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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 9.1917

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Heft 21/22
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Rundschau - Sammlungen
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Ausstellungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.26456#0399

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AUSSTELLUNGEN

falls wirklich gute Porträts von Joos van Cleve
und Ctaus van Utrecht. M. K.
AUSSTELLUNGEN
ERFURT Anläßlich der in Erfurt am 12. und
13. September ftattgehabtenReformationsgedenk-
feier für die Provinz Sachfen ift auch die Luther-
Ausftellung im Hofgebäude des Städtifdien
Mufeums eröffnet worden. Der vom Mufeums-
direktor Dr. Redslob gefchriebene Führer gibt
ein überfichtiiches Bild der einzelnen Abteilungen
und ihres geiftigen Zufammenhanges. Die hier
vereinigten Gegenftände find z. T. von großem
Wert. So z. B. die Univerfitätsmatrikel mit der
Eintragung Martin Luihers, die eine ganze Reihe
koftbarer Miniaturen enthält. Neben einer aftro-
logifch aftronomifchen Handfchrift, die gleichfalls
mit Miniaturen gefchmückt ift, fieht man Druck-
fchriften von Erasmus von Rotterdam, Uirich von
Hutten und Eobanus Heffe, darunter eine mit
deffen eigenhändiger Widmung. Ein ganzer
Schaukaften ift den Erfurter Drucken gewidmet.
Es folgen Original-Lutherdrucke und folche der
Reformatoren, darunter ein Handexempiar des
Philipp Melandithon, Handfchriften von Luther,
Melanchthon, Spalatin, Carlftadt u. a., Schriften
der Gegner Luthers wie Cochläus und Wicel,
Ablaßzettel und eine Ablaßtruhe. Einen Haupt-
anziehungspunkt der Ausfteliung bildet eine Fülle
von Biidniffen Luthers und feiner Zeitgenoffen
in Stichen und Holzfchnitten von Dürer, Cranadi,
Hoibein, Aldegrever, Jenichen, Binck, Lorch und
aus fpäterer Zeit, denen fichReformationsgedenk-
blätter und eine kleine Medaillenfammlung an-
fchiießen. ln dem Altarraum werden prächtige
Abendmahiskannen und Kelche aus den Kirchen
Erfurts und eine Kreuzigung Cranachs aus der
Wittenberger Stadikirche gezeigt.
Die Ausfteilung bleibt bis zum 11. November
geöffnet. P.
HAAG Die Firma J. GOUDST1KKER aus
Amfterdam hat in PULCHR1 STUDIO wiederum
eine ganze Sammlung von Bildern alter nieder-
ländifcher Meifter zufammengebracht. Diefe jähr-
lidien Ausfteliungen beginnen fich gut einzu-
bürgern, da fie in der Tat jedesmal wieder
Neues und viel Schönes zu fehen geben. Das
Hauptbild ift diesmal der Aert de Gelder aus
der Sammlung Nardus, die betende Frau, ein
Werk von beinahe kränktidt feiner Stimmung
und außerordentlidi reizvoll in der deiikaten
Abftufung der braunen, roten und weißen Töne.
Der Gegenftand, die alte, fterbensmüde Frau, und
der Stil erfcheinen hier zu einer vollkommenen
Einheit verfchmolzen. Nächft Aert de Gelder —
diesmal der einzige Vertreter der Schule Rem-
brandts —feffelt befonders Thomas de Keg fer

mit zwei Bildern kleinen Formats, dem hell-
farbigen, vom leßten Jahre her bekannten
Frauenbildnis und einer fchwer deutbaren bib-
lifchen Darftellung: Zwei von einem Engel be-
gleitete Männer blicken aus einer Höhle ins
tiefgelegene Land hinunter, während eine Frau
und ein Mädchen am Boden eine Kaffette mit
Koftbarkeiten öffnen. Das merkwürdige Bild
ift mit dem Monogramm bezeichnet und 1633
datiert, müßte aber auch ohne diefe äußeren
Anhaltspunkte als überaus charakteriftifches
Werk de Kegfers angefprochen werden, ln
den eigentümlich grotesk geftalteten Männern
haben wir ganz offenbar Porträtfiguren vor uns.
Der Ausblick auf dte Landfchaft überrafcht durch
die Feinheit der Malerei. Aus der Reihe kunft-
hiftorifch intereffanter Bilder, die nicht von der
leßtjährigen Ausfteilung fchon bekannt find,
mUffen noch hervorgehoben werden ein in faf-
tigen braunen Tönen flott gemalter einge-
fchlafener Raucher von Härmen Hals und ein
mit dem vollen Namen bezeichnetes und deut-
lich 1683 datiertes Interieur von Pieter de
Hoogh. Das Bild ift fchon von Hofftede de
Groot, damals in einer holländifchen Privat-
fammlung, befcbrieben (Nr. 175), die Originalität
der Bezeichnung aber bezweifelt worden. Seither
hat fie fich als unbedingt echt erwiefen, und
damit reichen die Spuren von P. de Hooghs
Tätigkeit, die man nur bis 1677 glaubte ver-
folgen zu können, um fechs Jahre weiter herab.
Durch feine Qualitäten weiß das Bild wenig zu
feffeln, ift aber ungemein intereffant durch die
ausgefprochene Pointilliermanier, in der die
Lichter gemalt und in einzelne Farben zerlegt
und aufgelöft find. Nicht zu den unbedeutend-
en der ausgeftellten Stücke gehören zwei
Frauenbildniffe von unbekannten Meiftern
etwa aus der Mitte des 17. Jahrhunderts, ln
dem einen mifchen fich holländifche und vlämifdie
Art zu einer lebensvoilen Gefamterfcheinung.
Bei dem andern ift an Govert Flinck gedacht
worden; mir fcheint, daß es Adriaen Hanneman
noch näher fteht. Aus der Fülle der übrigen
Bilder feien wenigftens kurz mit Namen ge-
nannt eine frühe, ftrohgelbe Landfchaft von
A. Cugp, ein prachtvolles Fifchftilleben von
Ifaak van Dugnen, das einem guten Abraham
van Begeren zum Verwechfeln ähnlich ßeht, ein
Abraham Mignon, hübfcher als gewöhnlich,
eine etwas matte wiewohl echte Winterland-
fchaftvon Aert van der Neer, charakteriftifche
Bauernbilder Adriaen van Oftades, zwei
dem Ifaak van Oftade zugefchriebene Winter-
landf-haften, endiich Bilder von Efaias, Willem
und Adriaen van de Velde, Wouwerman
und Wgnants. O. H.

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