ELW MUSEUMSVEREIN AACHEN —
drei halbkreisförmige, im Scheitel mit Perlen
geschmückte Zieraten sichtbar sind. Vom
Kronreife aus fallen in der Gegend der Ohren
zwei kurze ornamentierte und gefranste Bänder
herab. Die Tunika von weißer Farbe ist an
den Rändern besäumt. Ein an den freien Enden
gemusterter, doppelfarbiger Gürtel hält sie zu-
sammen. Uber die linke Schulter legt sich
ein am Saume verzierter Purpurmantel, der
vom linken Arme etwas in die Höhe gezogen
wird. Sonstige königliche Insignien, auch
Waffen sind nicht vorhanden, letztere viel-
leicht deshalb nicht, weil sie der König beim
Gebete abzulegen pflegte. In einem Purpur-
kodex vonPommersfelden (n. 2940 saec. XI ex.)
sehen wir einen jugendlichen König — wahr-
scheinlich den nämlichen Heinrich V., den
wir in Prüfening vor uns haben— die majestas
Domini anbeten. Der Illuminator hat ihm
eigens einen Schwertträger beigegeben, der
ihm während des Gebetes das Schwert hält.*).
Diese wenigen Notizen reichen aus, um
die Bedeutung der Prüfeninger Bilder ins
hellste Licht zu setzen. In der monumen-
talen Kunst des 12. Jahrhunderts werden sie
stets einen Anziehungs- und Richtpunkt für
die entwicklungsgeschichtliche Darstellung der
Malerei in Süddeutschland bilden. Auf eine
technische und entwicklungsgeschichtliche
Würdigung der Bilder einzugehen, ist hier
nicht beabsichtigt. Nur bei intimer Kenntnis
des gesamten einschlägigen Materials der
Buch- und Wandmalerei wird es mög-
lich sein, ihnen vom stilkritischen Standpunkte
aus die ihnen zukommende Stelle in der
Kunstentwicklung des 12. Jahrhunderts anzu-
weisen. Es wird sich fragen, wie weit die
Prüfeninger Gemälde aus dem Zentrum der
Regensburger Kunstatmosphäre heraus ihre
Erklärung finden können, wie weit der Ein-
fluß jener provinzialen Richtung reicht, welcher
nach Swarzenski* 2) in der Regensburger Buch-
malerei in der zweiten Hälfte des 11. Jahr-
hunderts bereits deutlich zur Geltung kommt,
ob die Führerrolle, welche in der süddeutschen
Malerei des 12. Jahrhunderts von Regensburg
an Salzburg übergeht, sich auch auf Prüfening
erstreckt, oder, ob hier wie in der Architektur,
so auch in der Malerei Einflüsse zutage treten,
die allein mit dem Auftreten der Hirsauer
auf bayerischem Boden sich in genügender
Weise erklären lassen.
«) Vgl. Ebner-Endres, Ein Königsgebetbuch des elften
Jahrhunderts (Festschrift zum 1100 jährigen Jubiläum des
deutschen Campo Santo in Rom, Freiburg 1897, S. 301
wo sich eine Abbildung findet).
2) Die Regensburger Buchmalerei des 10. und 11. Jahr-
hunderts, Leipzig 1901, S. 189.
VERMISCHTE NACHRICHTEN Mö 171
MUSEUMSVEREIN AACHEN
(Schluß)
■pp'ei Winterlandschaften bringt Max Clarenbach;
sein größtes Bild »Das tote Veere« erregt schon
durch das Motiv der schweren alten Kirche inmitten
der kleinen Häuser eine gewisse Wirkung, nur sehnt
man sich nach etwas Licht bei dem stumpfen Schnee
und dem bleiernen Himmel. Wieviel Stimmung ein
einzelnes Licht, das aus einer Hütte hervorleuchtet,
hereinbringt, sehen wir an seinem Ölgemälde »Däm-
merung«, wo das ganze Bild dadurch mehr Frische
und Leuchtkraft gewinnt; mit großer Sicherheit ist auch
die Verkürzung der plumpen Fischerkähne' gelöst. Eine
ähnliche Gesamtwirkung zeigt in neuer Variante das
große Pastell »Dämmerung«. Wie fein der Künstler
auch in graphischem Verfahren ernste Stimmungen
wiedergibt, sehen wir an den ausgestellten Radierungen,
auf denen er öfters dasselbe Architekturmotiv verwertet
hat. E. Nikutowski, der durch seine Steinzeichnungen
in den »Rheinlanden« wohlbekannt ist, ist mit einem
reizenden Herbstbild aus »Alsfeld« (Hessen) vertreten,
das in der Zusammenstimmung der Töne fein gehalten
ist. Von Porträtisten finden sich W. Schneider-Di-
dam und W. Schnurr; der erstere bietet besonders
in dem Porträt des Professors Mühlig feine Individuali-
sierung, auch in dem seiner Frau und seines Bruders
interessante Auffassung. Konventioneller erscheinen
daneben die beiden Porträts einer jungen Dame und
eines jungen Mannes. Von W. Schnurr ist ein lebens-
großes Herrenporträt vorhanden, das eingehende Be-
trachtung verdiente. Die Art, wie der Künstler hier
bei allem Hervorheben der charakteristischen Züge eine
geschlossene und einfach anmutende Wirkung erzielt
hat, fordert alle Bewunderung. Dieselbe anspruchslose
Feinheit kommt auch dem Porträt der jungen Dame in
Schwarz zu. Über die graphischen Arbeiten sei nur
erwähnt, daß von den Künstlern, deren Gemälde der
Betrachtung unterzogen wurden, Deusser mit einem
Motiv ähnlich dem auf dem großen Bilde, Heinr. Otto
mit einem Feldarbeiter, einer Schafherde, einem Fried-
hof, Liesegang mit einem Winterbild »Kanal in
Brügge« u. a. m. vertreten sind. Auch sei außerdem
der brillanten Lithographien von Adolf Schönenbeck
gedacht, der in dem »Mann am Ofen«, »Mann mit
Pfeife«, »Schlafender Mann« etc. gemütliche Interieur-
stimmungen, mit leichtem Humor gewürzt wiedergibt.
Hinsichtlich der Aufstellung berührte es wohltuend, daß
die Bilder in höchstens zwei Reihen übereinander hingen
und durch zwanglos angeordnete Gegenstände von
altem und neuem Kunstgewerbe dem großen Saal ein
intimer Charakter gegeben wurde. v.
VERMISCHTE NACHRICHTEN
Historienmaler Julius Frank, der Nestor der kirch-
lichen Künstler Münchens, vollendet in erfreulich geistiger
und körperlicher Regsamkeit am 11. April ds. Jahres sein
achtzigstes Lebensjahr. J. Frank, dessen Vater um die
Wiederbelebung der Glasmalerei in opfermütigster Weise
große Verdienste sich zu erwerben vermocht hatte, ist ein
geborener Münchner und hatte als solcher Gelegenheit,
die durch König Ludwig I. hervorgerufene Kunstblüte
der bayerischen Hauptstadt in ihrer vollen Entwicklung
zu schauen. Als Schüler Joh. v. Schraudolphs gehörte er
dem begabten jugendlichen Kreise an, dem König Maxi-
milian II. die Auschmückung des (alten) Nationalmuseums
mit Fresken anvertraute. Frank hat hierbei durch Schaffung
von sechs großen Wandgemälden, die auf die Frühge-
schichte Bayerns Bezug haben, als sehr hervorragenden
Freskomaler sich erwiesen; er fand weiterhin Gelegen-
heit, in dieser schwierigen Technik auch in England
(Stonyhorst), in Posen (Kirche zu Gostin) und an anderen
23
drei halbkreisförmige, im Scheitel mit Perlen
geschmückte Zieraten sichtbar sind. Vom
Kronreife aus fallen in der Gegend der Ohren
zwei kurze ornamentierte und gefranste Bänder
herab. Die Tunika von weißer Farbe ist an
den Rändern besäumt. Ein an den freien Enden
gemusterter, doppelfarbiger Gürtel hält sie zu-
sammen. Uber die linke Schulter legt sich
ein am Saume verzierter Purpurmantel, der
vom linken Arme etwas in die Höhe gezogen
wird. Sonstige königliche Insignien, auch
Waffen sind nicht vorhanden, letztere viel-
leicht deshalb nicht, weil sie der König beim
Gebete abzulegen pflegte. In einem Purpur-
kodex vonPommersfelden (n. 2940 saec. XI ex.)
sehen wir einen jugendlichen König — wahr-
scheinlich den nämlichen Heinrich V., den
wir in Prüfening vor uns haben— die majestas
Domini anbeten. Der Illuminator hat ihm
eigens einen Schwertträger beigegeben, der
ihm während des Gebetes das Schwert hält.*).
Diese wenigen Notizen reichen aus, um
die Bedeutung der Prüfeninger Bilder ins
hellste Licht zu setzen. In der monumen-
talen Kunst des 12. Jahrhunderts werden sie
stets einen Anziehungs- und Richtpunkt für
die entwicklungsgeschichtliche Darstellung der
Malerei in Süddeutschland bilden. Auf eine
technische und entwicklungsgeschichtliche
Würdigung der Bilder einzugehen, ist hier
nicht beabsichtigt. Nur bei intimer Kenntnis
des gesamten einschlägigen Materials der
Buch- und Wandmalerei wird es mög-
lich sein, ihnen vom stilkritischen Standpunkte
aus die ihnen zukommende Stelle in der
Kunstentwicklung des 12. Jahrhunderts anzu-
weisen. Es wird sich fragen, wie weit die
Prüfeninger Gemälde aus dem Zentrum der
Regensburger Kunstatmosphäre heraus ihre
Erklärung finden können, wie weit der Ein-
fluß jener provinzialen Richtung reicht, welcher
nach Swarzenski* 2) in der Regensburger Buch-
malerei in der zweiten Hälfte des 11. Jahr-
hunderts bereits deutlich zur Geltung kommt,
ob die Führerrolle, welche in der süddeutschen
Malerei des 12. Jahrhunderts von Regensburg
an Salzburg übergeht, sich auch auf Prüfening
erstreckt, oder, ob hier wie in der Architektur,
so auch in der Malerei Einflüsse zutage treten,
die allein mit dem Auftreten der Hirsauer
auf bayerischem Boden sich in genügender
Weise erklären lassen.
«) Vgl. Ebner-Endres, Ein Königsgebetbuch des elften
Jahrhunderts (Festschrift zum 1100 jährigen Jubiläum des
deutschen Campo Santo in Rom, Freiburg 1897, S. 301
wo sich eine Abbildung findet).
2) Die Regensburger Buchmalerei des 10. und 11. Jahr-
hunderts, Leipzig 1901, S. 189.
VERMISCHTE NACHRICHTEN Mö 171
MUSEUMSVEREIN AACHEN
(Schluß)
■pp'ei Winterlandschaften bringt Max Clarenbach;
sein größtes Bild »Das tote Veere« erregt schon
durch das Motiv der schweren alten Kirche inmitten
der kleinen Häuser eine gewisse Wirkung, nur sehnt
man sich nach etwas Licht bei dem stumpfen Schnee
und dem bleiernen Himmel. Wieviel Stimmung ein
einzelnes Licht, das aus einer Hütte hervorleuchtet,
hereinbringt, sehen wir an seinem Ölgemälde »Däm-
merung«, wo das ganze Bild dadurch mehr Frische
und Leuchtkraft gewinnt; mit großer Sicherheit ist auch
die Verkürzung der plumpen Fischerkähne' gelöst. Eine
ähnliche Gesamtwirkung zeigt in neuer Variante das
große Pastell »Dämmerung«. Wie fein der Künstler
auch in graphischem Verfahren ernste Stimmungen
wiedergibt, sehen wir an den ausgestellten Radierungen,
auf denen er öfters dasselbe Architekturmotiv verwertet
hat. E. Nikutowski, der durch seine Steinzeichnungen
in den »Rheinlanden« wohlbekannt ist, ist mit einem
reizenden Herbstbild aus »Alsfeld« (Hessen) vertreten,
das in der Zusammenstimmung der Töne fein gehalten
ist. Von Porträtisten finden sich W. Schneider-Di-
dam und W. Schnurr; der erstere bietet besonders
in dem Porträt des Professors Mühlig feine Individuali-
sierung, auch in dem seiner Frau und seines Bruders
interessante Auffassung. Konventioneller erscheinen
daneben die beiden Porträts einer jungen Dame und
eines jungen Mannes. Von W. Schnurr ist ein lebens-
großes Herrenporträt vorhanden, das eingehende Be-
trachtung verdiente. Die Art, wie der Künstler hier
bei allem Hervorheben der charakteristischen Züge eine
geschlossene und einfach anmutende Wirkung erzielt
hat, fordert alle Bewunderung. Dieselbe anspruchslose
Feinheit kommt auch dem Porträt der jungen Dame in
Schwarz zu. Über die graphischen Arbeiten sei nur
erwähnt, daß von den Künstlern, deren Gemälde der
Betrachtung unterzogen wurden, Deusser mit einem
Motiv ähnlich dem auf dem großen Bilde, Heinr. Otto
mit einem Feldarbeiter, einer Schafherde, einem Fried-
hof, Liesegang mit einem Winterbild »Kanal in
Brügge« u. a. m. vertreten sind. Auch sei außerdem
der brillanten Lithographien von Adolf Schönenbeck
gedacht, der in dem »Mann am Ofen«, »Mann mit
Pfeife«, »Schlafender Mann« etc. gemütliche Interieur-
stimmungen, mit leichtem Humor gewürzt wiedergibt.
Hinsichtlich der Aufstellung berührte es wohltuend, daß
die Bilder in höchstens zwei Reihen übereinander hingen
und durch zwanglos angeordnete Gegenstände von
altem und neuem Kunstgewerbe dem großen Saal ein
intimer Charakter gegeben wurde. v.
VERMISCHTE NACHRICHTEN
Historienmaler Julius Frank, der Nestor der kirch-
lichen Künstler Münchens, vollendet in erfreulich geistiger
und körperlicher Regsamkeit am 11. April ds. Jahres sein
achtzigstes Lebensjahr. J. Frank, dessen Vater um die
Wiederbelebung der Glasmalerei in opfermütigster Weise
große Verdienste sich zu erwerben vermocht hatte, ist ein
geborener Münchner und hatte als solcher Gelegenheit,
die durch König Ludwig I. hervorgerufene Kunstblüte
der bayerischen Hauptstadt in ihrer vollen Entwicklung
zu schauen. Als Schüler Joh. v. Schraudolphs gehörte er
dem begabten jugendlichen Kreise an, dem König Maxi-
milian II. die Auschmückung des (alten) Nationalmuseums
mit Fresken anvertraute. Frank hat hierbei durch Schaffung
von sechs großen Wandgemälden, die auf die Frühge-
schichte Bayerns Bezug haben, als sehr hervorragenden
Freskomaler sich erwiesen; er fand weiterhin Gelegen-
heit, in dieser schwierigen Technik auch in England
(Stonyhorst), in Posen (Kirche zu Gostin) und an anderen
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