48 SW EIN PFARRKIRCHENBAU VON DOMINIKUS ZIMMERMANN ^2
lingsidylle aus der Kollektivausstellung bei
Heinemann freudigst begrüßen. Kann man
auch Kuehl noch ob seines technischen Kön-
nens anstaunen, so sieht man, wie Schramm-
Z ittau, HoeIzel, Hayeck und selbst Angelo
Jank in einer Sackgasse angelangt sind, aus
der sie sich selbst nicht mehr herausfinden.
Es ist überhaupt interessant zu verfolgen,
welche Irr- und Umwege die heutige Malerei
in den letzten 50 Jahren gemacht hat, um,
wie dies sich schon bei den Einsichtsvolleren
zeigt, zu den Problemen der Alten zurück-
zukehren, damit aber ist gar nichts anderes
bewiesen, als daß die Malerei, solange sie
mit dem einmal vorhandenen Material der
Farben und Bindemittelwirtschaften muß, von
ganz bestimmten Forderungen gar nicht ab-
weichen kann.
(Forts, folgt)
EIN PFARRKIRCHENBAU VON
DOMINIKUS ZIMMERMANN
Von A. SCHRÖDER
T~Aer Wessobrunner Baumeister und Stuckator
Dominikus Z i m m e r m a n n (1685 bis
tybbj.Bürger zuLandsberg,hatsich durchseine
originellen, von echtem Rokokogeist getrage-
nen Kirchenbauten einen berühmten Namen ge-
macht. Er gilt mit Recht als »der größte Bau-
meister der Wessobrunner Schule«. Unsere
Kenntnis von Bauwerken Zimmermanns be-
schränkt sich bisher auf Kloster-und Wallfahrts-
kirchen. In Siessen bei Saulgau in Württem-
berg baute er 1726—28 den Dominikanerinnen
eine Kirche, »ein ungewöhnlich schönes Gottes-
haus«. Auf ihn ist wohl auch die Cister-
cien serinn enkirche Selige nthalinLands hüt
zurückzuführen, die 1732 — 34 erbaut wurde;
die Mitte des Langhauses ist hier querschiff-
artig ausgeweitet und mit je zwei Dreiviertel-
säulen in den Ecken der Vierung ausgestellt.
Was mich außer dieser zentralisierenden Ten-
denz bestimmt, den Bau mit Dom. Zimmer-
mann in Verbindung zu bringen, ist die ge-
schweifte Form der Attika und insbesondere
die Stuckatur, die, soweit die bloße Erinne-
rung ein Urteil gestattet —- ich hatte keine
Abbildungen von gesicherten Stuckaturen des
Meisters zur Hand ■— entschieden auf ihn
hinweist. Zwischenhinein fällt der Bau
der Wallfahrtskirche St ein haus en (würt-
temb. O.-A. Waldsee) 1728—31, einer ausge-
sprochenen Zentralanlage von elliptischer
Grundform; hier zuerst hat Zimmermann für
das Gewölbe des Langhauses einen eigenen
Stützenapparat aufgeboten, indem er parallel
zu den Umfassungsmauern Freipfeiler in der
Runde errichtete und sich infolge der Ent-
lastung der Umfassungsmauern die für die volle
Wirkung des Rokokointerieurs wesentliche
Möglichkeit großer und weiter Fensteraus-
schnitte schuf. Das System der Befensterung
hat der Meister sodann am prächtigsten durch-
geführt in der Wallfahrts- und Stadtkirche
zuGünzburg a. D. 1735—41, wo er wiederum
das Langhaus zentralisierend gestaltet hat durch
Ausweitung der Mittelpartie und durch Ab-
rundung der Ecken. Den höchsten Triumph
aber feiert der Rokokogedanke in der Wall-
fahrtskirche Wies bei Steingaden in Ober-
bayern, 1746—54. Hier erscheint vollends
das architektonische Gefüge »in ein System
luftiger Bögen aufgelöst«, die zwischen den
den Mauern frei vorgesetzten Säulen ge-
spannt sind. Um dieselbe Zeit erbaute Zim-
mermann die kleine Johanneskirche in Lands-
berg.
Bei Wallfahrtskirchen hat man die zentrali-
sierende Anlage häufig angewendet. Und
keiner der süddeutschen Baumeister hat sie
in dem Maße im Geiste des Rokoko gehand-
habt wie Dom. Zimmermann. Da ist es nun
von Interesse, zu verfolgen, wie sich dieser
JULES LA.GAE BILDNIS DES HERRN L. LEQUIME
ZA'. Internationale Kunstausstellung in München 1905
lingsidylle aus der Kollektivausstellung bei
Heinemann freudigst begrüßen. Kann man
auch Kuehl noch ob seines technischen Kön-
nens anstaunen, so sieht man, wie Schramm-
Z ittau, HoeIzel, Hayeck und selbst Angelo
Jank in einer Sackgasse angelangt sind, aus
der sie sich selbst nicht mehr herausfinden.
Es ist überhaupt interessant zu verfolgen,
welche Irr- und Umwege die heutige Malerei
in den letzten 50 Jahren gemacht hat, um,
wie dies sich schon bei den Einsichtsvolleren
zeigt, zu den Problemen der Alten zurück-
zukehren, damit aber ist gar nichts anderes
bewiesen, als daß die Malerei, solange sie
mit dem einmal vorhandenen Material der
Farben und Bindemittelwirtschaften muß, von
ganz bestimmten Forderungen gar nicht ab-
weichen kann.
(Forts, folgt)
EIN PFARRKIRCHENBAU VON
DOMINIKUS ZIMMERMANN
Von A. SCHRÖDER
T~Aer Wessobrunner Baumeister und Stuckator
Dominikus Z i m m e r m a n n (1685 bis
tybbj.Bürger zuLandsberg,hatsich durchseine
originellen, von echtem Rokokogeist getrage-
nen Kirchenbauten einen berühmten Namen ge-
macht. Er gilt mit Recht als »der größte Bau-
meister der Wessobrunner Schule«. Unsere
Kenntnis von Bauwerken Zimmermanns be-
schränkt sich bisher auf Kloster-und Wallfahrts-
kirchen. In Siessen bei Saulgau in Württem-
berg baute er 1726—28 den Dominikanerinnen
eine Kirche, »ein ungewöhnlich schönes Gottes-
haus«. Auf ihn ist wohl auch die Cister-
cien serinn enkirche Selige nthalinLands hüt
zurückzuführen, die 1732 — 34 erbaut wurde;
die Mitte des Langhauses ist hier querschiff-
artig ausgeweitet und mit je zwei Dreiviertel-
säulen in den Ecken der Vierung ausgestellt.
Was mich außer dieser zentralisierenden Ten-
denz bestimmt, den Bau mit Dom. Zimmer-
mann in Verbindung zu bringen, ist die ge-
schweifte Form der Attika und insbesondere
die Stuckatur, die, soweit die bloße Erinne-
rung ein Urteil gestattet —- ich hatte keine
Abbildungen von gesicherten Stuckaturen des
Meisters zur Hand ■— entschieden auf ihn
hinweist. Zwischenhinein fällt der Bau
der Wallfahrtskirche St ein haus en (würt-
temb. O.-A. Waldsee) 1728—31, einer ausge-
sprochenen Zentralanlage von elliptischer
Grundform; hier zuerst hat Zimmermann für
das Gewölbe des Langhauses einen eigenen
Stützenapparat aufgeboten, indem er parallel
zu den Umfassungsmauern Freipfeiler in der
Runde errichtete und sich infolge der Ent-
lastung der Umfassungsmauern die für die volle
Wirkung des Rokokointerieurs wesentliche
Möglichkeit großer und weiter Fensteraus-
schnitte schuf. Das System der Befensterung
hat der Meister sodann am prächtigsten durch-
geführt in der Wallfahrts- und Stadtkirche
zuGünzburg a. D. 1735—41, wo er wiederum
das Langhaus zentralisierend gestaltet hat durch
Ausweitung der Mittelpartie und durch Ab-
rundung der Ecken. Den höchsten Triumph
aber feiert der Rokokogedanke in der Wall-
fahrtskirche Wies bei Steingaden in Ober-
bayern, 1746—54. Hier erscheint vollends
das architektonische Gefüge »in ein System
luftiger Bögen aufgelöst«, die zwischen den
den Mauern frei vorgesetzten Säulen ge-
spannt sind. Um dieselbe Zeit erbaute Zim-
mermann die kleine Johanneskirche in Lands-
berg.
Bei Wallfahrtskirchen hat man die zentrali-
sierende Anlage häufig angewendet. Und
keiner der süddeutschen Baumeister hat sie
in dem Maße im Geiste des Rokoko gehand-
habt wie Dom. Zimmermann. Da ist es nun
von Interesse, zu verfolgen, wie sich dieser
JULES LA.GAE BILDNIS DES HERRN L. LEQUIME
ZA'. Internationale Kunstausstellung in München 1905