SW KUNSTHISTORISCHE WANDERUNGEN: SANTAS CREUS AA
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SANTAS CREUS VOM PALAST JAKOBS II,
Nr. (), Text nebenan
um eine Dislokation des einst Vorhandenen,
die noch erträglich sein könnte, sondern um
das Barbarenwerk der Zerstörung, die Hast
der Beutegierde, die verschleppte und ver-
schacherte, um den Vandalismus, dessen
Folgen man mit tiefem Bedauern beachtet.
Das weitere Vordringen in diesem Bau-
komplexe führt uns das Hordenwerk der
Revolution aus der ersten Hälfte des 19. Jahr-
hunderts immer deutlicher vor Augen. Der
sogenannte alte Kreuzgang, an Umfang dem
neuen nur wenig nachstehend, ist eine Ruine.
Aus dem Mauerschutte tauchen noch die
Spitzbogen der in schlichtester Einfachheit
behandelten Arkaden auf, wie die Schluß-
akkorde eines ergreifenden Grabgesanges.
Leidlich erhalten ist der Palast des Königs
Jakob II. Das Äußere macht keineswegs den
Eindruck fürstlicher Pracht, erinnert vielmehr
an bürgerliche Einfachheit, die mit den Ver-
hältnissen des Südens ernst rechnete. Hin-
gegen überrascht der Elof im Innern durch
seine hübsche Disposition und die vorzüg-
liche Erhaltung. Säulenhallen mit eleganten
Bogen umziehen die beiden Geschosse. In
der untern Etage durchschneidet die Treppen-
anlage in scheinbarer Rücksichtslosigkeit und
dennoch feiner Berechnung die luftige Halle
(Abb. Nr. 9). In unbeschränkter Freiheit
beherrscht diese das Obergeschoß. Elegant
und zierlich sind schon die Basen behandelt,
schlanken Blumenstengcln gleichen die Bündel-
säulchen, auf deren Kapitälen die fein profi-
lierten Bogen ruhen. Die anstoßenden Ge-
mächer sind schmucklos, teils in ruinösem
Zustande. Nur der Aufgang zum Treppen-
hause weist nach Innen über dem Türsturze
das von Engeln gehaltene Wappen Kataloniens
auf (Abb. Nr. 12), das von einem Löwen auf
der nahen Lehne bewacht wird. Dieser Hof
ist aber auch der letzte Rest der einstigen
königlichen Bautätigkeit an dieser Stätte.
Den nahen zweiten Palast zu betreten, wurde
als nicht gefahrlos geschildert. Die ver-
schiedenen Annexe sind in ihrer Zweckbe-
stimmung nicht mehr erkennbar, in ihrem
heutigen Zustande zur nähern Untersuchung
auch keineswegs einladend.
Dem Königspalaste gegenüber ragt ein
mächtiger zweistöckiger Bau aus den Ruinen
empor. Eine weite gotische Halle nimmt
den Raum der obern Etage ein. Man be-
zeichnet denselben als Schlafsaal der Novizen.
Die Richtigkeit dieser Bezeichnung wollen
wir dahingestellt lassen, er versichert uns
wenigstens, daß die Gotik auch in Nutz-
bauten einen hochbedeutsamen Eindruck
hervorbringen kann. In das allerdings sehr
starke Mauerwerk, das die Strebepfeiler ersetzt,
sind die mächtigen Spitzbogen eingelassen.
Für das Auge ruhen sie auf primitiven Kon-
solen. Auf die Bogen legen sich die Dach-
sparren. Von irgend einer Verkleidung zeigt
sich nicht die leiseste Spur. Der offene
Dachstuhl des Basilikabaues tritt hier unter
veränderten Verhältnissen, und neuen Zwecken
SANTAS CREUS GOTISCHE HALLE
Nr. io, Text oben
59
SANTAS CREUS VOM PALAST JAKOBS II,
Nr. (), Text nebenan
um eine Dislokation des einst Vorhandenen,
die noch erträglich sein könnte, sondern um
das Barbarenwerk der Zerstörung, die Hast
der Beutegierde, die verschleppte und ver-
schacherte, um den Vandalismus, dessen
Folgen man mit tiefem Bedauern beachtet.
Das weitere Vordringen in diesem Bau-
komplexe führt uns das Hordenwerk der
Revolution aus der ersten Hälfte des 19. Jahr-
hunderts immer deutlicher vor Augen. Der
sogenannte alte Kreuzgang, an Umfang dem
neuen nur wenig nachstehend, ist eine Ruine.
Aus dem Mauerschutte tauchen noch die
Spitzbogen der in schlichtester Einfachheit
behandelten Arkaden auf, wie die Schluß-
akkorde eines ergreifenden Grabgesanges.
Leidlich erhalten ist der Palast des Königs
Jakob II. Das Äußere macht keineswegs den
Eindruck fürstlicher Pracht, erinnert vielmehr
an bürgerliche Einfachheit, die mit den Ver-
hältnissen des Südens ernst rechnete. Hin-
gegen überrascht der Elof im Innern durch
seine hübsche Disposition und die vorzüg-
liche Erhaltung. Säulenhallen mit eleganten
Bogen umziehen die beiden Geschosse. In
der untern Etage durchschneidet die Treppen-
anlage in scheinbarer Rücksichtslosigkeit und
dennoch feiner Berechnung die luftige Halle
(Abb. Nr. 9). In unbeschränkter Freiheit
beherrscht diese das Obergeschoß. Elegant
und zierlich sind schon die Basen behandelt,
schlanken Blumenstengcln gleichen die Bündel-
säulchen, auf deren Kapitälen die fein profi-
lierten Bogen ruhen. Die anstoßenden Ge-
mächer sind schmucklos, teils in ruinösem
Zustande. Nur der Aufgang zum Treppen-
hause weist nach Innen über dem Türsturze
das von Engeln gehaltene Wappen Kataloniens
auf (Abb. Nr. 12), das von einem Löwen auf
der nahen Lehne bewacht wird. Dieser Hof
ist aber auch der letzte Rest der einstigen
königlichen Bautätigkeit an dieser Stätte.
Den nahen zweiten Palast zu betreten, wurde
als nicht gefahrlos geschildert. Die ver-
schiedenen Annexe sind in ihrer Zweckbe-
stimmung nicht mehr erkennbar, in ihrem
heutigen Zustande zur nähern Untersuchung
auch keineswegs einladend.
Dem Königspalaste gegenüber ragt ein
mächtiger zweistöckiger Bau aus den Ruinen
empor. Eine weite gotische Halle nimmt
den Raum der obern Etage ein. Man be-
zeichnet denselben als Schlafsaal der Novizen.
Die Richtigkeit dieser Bezeichnung wollen
wir dahingestellt lassen, er versichert uns
wenigstens, daß die Gotik auch in Nutz-
bauten einen hochbedeutsamen Eindruck
hervorbringen kann. In das allerdings sehr
starke Mauerwerk, das die Strebepfeiler ersetzt,
sind die mächtigen Spitzbogen eingelassen.
Für das Auge ruhen sie auf primitiven Kon-
solen. Auf die Bogen legen sich die Dach-
sparren. Von irgend einer Verkleidung zeigt
sich nicht die leiseste Spur. Der offene
Dachstuhl des Basilikabaues tritt hier unter
veränderten Verhältnissen, und neuen Zwecken
SANTAS CREUS GOTISCHE HALLE
Nr. io, Text oben