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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 9.1917

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Heft 3/4
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Der Kunstmarkt
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https://doi.org/10.11588/diglit.26456#0084

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DER KUNSTMRRKT
DÄNISCHER KUNSTHANDEL Sehr
typifch für Dänemark ift fein Kunfthandei.
Ausgebreitet über die ganze Hauptftadt, zieht
er feine Fäden durch die dänifdie Bevöikerung
viei dichter ais es in größeren Ländern gefchieht
— den knappen drei Miliionen Einwohnern bietet
fich vie) mehr auf diefem Gebiete an ais etwa
in Deutfdiiand. Mit diefer reichen durchgebil-
deten Giiederung des Handeis verbinden fich
aber faft nur mittiere und kieinere Werte. Im
Zusammenhang damit steht es, daß man in
Dänemark, mit verschwindenden Ausnahmen,
nur dänifche Kunft kennt.
Die jeßige Situation, in der das Land unter
einem Goidftrom ungeahnte Möglichkeiten zur
Biüte bringt, zeigt die Verhäitniffe aiierdings
vergrößert — verzerrt. So ift es zu einer ftän-
digen Einrichtung geworden, Biiderauktionen
zu veranstalten; er vergeht keine Woche, in der
nicht in einem der wenigen öffentiichen Säie,
unter denen der der „FriUdstiliing" (Sezessions-
haus) der beiiebtefte ift, oder auch, von den
Künftlern veranftaltet, in Ateliers mehrere foicher
Verweigerungen ftattfinden. Aiierdings ift audi
da wieder die Ausbreitung der Verkäufe größer
ais die Bedeutung der Objekte. Man erzieit
Preife mit der ungefähren Höchftgrenze von
500 Kronen das find, troß Kriegskonjunktur,
für dänifche Verhäitniffe fchon ganz anfehnliche
Bürgerpreife.
Wie es auf einer höheren Stufe damit fteht,
zeigte die auch künftierifch intereffante Ver-
weigerung der nachgelaffenen Werke Hammers-
höjs, die im Akademie-Ausfteiiungsgebäude
ftattfand. Da war wirkiich, zumai Cari Madfen
die Veranftaitung fehr gefchmackvoil infzeniert
hatte, eine Gelegenheit, Leidenfchaft zu zeigen,
aber da biieb der Befuch und das Käuferintereffe
nur auf mittierer Höhe. Es waren nur zwanzig
Arbeiten des Künftiers und darunter nur ganz
wenige in feiner bekannten tgpifdien Art ver-
treten, aber grade die nichttypifchen waren z.T.
erftrangige und importante Stücke, bei denen
es verwundern konnte, daß der höchfte erzielte
Preis (den zahlte das Kopenhagener Mufeum
für einen großen weibiiehen Akt) 10000 Kronen
blieb.
Aite Maierei von Wert ift, wenigftens nach
den jeßigen Erfcheinungen des Kunftmarkts zu
fchließen, ein fehr feltener Artikel in Dänemark.
Eine Auktion, die auch auf diefem Gebiete hier
kürziieh ftandfand, mit Stücken dritten und
vierten Ranges, war, wie man hörte, aus deut-
fchem Händierbefiß eigens für die hiefige Kauf-
iuft zufammengebracht; fie täufchte die Erwar-
tungen nicht.

VERSTEIGERUNGEN
im Ailgemeinen verfteht man auch unter aiter
Kunft nur Dänifches; man fammeit die Träger
der Tradition vom 18. Jahrhundert an, Jens
Juei, Abilgaard, Eckersberg ufw. und zahit dafür
anftändige, aber auch nur Preife, die feiten über
ein paar laufend Kronen hinausgehen.
Von moderner ausiändifcher Kunft kennt man
die deutfehe im Handei gar nicht, die franzöfifche
nur im Mindeftmaß. Erft kurz vor dem Krieg
hat eine größere franzöfifche AusftellungfMiliet,
Deiacroix, Daumier, Corot, Manet, Monet, Sis-
iey ufw.) für die Kunft diefes Landes zu werben
gefucht und ße hat den unerwarteten Erfolg
gehabt, daß ein großer Teii ihrer Biider, wegen
des hereinbrechenden Kriegs, hier bieiben mußte
und nun bis zum heutigen Tage eine Art
dauernder Ausfteiiung in einem Saal der Glyp-
tothek biidet. Aber auch das hat nicht vermocht,
dem Kunfthandei des Landes einen Tropfen
franzöfifchen Biuts einzuimpfen. Die wenigen
Sammier neuerer franzöfifcher Kunft, die es
hier gibt, kaufen in Paris oder Berlin, doch foli
fich darin aiierdings jeßt eine Änderung vorbe-
reiten, wenigftens wenn die Nachricht wahr ift,
die hier aufgetaucht ift: daß einer der „befchia-
genften" Sammier junger Parifer Maierei, Herr
Ingenieur Rump, den Sprung in den Kunfthandei
macht und, nach Parifer und Beriiner Vorbild,
ein großes internationaies Gefchäft mit dem Sohn
des Direktors Madfen, einem jungen Maier, ais
Leiter eröffnet. G.

Bevorstehende Versteigerungen
DIE AUKTION HOLITSCHER ZU
BUDAPEST Die in den Tagen vom 28 Fe-
bruar bis 5. März d.J. im Budapefter Ernft-
Mufeum zur öffentlichen Verfteigerung ge-
langende Sammlung des dortigen Architekten
Robert Holitfcher ift, troßdem fie zu den
jüngften ungarifchen Koliektionen gehört, doch
auch eine der größten, da ihr Befißer im raft-
iofen Eifer und giückiichen Suchen fortwährend
für deren Vermehrung tätig war. Nun hat er
fichentfchioffen, fie wegzugeben und die Auktion
wird gewiß aiigemeiner Teiinahme ficher fein
dürfen. Um fo mehr, ais. den Hauptbeftandteil
derfeiben Porzeiiane des 18. Jahrhunderts bilden,
in erfter Linie folche aus der Wiener Manu-
faktur, dann folche von Meißen, den füddeut-
fchen Fabriken fowie aus der ungarifchen Privat-
manufaktur der Fifcher in Herend, die feit der
Mitte des 19. Jahrhunderts mit feitenerGefchick-
iichkeit Porzeiiane aus wohl allen Fabriken des
18. Jahrhunderts nachzuahmen verftand, daneben

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