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Deutsche Gesellschaft für Christliche Kunst [Hrsg.]
Die christliche Kunst: Monatsschrift für alle Gebiete der christlichen Kunst u. der Kunstwissenschaft sowie für das gesamte Kunstleben — 2.1905/​1906

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Dankler, M.: Die Ausstellung der deutschen Goldschmiede in St. Louis
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DIE AUSSTELLUNG DER DEUTSCHEN GOLDSCHMIEDE IN ST. LOUIS

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der auch räumlich hervorgehobenen Hauptgruppe herrscht,
geht in der Kindergruppe in lebhaftere und mehr dem
Genre eigene Motive über, welche durch die glückliche
Haltung der Führerin einen geschmackvollen und edlen
Abschluß erhalten. Dieser Rhythmus der Komposition
wird durch die Farbe ungezwungen unterstützt: rechts
die große, ruhig fließende Draperie in Weiß, dessen
kühle Schattentöne vom Braunrot des Kleides der Madonna
günstig gehoben werden und in dem der lebenswahre
Fleischton des edlen Leibes des Kindleins so freundlich
leuchtet; links dagegen bildet die Kindergruppe mit den
frischen Gesichtchen, den hellblonden und dunklen
Haaren, den Gewändern und Blumen ein lebhafteres Bukett
sanfter Farben. Die ganze Szene, der sich der Hinter-
grund glücklich angliedert, wird von einer ruhigen Be-
leuchtung einheitlich, aber derart zusammengehalten, daß
auf das Christkind und das große, weiße Linnen die
stärkste Lichtfülle fällt. Alles atmet Natur, aber edle und
mit dem Auge eines feinfühligen Künstlers geschaute
Natur: Schönheit und Unschuld huldigen dem fleisch-
gewordenen Worte. — Die Gesellschaft für christliche
Kunst hat dieses Bild auch in vorzüglicher Aquarellgra-
vüre, dem vornehmsten und teuersten Reproduktions-
verfahren der Gegenwart, erscheinen lassen, wo das
Original in höchster Feinheit wiedergegeben ist. (Blatt-
größe 75X100 cm = 50 M., Hauptkatalog II, S. 10.)

DIE AUSSTELLUNG
DER DEUTSCHEN GOLDSCHMIEDE
IN ST. LOUIS
Von M. DANKLER, Rümpen
■pjie rheinische Goldschmiedekunst nimmt seit uralten
Zeiten eine hervorragende Stellung ein, und was Kunst-
werke kirchlicher Art betrifft, dürfte sie heute wieder
nicht nur in Deutschland, sondern in der ganzen Welt
sich hoher Achtung erfreuen. Die unübertroffenen Schätze
der rheinischen Kirchen, besonders der Kirchen zu
Aachen, Köln, Trier, Xanten, Essen und Siegburg liefern
den rheinischen Goldschmieden Vorbilder, die zu stetem
Weiterstreben und Weiterschaffen anspornen müssen.
Eine große Auszeichnung wurde den rheinischen Gold-
schmieden gelegentlich der Weltausstellung von St. Louis
zuteil, indem die deutsche Reichsregierung zwei rheinische
Meister auserwählte, die deutsche Goldschmiedekunst
offiziell, das heißt auf Aufforderung, Kosten und Gefahr
des Reiches zu vertreten. Die Wahl fiel auf den päpst-
lichen Hof- und Aachener Stiftsgoldschmied August
Witte aus Aachen und den K. K. Hofgoldschmied Gabriel
Hermeling aus Köln.
Diese beiden Künstler' haben nun eine prächtige
Kollektion von überaus kostbaren Kunstwerken zu-

»Ballsouper.« Zweite Sonderbeilage. Dieses be-
rühmte Werk Menzels, das in den Jahren 1876 bis 1879
entstand, stellt eine zahlreiche Hofgesellschaft Kaiser
Wilhelms I. dar. Es gehörte früher zur Galerie Henne-
berg, die vor zwei Jahren in München versteigert wurde.
Nunmehr kam es aus dem Besitze des Herrn E. Meiner
in Leipzig um den horrenden Preis von 160000 M.
an die Berliner Nationalgalerie, die von Menzel nicht
weniger als 18 Gemälde, 85 Werke in Aquarell, Gouache
und Pastell und wenigstens 1450 Zeichnungen besitzt.

sammengestellt, und zwar sind sowohl Kirchen- als
Profansachen in reicher Abwechslung vertreten, Strenge
Beobachtung der verschiedenen Stilarten, sorgsameTechnik
und formenschöne Komposition sind allen Stücken eigen,
und jedes einzelne Werk ist ein Beweis für die liebevolle
Sorgfalt, womit die oft originellen Ideen erschöpft wurden.
Beide Künstler sind Meister in der so schwierigen .Email-
technik und ihre Treibarbeiten gehören zum Besten,
was in dieser Beziehung geboten werden kann.
Der Hofgoldschmied August Witte ist übrigens den
Amerikanern nicht fremd; Nordamerika verdankt ihm


eine ganze Reihe kostbarer Gefäße und noch vor kurzem
betraute ihn der Erzbischof von San Franzisko mit der
Ausführung
zweier kostba-
rer Kelche.Un-
ter den kirch-
lichen Gegen-
ständen seiner
Ausstellung
seien hier be-
sonders . . ge-
nannt ein le-
bensgroßes,

St. Christophorus (S. 74) ist die Reproduktion
einer Aquarellskizze zu einem Wandgemälde von Mat-
thäus Schiestl.
Hier sind Monumen-
talität und Innigkeit
vereint. Uber Matth.
Schiestl demnächst
mehr.

Die nächsten Hef-
te werden viele Abbil-
dungen neuer
religiöser Wer-
ke enthalten.

GABRIEL HERMELING

Text S. 76

MESSBUCHPULT
 
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