große Vergangenheit des deutschen Volkes
auf dem Gebiete der Kunst überhaupt, wie
es von den Romantikern im Anfang des
Jahrhunderts inauguriert wurde, durchdrang
gleich einem Sauerteig alle künstlerischen
Bestrebungen. Materiell unterstützt durch
die Kunstmäcene, insbesondere auf dem
preußischen und bayerischen Königsthrone,
geistig gefördert durch die geistreichen
Schriften und Reden August Reichens-
pergers, gleich seinem Freunde Mon-
talembert voll von glühender Begeisterung,
durch das große Prachtwerk Sulpiz Bois-
serees über den Kölner Dom und die
Schriften und Zeichnungen der genialen
Viollet-le-Duc und Ungewitter, sowie
anderer führender Geister, nahm jene groß-
artige Bewegung nach der monumentalen
Kunst des Mittelalters hin einen mächtigen
Aufschwung, und das
weite Wellen schla-
gende Ereignis des
Ausbaues des Köl-
ner Domes zog die
besten der damaligen
Künstler in ihren
Bann. Daß da eine
so fein empfindende
Natur wie die Gülden-
pfennigs nicht abseits
stehen konnte, war
selbstverständlich. Die
poetische Auffassung
der ganzen Richtung,
die konstruktiven Ge-
danken und edlen For-
men der Gotik ins-
besondere begannen
gar bald, es ihm an-
zutun, und ließen ihn
in ein eifriges Studium
derselben eintreten.
Eine besondere För-
JACOB KEVER
IX. Internationale Kunstausstellung in München 1905
LESESTUNDE
derung dieser Stu-
dien erhielt Gülden-
©W ARNOLD GÜLDENPFENNIG ^3
ARNOLD GÜLDENPFENNIG
Zum 50jährigen Jubiläum
als Diözesan- und Dombaumeister zu Paderborn
Von DETMAR HÜFFER
1s ein Sohn Westfalens wurde Arnold
Güldenpfennig am 13. Dezember des Jahres
1830 zu Warburg an der Diemel geboren.
Sein Vater, der Jüngste von drei Brüdern,
von denen der eine später als Arzt in Ham-
burg tätig war, der andere als Offizier in
russischen Diensten stand, war dort im Steuer-
fach angestellt, nachdem er schon als
16jähriger Jüngling in das Lützowsche Frei-
korps eingetreten war und als freiwilliger
Jäger die Freiheitskämpfe mitgemacht hatte.
Seine wissenschaftliche Ausbildung erhielt
Arnold Güldenpfennig auf den Gymnasien
zu Münster und Minden, an welch
letzteren Ort die Eltern später übersiedelten.
Nach glänzend bestandenem Maturitätsexamen
führte ihn seine Neigung zum Baufach. Die
theoretische Ausbildung erhielt er auf der
Bauakademie zu Berlin, die damals gänz-
lich unter der Herrschaft der Antike stand.
Seine ersten Beziehungen zur Gotik rühren
aus der dem akademischen Studium vorher-
gehenden, einjährigen, praktischen Lehrzeit,
in der er mit lebhaftem Interesse eine sorg-
fältige Aufnahme des Domes zu Minden
fertigte, die in die Lübkesche Kunstgeschichte
Aufnahme fand. Schon das Jahr 1854 führte
ihn nach Paderborn. Hier leitete er zu-
nächst unter dem damaligen Dombaumeister
Uhlmann den Bau des neuen Flügels des
Priesterseminars. Nach dem sehr bald darauf
erfolgten Abgang Uhlmanns trat Gülden-
pfennig zuerst provisorisch an dessen Stelle,
wurde aber bereits am 9. Februar 1856, in
dem jugendlichen Alter von 25 Jahren,
definitiv als Diözesan- und Dombau-
meister angestellt.
Das Eintreten Güldenpfennigs in seine
praktische Tätigkeit fällt in eine Zeit leb-
hafter geistiger Bewegung auf dem Gebiete
der Baukunst. Das Wiederanknüpfen an die
große Vergangenheit des deutschen Volkes
auf dem Gebiete der Kunst überhaupt, wie
es von den Romantikern im Anfang des
Jahrhunderts inauguriert wurde, durchdrang
gleich einem Sauerteig alle künstlerischen
Bestrebungen. Materiell unterstützt durch
die Kunstmäcene, insbesondere auf dem
preußischen und bayerischen Königsthrone,
geistig gefördert durch die geistreichen
Schriften und Reden August Reichens-
pergers, gleich seinem Freunde Mon-
talembert voll von glühender Begeisterung,
durch das große Prachtwerk Sulpiz Bois-
serees über den Kölner Dom und die
Schriften und Zeichnungen der genialen
Viollet-le-Duc und Ungewitter, sowie
anderer führender Geister, nahm jene groß-
artige Bewegung nach der monumentalen
Kunst des Mittelalters hin einen mächtigen
Aufschwung, und das
weite Wellen schla-
gende Ereignis des
Ausbaues des Köl-
ner Domes zog die
besten der damaligen
Künstler in ihren
Bann. Daß da eine
so fein empfindende
Natur wie die Gülden-
pfennigs nicht abseits
stehen konnte, war
selbstverständlich. Die
poetische Auffassung
der ganzen Richtung,
die konstruktiven Ge-
danken und edlen For-
men der Gotik ins-
besondere begannen
gar bald, es ihm an-
zutun, und ließen ihn
in ein eifriges Studium
derselben eintreten.
Eine besondere För-
JACOB KEVER
IX. Internationale Kunstausstellung in München 1905
LESESTUNDE
derung dieser Stu-
dien erhielt Gülden-