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Deutsche Gesellschaft für Christliche Kunst [Hrsg.]
Die christliche Kunst: Monatsschrift für alle Gebiete der christlichen Kunst u. der Kunstwissenschaft sowie für das gesamte Kunstleben — 2.1905/​1906

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Schröder, Alfred: Ein Pfarrkirchenbau von Dominikus Zimmermann
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https://doi.org/10.11588/diglit.53157#0065

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©w EIN PFARRKIRCHENBAU VON DOMINIKUS ZIMMERMANN ^3

-19


MAX KUSCHEL

KREUZABNAHME

IX. Internationale Kunstausstellung in München 1905

Meister das Pfarrkirchenschema zurecht-
legt. —
Wer die Donautalbahn von Donauwörth
aufwärts befährt, wird mit Wohlgefallen das
Auge auf der Pfarrkirche der Station Tapf-
heim ruhen lassen. Ein stattlicher Bau mit
wohlproportioniertem Kuppelturm und gut
gegliedertem Westgiebel bietet sich den Blicken
dar. Bauherr war das reiche Cistercienser-
stift Kaisheim, das hier die Ortsherrschaft,
zwei Drittel vom Großzehnt und das Patronats-
recht inne hatte. Stiftungsrechnungen aus der
Zeit der Erbauung haben sich nicht erhalten.
Doch ist die Bauzeit festgestellt durch eine
Steininschrift an der Nordostecke des Lang-
hauses mit den Buchstaben C. A. Z. K. (Cölestin
[Mermös] Abt zu Kaisheim) und der Jahr-
zahl 1747.
Als Baumeister kann nur Dom. Zimmer-
mann in Betracht kommen. Sein Stil weist
so bestimmte, charakteristische Züge auf, daß
ein Stilgraphologe nicht in Verlegenheit
kommen kann. Der Meister verrät sich in
Tapfheim deutlich in den Fensterformen, in
der Schweifung der Kapitelle an der Pilaster-

architektur des Außenbaues, in der Profilbil-
dung des Gebälkes und in dem Streben nach
zentraler Ausweitung des Mittelraumes, das
hier freilich mehr angedeutet als konsequent
durchgeführt ist.
Die Pfarrkirche zu Tapfheim überrascht im
Außenbau (Abb. S. 50) durch die originelle Bau-
anlage, durch die sehr sorgsam durchgeführte
Pilastergliederung mit dem reichprofilierten
Kranzgesims und durch die reiche und gefällige
Umrißlinie des Fensterausschnittes. Man glaubt
auf den ersten Blick, wenn man sich von Nord-
osten her der Kirche nähert, eine wohlent-
wickelte Querschiffanlage vor sich zu haben.
Östlich vom Langhaus, an der Nordseite des
Chores springt ein Quer bau von der Höhe
des Hauptbaues kräftig über die Fluchtlinie
des Langhauses und noch mehr über die des
eingezogenen Chores vor. Bald überzeugt
man sich indes, daß es sich hier nicht um
ein eigentliches Querschiff handle; denn an
der Südseite des Chores nimmt der Turm
die Stelle des Querschifflügeis ein. Der
Querbau im Norden des Chores birgt in zwei
Geschossen unten die Sakristei, oben ein
 
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