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©W ROMANISCHE MALEREIEN IN PRÜFENING
Cunza + Obeliiga (Ebelingen) dar, • + Stephan 9 •
und Bernowida stiften + Udera (Oudern),
+ Udo Gomes ' und Matgunt ' schenken
Gedsceit und Walamunst (Walmünster),
+ Folmar9 et Berta endlich + Rodena (Roden).
Das Reliquiar stammt aus dem Anfang des
13. Jahrhunderts. Material vergoldetes Kupfer.
Die Abbildung Nr. 6 (S. 157) vergegen-
wärtigt eine Statuette des hl. Wendalinus
aus der Pfarrkirche St. Wendel. Dieselbe
steht heute ziemlich unbeachtet auf dem
Sarkophag mit den Reliquien des Heiligen
hinter dem Hochaltar. Ursprünglich soll die-
selbe mit noch zwei in der Pfarrkirche vor-
handenen, Leuchter tragenden Engeln zur
Verzierung einer Kommunionbank gedient
haben, wozu auch der Fuß der Statue recht
gut paßt. Die etwas derbe Figur ist in Gelb-
guß ausgeführt, Haar und Bart sind nach-
ziseliert. Sie ist bekleidet mit Untergewand,
ärmellosem Alantei, Stiefeln und Schlapphut.
In der rechten Hand hielt sie früher eine
Schaufel, die linke hält einen Rosenkranz.
Zwei Löcher an der linken Seite deuten darauf
hin, daß hier noch etwas befestigt war,
vielleicht eine Tasche. Drei Schweinchen
umgeben den Heiligen. 15. Jahrhundert. Die
Statuette ist ohne den Untersatz 37 cm hoch.
ROMANISCHE MALEREIEN
IN PRÜFENING
Literarische und ikonographische Notizen
Von Dr. J. A. ENDRES
Wer sich mit der Eisenbahn von Augsburg
oder Nürnberg her Regensburg nähert,
sieht bald nach dem Überschreiten der Donau-
brücke an der Senkung eines südöstlich der
Donau gelegenen Hügels zwei altertümliche
Türme mitten aus dem Laubdach von Bäumen
emporragen. Sie bezeichnen eine heilige Stätte.
Noch ehe die Türme ihre metallenen Herolde
in die Lüfte hoben, soll dort, so geht eine
uralte Sage, wunderbares Glockengeläute ver-
nommen worden sein. Zeuge dessen sei auch
Bambergs großer Bischof St. Otto gewesen,
da er gelegentlich eines zu Regensburg ver-
sammelten Hoftags fernab vom Getümmel der
Stadt an eben jener Stelle der Ruhe pflegte.
Zugleich sei es ihm wie vormals dem Erz-
vater Jakob vorgekommen, als ob daselbst die
Engel des Himmels auf einer Leiter auf- und
niedersteigen. Das sei Anlaß zur Gründung
des Klosters Prüfening gewesen.
In der Tat stiftete Otto von Bamberg im
Jahre 1109 zu Ehren des hl. Georg das Kloster
METTLACH
KREUZRELIQUIAR, GESCHLOSSEN
Abb. 10, Text S. 759
Prüfening und besiedelte es mit Mönchen
aus der blühenden Pflanzschule erneuerten
benediktinischen Lebens Hirsau. In wenigen
Dezennien rastloser Tätigkeit ist hier der ganze
Bestand der kleinen geistlichen Monarchie einer
Abtei wie aus dem Boden gewachsen mit Kirche
und Kloster und zahlreichen Kapellen, mit Ho-
spital und Wirtschaftsräumen etc. Jetzt nach
acht Jahrhunderten blieb von alle der Arbeit
der Vorzeit an Ort und Stelle nur wenig mehr
übrig. Unter dem wenigen aber nimmt die
Kirche, das alte Wahrzeichen für die ehemalige
Bestimmung des Ortes, die erste Stelle ein.
Vor ihren geheiligten Mauern hat die Macht
der Zerstörung die Waffen gesenkt und so
einem späteren Geschlechte die Möglichkeit
gegeben, durch verständnisvolles Erhalten das
Unrecht zu sühnen, das eine nicht ferne Ver-
gangenheit durch planloses Vernichten aus-
geübt.
Durch eine zweifach abgestufte anspruchs-
lose Pforte treten wir in das Innere der ehe-
dem flachgedeckten dreischiffigen Pfeiler-Basi-
lika. Sie kann die Schule der Hirsauer nicht
verleugnen, die mit diesem Bau erstmals im
Boden Bayerns Wurzeln faßte, und bekundet
in mehreren Eigentümlichkeiten einen Fort-
schritt über die bisher in der Donaugegend
geübte Bauweise hinaus. An die Hirsauer
erinnern das Querschiff im Osten, die Ver-
©W ROMANISCHE MALEREIEN IN PRÜFENING
Cunza + Obeliiga (Ebelingen) dar, • + Stephan 9 •
und Bernowida stiften + Udera (Oudern),
+ Udo Gomes ' und Matgunt ' schenken
Gedsceit und Walamunst (Walmünster),
+ Folmar9 et Berta endlich + Rodena (Roden).
Das Reliquiar stammt aus dem Anfang des
13. Jahrhunderts. Material vergoldetes Kupfer.
Die Abbildung Nr. 6 (S. 157) vergegen-
wärtigt eine Statuette des hl. Wendalinus
aus der Pfarrkirche St. Wendel. Dieselbe
steht heute ziemlich unbeachtet auf dem
Sarkophag mit den Reliquien des Heiligen
hinter dem Hochaltar. Ursprünglich soll die-
selbe mit noch zwei in der Pfarrkirche vor-
handenen, Leuchter tragenden Engeln zur
Verzierung einer Kommunionbank gedient
haben, wozu auch der Fuß der Statue recht
gut paßt. Die etwas derbe Figur ist in Gelb-
guß ausgeführt, Haar und Bart sind nach-
ziseliert. Sie ist bekleidet mit Untergewand,
ärmellosem Alantei, Stiefeln und Schlapphut.
In der rechten Hand hielt sie früher eine
Schaufel, die linke hält einen Rosenkranz.
Zwei Löcher an der linken Seite deuten darauf
hin, daß hier noch etwas befestigt war,
vielleicht eine Tasche. Drei Schweinchen
umgeben den Heiligen. 15. Jahrhundert. Die
Statuette ist ohne den Untersatz 37 cm hoch.
ROMANISCHE MALEREIEN
IN PRÜFENING
Literarische und ikonographische Notizen
Von Dr. J. A. ENDRES
Wer sich mit der Eisenbahn von Augsburg
oder Nürnberg her Regensburg nähert,
sieht bald nach dem Überschreiten der Donau-
brücke an der Senkung eines südöstlich der
Donau gelegenen Hügels zwei altertümliche
Türme mitten aus dem Laubdach von Bäumen
emporragen. Sie bezeichnen eine heilige Stätte.
Noch ehe die Türme ihre metallenen Herolde
in die Lüfte hoben, soll dort, so geht eine
uralte Sage, wunderbares Glockengeläute ver-
nommen worden sein. Zeuge dessen sei auch
Bambergs großer Bischof St. Otto gewesen,
da er gelegentlich eines zu Regensburg ver-
sammelten Hoftags fernab vom Getümmel der
Stadt an eben jener Stelle der Ruhe pflegte.
Zugleich sei es ihm wie vormals dem Erz-
vater Jakob vorgekommen, als ob daselbst die
Engel des Himmels auf einer Leiter auf- und
niedersteigen. Das sei Anlaß zur Gründung
des Klosters Prüfening gewesen.
In der Tat stiftete Otto von Bamberg im
Jahre 1109 zu Ehren des hl. Georg das Kloster
METTLACH
KREUZRELIQUIAR, GESCHLOSSEN
Abb. 10, Text S. 759
Prüfening und besiedelte es mit Mönchen
aus der blühenden Pflanzschule erneuerten
benediktinischen Lebens Hirsau. In wenigen
Dezennien rastloser Tätigkeit ist hier der ganze
Bestand der kleinen geistlichen Monarchie einer
Abtei wie aus dem Boden gewachsen mit Kirche
und Kloster und zahlreichen Kapellen, mit Ho-
spital und Wirtschaftsräumen etc. Jetzt nach
acht Jahrhunderten blieb von alle der Arbeit
der Vorzeit an Ort und Stelle nur wenig mehr
übrig. Unter dem wenigen aber nimmt die
Kirche, das alte Wahrzeichen für die ehemalige
Bestimmung des Ortes, die erste Stelle ein.
Vor ihren geheiligten Mauern hat die Macht
der Zerstörung die Waffen gesenkt und so
einem späteren Geschlechte die Möglichkeit
gegeben, durch verständnisvolles Erhalten das
Unrecht zu sühnen, das eine nicht ferne Ver-
gangenheit durch planloses Vernichten aus-
geübt.
Durch eine zweifach abgestufte anspruchs-
lose Pforte treten wir in das Innere der ehe-
dem flachgedeckten dreischiffigen Pfeiler-Basi-
lika. Sie kann die Schule der Hirsauer nicht
verleugnen, die mit diesem Bau erstmals im
Boden Bayerns Wurzeln faßte, und bekundet
in mehreren Eigentümlichkeiten einen Fort-
schritt über die bisher in der Donaugegend
geübte Bauweise hinaus. An die Hirsauer
erinnern das Querschiff im Osten, die Ver-