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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 9.1917

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Heft 3/4
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https://doi.org/10.11588/diglit.26456#0082

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LITERATUR

LITERATUR
DER NEUE KRIEGSBAND DES ALLG. LEXI-
KONS DER BILDENDEN KÜNSTLER. Soeben
ift, allen Hemmniffen zum Trol), der zwölfte
Band des Künftierlexikons erfchienen, der von
dem italienifchen Maler Andrea Fiori bis zu dem
flämischen Stillebenkünftler Jan Fyt reicht und,
was die Sorgfalt der Vorbereitung betrifft, durch-
aus auf der Höhe der früheren Bände fteht.
Die durch den Krieg erfoigte Befchränkung auf
faft nur deutfehe Mitarbeiter hat fogar das Gute
gehabt, daß hier wie an einem Schuibeifpie) die
Überlegenheit deutfeher Kunftforfchung gezeigt
werden kann. Für die mühfame Kompiiation
eines Künftieriexikons eignet fich der immer
leicht disziplinierbare Deutfehe mit feiner Liebe
zu forgfamer Kieinarbeit und mit feiner treff-
iichen methodifchenVorbiidung, wie unfereUni-
verfitäten fie vermittein, weit beffer ais der
Engiänder oder der Franzofe, dem nidit das
Forfchen Seibftzweck ift und der nur ausnahms-
weife den Weg vom Kunftliebhaber zum Kunft-
hiftoriker im eigentlichen Sinne findet. Eigent-
iich aber hätte es nicht erft des Krieges bedurft,
um uns zu überzeugen, daß wir auch ohne
unfere gegenwärtigen Widerfacher ganz gut
wiffenfchaftiidi auskommen können. Ift es doch
eine bekannte Tatfache, daß wir Deutfdien auf
dem Gebiete der Lexikographie die bedeutend-
sten Leitungen aufzuweifen haben. Unferen
iateinifchenWörterbüchern,vom „großen Georges"
bis zum monumentalen Thefaurus Latinitatis,
den die deutfdien Akademien der Wiffenfchaften
herausgeben, haben die anderen Vöiker nichts
Gleichwertiges an die Seite zu ftelien, ebenfo
wenig dem Riefenwerk der Brüder Grimm, oder
diefem großen Künftierlexikon, das aiie Zeiten
und Länder umfaßt und die reichen Ergebniffe
kunftwiffenfehaftiieher Forfchung bis auf die
Gegenwart reftlos verwertet.
Mit befonders gründiidier Sachkenntnis find
die folgenden von Spezialiften verfaßten Artikei
bearbeitet worden: Fifcher von Erlach (Verfaffer
Hans ließe), Govert Flinck (C. Hofftede de Groot),
Peter Flötner (Fr.Fr.Leitfchuh),FIoris (F. Winkier),
MarceHo Fogolino (G. Gronau), Cario und Dome-
nicoFontana (K. Efcher), VincenzoFoppa (G.Pauli),
Jean Fouquet (M. J. Friedländer), Honore Frago-
nard (R. Graul), Piero dei Franceschi (G. Gronau),
Francesco di Giorgio (P. Schubring), Francia und
Franciabigio (G. Gronau), Hans Fries (Fr. Fr. Leit-
fchuh), Heinrich Füger (H. Tieße), Bernardino
Fungai (P. Schubring), Jan Fgt (K. Zoege von
Manteuffel). Da ein fehr großer Teil der deut-
fchen Mitarbeiter zum Heeresdienft eingezogen
und die Verbindungen mit „Neutralien" weit
fchwieriger geworden find als bei Kriegsbeginn,

fo wurde fehr viel mehr ais früher in der Re-
daktion erledigt, mit Hiife einer von Prof. Thieme
angelegten, mehrere taufend Bände umfaffen-
den Handbibiiothek. Die Opferwiiligkeit einiger
Kunftfreunde, die einen Garantiefonds auf-
gebracht haben und eine beträchtiiche Subven-
tion aus dem kaiferiiehen Dispoßtionsfonds ge-
währleiften einen gedeihiiehen Fortgang des
großen Werkes, deffen zwölften Band wir heute
begrüßen dürfen, kaum zehn Monate nach dem
Erfcheinen des eiften. W. B.
HANDBÜCHER FÜR SAMMLER. In der Reihe
vonHierfemannsHandbüehern ift alsIX.Band
von Hans W. Singer ein Handbuch für
Kupferftichfammiungenerfchienen, das auf
Grund einer zwanzigjährigen Praxis ein für das
Mufeumswefen fehr wichtiges Speziaigebiet be-
handelt, aber auch dem Sammier wertvolle Ge-
fichtspunkte vermittelt. Der durch eingehende
bildliche und tabeliarifche Erläuterungen unter-
ftüßte Text verarbeitet die Erfahrungen eines
Mannes von Fach in durchaus perfönlicher, tem-
peramentvoller Form. Er ftüßt fich gleichmäßig
auf die Beobachtungen, die Singer in feiner
Tätigkeit am Dresdener Kabinett zu machen
viele Jahre hindurch Geiegenheit hatte und auf
die nicht unwichtigen Vergieiche, die fich ihm
in den großen übrigen deutfdien und europäi-
fdien Kabinetten aufdrängten. Auf Grund diefer
Erfahrungen entwirft Singer gewiffermaßen den
Idealtgp einer modernen Kupferftichfammlung,
wobei er eben fo fehr die Pfychologie der Be-
fucher und die kunfterzieherifchen Aufgaben der
Anftait feibft zu Rate zieht, wie die fcheinbar neben-
fädilidien Faktoren eines technifchen Verwal-
tungsapparates zu Worte kommen läßt. In diefem
Sinne ift fein Handbuch ein wirklich wertvolier
Ratgeber, den Sammler und Mufeumsfachleute
immer wieder mit Nullen befragen werden.
* *
*
Im Verlag von Richard Carl Schmidt & Co.,
Beriin, der u.a. die hier oft empfohleneBiblio-
thek fürKunft- undAntiquitätenfammler
herausgibt, hat der zuerft im Jahre 1871 von
Graeffe herausgegebene „Guide de I'amateur"
unter dem Titel „Kunftgewerbliche Alter-
tümer und Kuriofitäten" foeben in Bearbei-
tung von Franz M. Feldhaus feine fünfte Auf-
lage erlebt. Auch diefes Handbuch, das — wie
der Untertitel fagt — ein Führer für Sammler
und Liebhaber von Gegenftänden der Kleinkunft.
von Antiquitäten und Kuriofitäten fein wiil, ift
durchaus als praktifchesNachfchlagebuch gedacht,
das mit feiner überfichtlichen Stoffeinteilung
fchnelle Handhaben zur Orientierung fowohl über
Einzelheiten wie über die mannigfachen Gefamt-

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