DIE HRNDZEICHNUNGEN-SAMMLUNG DR. HOFSTEDE DE GROOT IM HAAG. II.
zu
in Leiden ziemlich weit auseinander gerückt wurden, näher zusammen zu gehören. Es
find dies die Gruppe eines die Madonna und das Chriftkind anbetenden Königs
(HdG. 1268), eine in Ohnmacht gefallene Maria (HdG. 1272) und der Porträtkopf einer
jungen Frau (HdG. 1279, Abb. 5). Die Entwicklung des Striches auf einen fefteren,
beftimmteren Zug hin ift hier weiter fortgefchrilten, zumal bei dem letztgenannten Blatt,
das vielleicht fchon nach 1640 entftanden ift. Diefe wundervoll leuchtende Bildnisftudie
ift für mich eines der gehaltvollften Blätter der ganzen Sammlung. Die Anbetungs-
gruppe, die in Leiden auf ,.um 1635" datiert wurde, hatte Hofftede de Groot früher
mit der Anbetung der Könige von 1657 im Buckingham Palace in Verbindung ge-
bracht, wohl aber ohne anzunehmen, daß die beiden thematifch fehr ähnlich geftalteten
DarfteHungen fich auch zeitlich nahe ftehen.
Für die Datierung von Kinder- und Ammenfzenen kommen befonders die Jahre
1635—1645 in Betracht als die Zeit, in der Rembrandt Gelegenheit hatte, eigene Kinder
beobachten und zu ftudieren. Auch ftiliftifch laffen fich die meiften derartigen
Blätter ungezwungen in diefe Periode einfügen; fo
fet^t der Leidener Katalog die in der Sammlung be-
findliche Doppelftudie einer eingefchlafenen und einer
ftehenden Wärterin mit einem Wickelkind (HdG. 1298)
wohl mit Recht auf etwa 1638. Mehr Schwierig-
keiten macht der fogenannte „Witwer", ehemals in
der Sammlung Hefeltine (HdG. 1013), den Hofftede
de Groot in feinem Verzeichnis auf 1643—1645 an-
gefetzt hatte, wobei er wohl von der Annahme aus-
gegangen war, daß das Kind, das der „Witwer"
auf feinen Knieen füttert, Rembrandts 1641 geborner
Sohn Titus fei; näher kommt aber dem Stilcharakter
des Blattes die jetzt durch ihn vorgefchlagene Datie-
rung um 1650.
Rembrandts früher Zeichenftil ift, wie gefagt, ver-
hältnismäßig leicht zu determinieren, und feine Ent-
wicklung läßt fich bis in die zweite Hälfte der drei-
ßiger Jahre ohne wefentliche Widerfprüche lückenlos
verfolgen. Auch von der Ausdrucksweife feiner Spät-
zeit haben wir eine ziemlich klare Vorftellung, wobei
der Begriff „Spätzeit" allerdings etwas weit zu faffen
ift. Schwieriger geftaltet fich die Frage hingegen in
der auch für Rembrandt als Maler kritifchen Zeit-
fpanne von etwa 1638 —1646. Während wir aber
bei den Gemälden und auch bei den Radierungen in
einer Reihe von feft datierten Stücken fichere Aus-
gangspunkte haben, fehlen folche bei den Zeich-
. nungen faft vollftändig. Von den wenigen datierten
oder zuverläffig datierbaren Blättern, die es von Rem-
brandt gibt*, ftammt nur eine verfchwindend kleine
Abb. 7. * REMBRANDT, Laufender
Engel.
Federzeidinung, 16,5x5 cm.
* Vgl. die Zujammenfteiiung von Hofftede de Groot auf
S. XIV feines kritifchen Kataioges.
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in Leiden ziemlich weit auseinander gerückt wurden, näher zusammen zu gehören. Es
find dies die Gruppe eines die Madonna und das Chriftkind anbetenden Königs
(HdG. 1268), eine in Ohnmacht gefallene Maria (HdG. 1272) und der Porträtkopf einer
jungen Frau (HdG. 1279, Abb. 5). Die Entwicklung des Striches auf einen fefteren,
beftimmteren Zug hin ift hier weiter fortgefchrilten, zumal bei dem letztgenannten Blatt,
das vielleicht fchon nach 1640 entftanden ift. Diefe wundervoll leuchtende Bildnisftudie
ift für mich eines der gehaltvollften Blätter der ganzen Sammlung. Die Anbetungs-
gruppe, die in Leiden auf ,.um 1635" datiert wurde, hatte Hofftede de Groot früher
mit der Anbetung der Könige von 1657 im Buckingham Palace in Verbindung ge-
bracht, wohl aber ohne anzunehmen, daß die beiden thematifch fehr ähnlich geftalteten
DarfteHungen fich auch zeitlich nahe ftehen.
Für die Datierung von Kinder- und Ammenfzenen kommen befonders die Jahre
1635—1645 in Betracht als die Zeit, in der Rembrandt Gelegenheit hatte, eigene Kinder
beobachten und zu ftudieren. Auch ftiliftifch laffen fich die meiften derartigen
Blätter ungezwungen in diefe Periode einfügen; fo
fet^t der Leidener Katalog die in der Sammlung be-
findliche Doppelftudie einer eingefchlafenen und einer
ftehenden Wärterin mit einem Wickelkind (HdG. 1298)
wohl mit Recht auf etwa 1638. Mehr Schwierig-
keiten macht der fogenannte „Witwer", ehemals in
der Sammlung Hefeltine (HdG. 1013), den Hofftede
de Groot in feinem Verzeichnis auf 1643—1645 an-
gefetzt hatte, wobei er wohl von der Annahme aus-
gegangen war, daß das Kind, das der „Witwer"
auf feinen Knieen füttert, Rembrandts 1641 geborner
Sohn Titus fei; näher kommt aber dem Stilcharakter
des Blattes die jetzt durch ihn vorgefchlagene Datie-
rung um 1650.
Rembrandts früher Zeichenftil ift, wie gefagt, ver-
hältnismäßig leicht zu determinieren, und feine Ent-
wicklung läßt fich bis in die zweite Hälfte der drei-
ßiger Jahre ohne wefentliche Widerfprüche lückenlos
verfolgen. Auch von der Ausdrucksweife feiner Spät-
zeit haben wir eine ziemlich klare Vorftellung, wobei
der Begriff „Spätzeit" allerdings etwas weit zu faffen
ift. Schwieriger geftaltet fich die Frage hingegen in
der auch für Rembrandt als Maler kritifchen Zeit-
fpanne von etwa 1638 —1646. Während wir aber
bei den Gemälden und auch bei den Radierungen in
einer Reihe von feft datierten Stücken fichere Aus-
gangspunkte haben, fehlen folche bei den Zeich-
. nungen faft vollftändig. Von den wenigen datierten
oder zuverläffig datierbaren Blättern, die es von Rem-
brandt gibt*, ftammt nur eine verfchwindend kleine
Abb. 7. * REMBRANDT, Laufender
Engel.
Federzeidinung, 16,5x5 cm.
* Vgl. die Zujammenfteiiung von Hofftede de Groot auf
S. XIV feines kritifchen Kataioges.
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