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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 9.1917

DOI Heft:
Heft 15/16
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Lüthgen, Eugen: Die Sammlung Dr. Richard von Schnitzler in Cöln, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.26456#0281

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DIE SAMMLUNG
DR RICHARD VON SCHNITZLER IN CÖLN

Von Priv. Doz. Dr. Dr. E. LÜTHGEN

Mit 33 Abbildungen

ie kaum in einer anderen deutschen Stadt fand in Cöln die Leidenschaft, Kunft


V V werke zu fammein, von jeher einen guten Nährboden. In den Refidenzftädten
mögen die fürftiichen Kunftkammern durdi die wunderliche Verbindung von Kunftiiebe
und Kuriofitätenfreude prunkvoller und glänzender wirken, mag häufig auch die
fchrankenlofe Nutzbarmachung der fürftiichen Stellung für die Sammelleidenfchaft gün-
ftigere Ergebniffe erzielt haben, das eigentliche Vorbild des ernften Sammlers, der mit
feinen Werken lebt, aus ihnen dauernd Anregung und Genuß fchöpft und der zugleich
durch ein perfönlich gerichtetetes Wollen, fich bewußt auf ein umgrenztes Gebiet be-
schränkend, der Wiffenfchaft dient, diefes eigentliche Vorbild des Sammlers fand in
Cöln ftets ernftefte Beachtung. Wurde doch die erfte bedeutfame, nach wiffenfchaft-
lichen Grundfarben zufammengeftellte Sammlung durch die Brüder Sulpiz und Mel-
chior Boisseree in Cöln zufammengebracht. Und hatten doch fchon vor den beiden
Boisseree in Cöln Sammler wie A. CI. M. von Merle, W. von Oettlingen-Baltern, Baron
von Hüpfch durch ihren Sammeleifer zahlreiche Kunftwerke der Vernichtung entzogen,
während mit den Boisseree zugleich Wallraf und Lgversberg der deutfchen Kunft wert-
volle Dienfte leifteten. Seitdem wirkte die Überlieferung fort. Alle Cölner Sammler
fügten fich, was den Ernft der wiffenfchaftlichen Auffaffung und die innere Freude an
der Kunft anbetrifft, ihr willig. So Thewalt, Albert von Oppenheim, und der größte
Cölner Sammler der neueren Zeit, der Domkapitular Alexander Schnütgen; fo auch
Heinrich Seligmann, Dr. Leopold Seligmann, Bankier Karl Stein und Dr. Richard von

Schnitzler.

Eine Cölnifche oder rheinifche Sammlung kann, wenn fie auch mit bewußter Abficht
örtlich begrenzt fein mag, nie durch die Enge der künftlerifchen Ausdruckswerte be-
schränkt erfcheinen. Denn alles örtlich Gebundene ift innerhalb der rheinifchen Kunft-
kreife fo viefältig mit den bedeutendsten Werken der führenden Kunftfchulen verknüpft,
daß das Rheinifche uud Cölnifche notwendigerweife zur Erklärung feiner Befonderheit
Niederländifches und Belgifches, Burgundifches und Franzöfifches, Mittelrheinifches,
und damit Süddeutfches berücksichtigen muß. Darin liegt die Erklärung des im allge-
meinen großzügigen Gefamteindruckes einer auf heimifcher Eigenart aufgebauten, rhei-
nifchen Sammlung. Diefes Sich-Verfenken in die allgemeinen Wefenszüge künftlerifcher
Entwicklung bringt es mit fich, daß auch über diefe weitgefteckten Grenzen hinaus die
reine Freude an dem eigentlich Künftlerifchen fortreißend wirkt, fo daß als weitefter,
äußerfter Kreis fich mit der Zeit eine Anzahl Stücke einzuftellen pflegen, die nur locker
mit dem Kerne der Sammlung verbunden zu fein Scheinen. Gerade dadurdi aber ge-
winnen die Cölnifchen Sammlungen eine befondere Note, und zwar jede Sammlung
ihre eigene, da fich gerade in diefen Stücken die perfönliche Neigung des Beßres be-
zeichnend ausfpricht.
Das gilt in befonderem Maße für die umfangreiche Sammlung Dr. Richard von
Schnitter, aus der im folgenden die Plaftik und das Kunftgewerbe Deutschlands,
Belgiens, Hollands und Frankreichs behandelt werden foll.
Von dem eigentlich romanifchen Stil, dem Stil des 12. Jahrhunderts übermittelt die
Goldfchmiedekunft die klarfte Vorftellung', wenn man von der Baukunft und der im
baukünftlerifchen Dienfte Stehenden monumentalen Steinbildnerei abfieht. Aber nicht
mehr das reine Gold, wie in den vergangenen Jahrhunderten, Sondern das Kupfer und
Der Cicerone, !X. Jahrg., Heft 15/16. 2t 265
 
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