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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 9.1917

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Heft 11/12
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Der Kunstmarkt
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https://doi.org/10.11588/diglit.26456#0233

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DER KUNSTMARKT — VERSTEIGERUNGEN

Bevorftehende Verweigerungen
BERLIN Am 19. Juni und foigenden Tagen
verweigern PAUL CASSiRER und HUGO HEL-
BiNG in Gemeinfchaft mit dem Münchener Anti-
quar JACQUES ROSENTHAL im Haufe Paui
Caffirer eine außergewöhnliche Graphik-
Sammiung: Die feitenen Biätter, die Eduard
Aumüiier, einer der heften Kenner der Kiein-
meifter und Verfaffer wertvoiier Speziaiwerke,
aufzufpüren verbanden hat. Darunter befinden
fidi Koftbarkeiten, die zum großeu Teiie fogar
in unferen reichften Sammiungen nidit zu finden
find, Biätter, die infoige ihrer Seitenheit kaum
zu fchä§en find.
Chronoiogifch betrachtet beginnt die Koliek-
tion mit israhei van Meckenetn und Martin
Schongauer, von weichem ein herriiches Exem-
plar der „großen Kreuztragung" und der „Maria
der Verkündigung" nebft vieien anderen Arbeiten
da ift. Eine Sammlung für fich biidet die Ab-
teiiung Dürer, denn Aumüiier hatte neben Ver-
ftändnis für Quaiität auch das Giück, zu einer
Zeit zu fammein, wo noch feltene Drucke in
fchönemZuftande zu finden waren, wie die „Große
Fortuna", der „Heilige Euftachius", „Ritter, Tod
und Teufei" oder das Spätwerk „Der Erasmus",
das „Marienleben" in Probedrucken, der „Tri-
umphwagen Maximilians" (1522 mit deutfehem
Text).
Die deutfehen Kleinmeifter erfcheinen vertreten
durch die Behams, Aidegrever, Bink u. a. Auch
von dem gleichzeitigen giänzendften Stecher der
Niederiande, Lukas von Legden ift eine große
Reihe befter Arbeiten in ungewöhniiehen Drucken
vorhanden.
G. A. da Brescia, Montagna, Na'Dat und Bar-
bari vertreten die gleichzeitige Kunftepoche
Itaiiens und leiten zu Marc Anton hinüber, von
dem u. a. das berühmte und feitene Biidnis
Raphaeis in der Sammiung enthaiten ift. Die
Niederländer find mit demfeiben Verftändnis in
großer Reichhaitigkeit zufatnmengetragen, unter-
anderem das Seibftbiidnis Goitzius'. vor der
Schrift, ein Hauptftück der Sammiung. Der
Mittelpunkt diefer Abteilung ift die ftolze
Reihe von Radierungen Rembrandts, unter
denen fich Aumüllers höchfte Koftbarkeit be-
findet: Die Landfchaft mit den drei Bäumen,
ein voliendet fchöner Druck. Landfchaften von
ähniicher Seltenheit und Bildniffe (der große
Coppenol, Rembrandts Mutter, der junge Häring)
und zahireiche andere vortreffiiehe Drucke fchlie-
ßen fich an. Auch Waterloo, Everdingen, Berg-
hem, Potter, Fgt, Dujardin, Dufart und Zuftands-
drucke Oftades müffen genannt werden; ferner
eine kleine Auslefe reiner Abdrucke van Dycks.

Für das geftochene Porträt tritt außerdem eine
große Reihe ausgezeichneter Niederländer wie
Corneiis Visfcher und Biooteling ein. Von dem
Prinzen Rupprecht von der Pfalz ift ein Krieger-
biidnis da. Auch das 18. Jahrhundert ift gut ver-
treten, u. a. durch einige bezeichnende engiifche
Zuftandsdrucke von van Green, Watfon u. a.
HUGO HELBING und PAUL CASSiRER wer-
den im Herbft d. J. die Sammlung von Kaufmann-
Berlin verfteigern. Damit würde eine der be-
deutenden und berühmteften Sammiungen Ber-
iins der Aufiöfung verfallen, die namentlich an
Werken der niederländifchen Primitiven erfter
Ordnung reich ift, daneben aber auch treffliche
Proben älterer deutfeher und italienifcher Maierei,
fowie piaftifche Arbeiten enthält. Dem Verneh-
men nach bieiben die antiken Kunftwerke, voran
der „Kaufmannfche Kopf", von der Verweigerung
ausgefchioffen. Den Katalog bearbeiten die Ge-
heimräte M. J. Friedlaender, v. Falke und
Dr. Goldfchmidt.
Stattgehabte Versteigerungen
BERLIN Auf der Verfteigerung moderner
Graphikaus dem Nachlaß eines Hamburger Kun ft-
freundes bei M. Perl brachte ein Männerakt Otto
Greiners (Rötelzeichnung) 660 M. Eine Lithogra-
phie, Mädchen mit ihrem Brüderchen fdrerzend,
600 M., andere zwifchen 100 und 200, die „Cenzi"
fogar 220M. Liebermanns„7Radierungen" brach-
ten 740 M., eine Kohlezeichnung 660 M., andere
Biätter zwifchen 150 und 350 M. Für Kalkreuths
Lichtwarkbiidnis gab man 250 M., für Kiingers
„Studien" t. Ausgabe, 1030M., Einzeiblätter der
Radierungszgklen brachten zwifchen 80und200M.,
eine Federzeichnung 270 M. Sonft brachten:
Israels „Trödler" 310 M., „Braut" 500 M., Judith
300 M. Ch. Keenes, Auf dem Segeiboot 460 M.,
Im Omnibus 360 M., Im Eifenbahnabteii 310 M.
Brangwyn, „Browninghoufe" 460 M., andere
Blätter 370 und 350 M. Forain, Die Jünger von
Emmaus 280 M., Daumierblätter bis zu 225 M.
Endiich brachten Goyas Defaftros de la Guerre
in Originallieferungen mit denOriginalumfdilägen
1350 M., Einzeiblätter daraus 15—30M.
Die Verfteigerung der Sammlung Gutt-
at ann, die am 18. Mai durch PAUL CASSIRER
und HUGO HELBING ftattfand, zeigte ein wei-
teres Anfteigen der Liebermann-Preife. Das
„Hauptwerk" der badenden Knaben brachte es
bis auf 80000M., wobei wohl mehr dieBedeut-
famkeit des Werkes als feine reine Qualität mit-
fprach, in der ihm jedenfalls das „Haus in Hii-
verfum", das für 41000 M. an die National-

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