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Deutsche Gesellschaft für Christliche Kunst [Hrsg.]
Die christliche Kunst: Monatsschrift für alle Gebiete der christlichen Kunst u. der Kunstwissenschaft sowie für das gesamte Kunstleben — 2.1905/​1906

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Fäh, Adolf: Kunsthistorische Wanderungen durch Katalonien
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Endres, Joseph Anton: Das Aventingrabmal und seine Vorlage
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https://doi.org/10.11588/diglit.53157#0078

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DAS AVENTINGRABMAL UND SEINE VORLAGE ^3



dienend wieder in seine Rechte ein. Die
Wirkung eines weit ausgedehnten Raumes,
in dem jedes Glied seine konstruktive Auf-
gabe mit beinahe naiver Deutlichkeit ver-
kündet, kann die Architektur kaum überbieten.
Der Ernst monastischer Würde offenbart sich
mit imponierender Kraft (Abb. Nr. io).
Wir schreiten nach dem östlichsten Punkte
von Santas Creus. Zur Linken beachtet man
geborstene Umfriedungen. Sie umschlossen
einst den Friedhof und die Gartenanlage.
Heute bezeichnet ein großes Trümmerfeld
die beiden Stätten. Rosenranken und Ge-
büsch suchen das Auge über die Ruinen
hinwegzutäuschen.
Wir stehen vor einem reizenden Bau, dem
ersten Kirchlein von Santas Creus. Der
Rundbogen des Einganges ist defekt, nur
das Tonnengewölbe im Innern hat bisher
den zerstörenden Einflüssen Widerstand ge-
leistet, um den hübschen Altartisch mit seinem
Säulenschmucke zu schützen. Für manche
Jahrzehnte ist kaum mehr Garantie geboten.
Drohende Risse verkünden deutlich, daß eine
nicht allzu ferne Zeit nur einen Trümmer-
haufen an dieser Stelle finden wird.
Unser Blick eilt zurück auf die in ihrer
Art einzige Klosteranlage, schön auch als
Ruine, die noch nicht hoffnungslos und
klagend aufragt, vielmehr bittend nach einer
rettenden Hand Ausschau hält. Santas Creus
soll nur die Tochter sein, ihrer Mutter, Pöblet,
dürfen wir entgegengehen! Der Geist weidet
sich an der siebenhundertjährigen Geschichte
dieser Stätte. Klösterliche Einfachheit und
fürstlicher Prunk, der Ernst der Askese und
die Freuden des Hoflebens ziehen kaleidoskop-

SANTAS CREUS OSTSETTE DER KIRCHE
Nr. n, Text S. 57

SANTAS CREUS WAPPEN KATALONIENS
Nr. 12, Text S.
artig vorüber. Plötzlich hüllten die vom Blitz
durchzuckten Sturmeswolken des Revolutions-
jahres 1835 die herrliche Anlage ein. Das
Tageslicht beleuchtete den heutigen Zustand.
Von der nahen Klosterkirche tönt ein
Glöcklein an unser Ohr. Heiser ist seine
Stimme, aber melodisch berühren uns seine
Töne. Sie schwellen an zum Festgeläute,
als wollten sie eine Renaissance des 20. Jahr-
hunderts feierlich begrüßen, eine Renaissance
des Glaubens und der Denkmäler, die dessen
Impulse einst geschaffen haben. (Fort, folgt.)
DAS AVENTINGRABMAL UND
SEINE VORLAGE
Von Dr. J. A. ENDRES
Die romanische Vorhalle von St. Emmeram
zu Regensburg ist im Laufe von Jahr-
hunderten zu einer wahren Mustersammlung
künstlerisch ausgestatteter Grabmonumente ge-
worden. Grabdenkmäler aus romanischer und
gotischer Zeit fehlen daselbst zwar gänz-
lich, sei es, daß der Raum — ich meine
den überwölbten Teil der Vorhalle —
in der entsprechenden Zeit zu Begräb-
nissen noch nicht benutzt wurde oder
daß die Neuzeit die Denkzeichen frühe-
rer Tage von ihrer Stelle verdrängte.
Dagegen hat seit dem Beginn der Re-
naissance in Regensburg jede wechselnde
Stilperiode mit denen der Toten sich
selbst Denkmäler gesetzt. Es sind Monu-
mente bis zur Herrschaft des Klassi-
zismus, großenteils von nicht unbedeu-
tendem Kunstwert. Manche von ihnen
scheinen erst hier unter ein schützendes
Dach gebracht worden zu sein, nach-
dem der alte Friedhof auf der Nordseite
der Klosterkirche seiner ehemaligen Be-
stimmung entfremdet wurde. Das gilt
wenigstens von dem uns hier beschäf-
tigenden Grabstein Aventins, welcher
 
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