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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 9.1917

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Heft 1/2
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Rundschau - Sammlungen
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Ausstellungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.26456#0040

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SAMMLUNGEN ° AUSSTELLUNGEN

köpfe, Mann und Frau, von Adriaen van
Oft ade; die tadeiios frifchen Biider find datiert
1642 und von für den Meifter ungewöhnlich
großem Maßftab. Die Meine Sammlung fran-
zöpfcher Gemälde hat in einem gediegenen
Stilleben von Chardin einen wertvollen Zu-
wachs erhalten, während die Abteilung der mo-
dernen Holländer mit einem Aquarell von Jong-
kind, einem Motiv aus Paris von 1878, be-
reichert wurde. Zu der im Treppenhaufe auf-
geftellten Porzellan- und Gläferfammlung find
ebenfalls wertvolle Stücke hinzugekommen, u. a.
ein Prunkpokal, der in der Literatur als „Lady
Harvegs glass" bekannt ift. O. H.
WIEN Die k. k. öfterreichifche Staats-
galerie hat in der lebten Zeit eine durch-
greifende Neugeftaltung erfahren, die ihrer Be-
deutung gemäß demnächft eingehend gewürdigt
werden foll. r.
AUSSTELLUNGEN
BERLIN Die neuen Arbeiten Erich Heckeis,
die im Dezember bei Paul CASS1RER ausge-
ftellt waren, zeigen den Maler in bedeutsamem
Fortfehreiten. Das allzuherbe, krampfige in Form
und Farbe beginnt [ich zu löfen, und doch bleibt
noch genug und übergenug gefpannte Innerlich-
keit und konftruktive Feftigkeit übrig, ln der
Farbe find die neueften Arbeiten — Landfchaften
aus Flandern und Nordfrankreich undStilleben —
reicher, zarter, von einer neuen, fchüchternen
Anmut und Freudigkeit. Es ift eine neue Reife
und Zukunft in diefen Bildern, die nicht nur
dem Einzelnen zugute kommen wird, und pe
ift am ftärksten in der sogenannten „Ostender
Madonna" fpürbar, die mit dem Braun der beiden
Zeltbahnen, auf die fie gemalt ift, drei Farben
zu einem fchönen und reichen Klange zufammen-
nimmt. Höchft einfach im Aufbau wie in der
Form und kräftig in der Stiliperung derHaupt-
pguren wie der dekorativen Umrahmung ift pe
fo modern und fo zeitlos zugleich, daß man zum
erften Male von einer Meifterleiftung diefer
jüngftenKunft fprechen möchte. Neben Heckei
wirkte Gulbranfon, von dem Zeichnungen und
Malereien ausgeftelit waren (meift Bildniffe)
doppelt unperfönlich in den Arbeiten, die auf
tgpirche Zufpißung verzichten. Von den —
freilich meifterlichen — Karikaturen abgefehen,
glaubte man, nach den Bildniszeichnungen, einen
begabten, aber unfelbständigen Routinier wie-
nerifcher Abgeblaßtheit vor pch zu haben.
Virtuofität, Gefchmack, Begabung fprachen
auch aus der intereffanten Sammlung früher
Arbeiten Albert von Kellers, die an der

gleichen Stelle folgte, alles freilich im Mittelmaß.
Schon* hier zeigte fich die Keller fche Neigung
zum Sonderlichen, teils im Thema, teils in der
formalen Ausprägung und der Auffaffung (wie
in der feltfamen Erweckung von Jairis Töchter-
lein, wo Jefus als verzückter Wunderrabbi ge-
fchildert ift). Das Befte find die Bildnisftudien
in ihrer reinen Hingabe an das Objekt bei fub-
tiler farbiger Behandlung, ln der Sammlung
Rudolf Großmannfcher Arbeiten fchieden fich
zwei Gruppen: neben fchönen, künftlerifch feinen
Landfchaften und Stilleben hingen faft bunte,
primitiver Lokaimalerei angenäherte Landfchaf-
ten aus dem fommerlichen Gebirge, die aber
nicht ganz unbefangen wirkten. Von Wolf
Röhricht fah man Landfchaften in lockerer,
großformiger, an Rösler gefchulter Technik, gute
Arbeiten.
Die CASPERSCHE Kunfthandlung bietet in
ihrer Winterauspellung das gewöhnte abwechs-
lungsreiche Bild, aus dem einige kleinere frühe
Bilder Karl Heffners, ganz unmittelbare, ge-
fättigte Stücke, hervorragen. Auch fonft fieht man
von bekannten Meiftern einiges Ungewohnte:
So von Leiftikow eine frühe, duftige, frifche
Landfchaft in hellem Grün, von Leffer-Urg einen
breit und feft gemalten Mädchenkopf und eine
einfache, farbig reizvolle Landfchaft der Früh-
zeit. Mit einer Kollektion „Deutfche Landfchaft",
Bildern in eigenartiger Paftelltechnik, ftellt fich
Alfred Loges vor. Es pnd einfache Landfchaften,
die beften im Aufbau an Thoma erinnernd, aber
in der Formung erheblich fchwächer.
Das GRAPHISCHE KABINETT (J. B. NEU-
MANN) zeigt gleichfalls eine Gemäldeausftellung,
in der die Künftler, die man hier seit Jahren zu
pnden gewohnt ift, charakteriftifch vertreten pnd.
Befonders bemerkt feien Corinth mit einer feinen,
ganz auf graurofa und blau gepeilten Seeland-
fchaft, Charlotte Behrendt mit einer kräftigen
Dorfftraße, von Ph. Franck eine gar nicht derbe
italienifche Landfchaft, Jofeph Oppenheimers
Blick über Dächer, Spiros Inder und ein unge-
wöhnlich einfaches und zartes Stilieben Hecken-
dorfs. H. Fr.
BONN Kurz vor Weihnachten wurde im
Kunsthaus Hermann Zirkel eine Ausstellung
größeren Stiles eröffnet, die durch den Maler
Prof. Alfred Lüdke und den Freiherrn Franz
Carl von Leoprechting mit Umsicht und Sach-
kenntnis vorbereitet worden ist. Wenn sich auch,
wie in den meisten WeihnachtsaussteMungen,
die Verkaufsware hier recht bemerkbar macht,
so bietet das neue Unternehmen, das von Dauer
sein soll, mancherlei Interessantes. Neben den
archaifierenden Landschaften von Lüdke, dem

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