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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 9.1917

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Heft 3/4
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Ausstelungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.26456#0077

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AUSSTELLUNGEN

AUSSTELLUNGEN
BERLIN Von den beiden Gedächtnisausftel-
iungen des Januar verstärkt die Waidemar
Rösier gewidmete des Saions PAUL CASSiRER
die Empfindung, daß mit feinem Tode der Kunft
überaus viei verioren gegangen ist. Diefe Kunft,
die fich ftufenweis emporhob und nach jeder Aus-
einanderfeßung mit neuen Anregungen und Pro-
biemen, nach anfänglicher Zerriffenheit, in neuer
und ftärkerer Sicherheit und Reife daftand, war
derMeifterfchaft nahe; das Probiem der Farbig-
keit, das leßte auf dem Röslerfchen Wege, war
in den leßten zwei Jahren zur Löfung gediehen,
und die aiierjüngften Landfdiaften mit ihrem
ftarken Leuchten find eine Erfüiiung, wie man
fie fich nicht fchöner wünfchen konnte.
Demgegenüber wirkt die Zwintfcher-Ge-
dächtnisausftehung im KÜNSTLERHAUSE, eine
Ausiefe der Dresdner Frühjahrsdarbietung, be-
fonders biaß. Die Zwintfcherfche Kunft ift nur
von befcheidenem Mitteimaß, und die großen
Abfichten des Künftiers find ihr nicht gut be-
kommen, weit die formende Kraft nicht aus-
reichte. Der vorherrschende Eindruck ist der von
Empfindfamkeit und gedankiicherEigenbrödeiei.
Wie gute Arbeit Zwintfcher bei größerer Ein-
fachheit hätte geben können, zeigt das unge-
wöhniich gute und kräftige Offiziersbiidnis des
ießten Jahres.
SCHULTE zeigt eine neue Reihe der Erier-
fchen Kriegsbiider. Sie weichen nicht viei von
den früher gefehenen ab. Audi hier find die
reinen Zuftandsfchiiderungen herausgehobener
Einzeiköpfe das Befte, obwohi man auch da
nicht aiizu genau hinfehen darf. Die eigentiichen
Kriegsbiider ßnd auch diesmai eine unbehagiiche
Mifchung von piakatmäßiger Pathetik: Ais Er-
iebniffe nicht tief und gefüiit genug und ais fach-
iiche Darfteiiungen zu perföniich-iiiuftrativ.
im GRAPHiSCHEN KABiNETT (J. B. Neumann)
find Gemäide, Aquareiie und Lithographien aus-
gefteiit, die F. Heckendorf vor Saioniki ge-
fchaffen hat. Sie find nicht aiie gieichwertig;
vor vieien fpürt man, daß die ießte Durcharbei-
tung nicht geieiftet werden konnte. Namentiich
einige der großen Köpfe und Landfchaftsiitho-
graphien find für den Anfpruch, mit dem ße auf-
treten, nicht endgüitig genug, und für einfache
Erinnerungs- und Augenbiicksbiider zu an-
fpruchsvoii. Gut find aiie die gebreiteten Land-
schaften mit ihrer wuchtig-ftoßenden Räumiich-
keit, was ja immer die befte Seite Heckendorf-
fcher Leiftungen war. H. Fr.
Unter dem Titei: „DeutfchesBauwefenim
Kriege" hat dieZentraifteiie fürAusiandsdienft

gemeinfam mit dem Bunde deutfcher Verkehrs-
vereine eineAusfteiiung von Photographien deut-
fcher Bauwerke, die im Kriege entftanden find,
in der AKADEMiE DER KÜNSTE veranftaitet.
Die Darbietung, die in erfter Linie propagandi-
ftifchen Zwecken dient, führt, ohne Anfpruch auf
Voiiftändigkeit, eine ftattiiche Reihe zum Teii
gewaitiger Bauwerke vor, die teiis im Kriege,
teils vorher begonnen, erft im Kriege voiiendet
worden find. Neben großen ftädtebauiichen An-
lagen find es vorwiegend Arbeiten der Staats-,
Gemeinden- und Induftriebautätigkeit, aber es
gibt auch genug Betätigungen privater Bautuft,
fo daß die gefamte AusSteiiung dem Baugewerbe
Deutfchiands nach Umfang und Art der Leiftungen
ein gieichmäßig gutes Zeugnis ausfteiit.
BONN Im KUNSTHAUSE ZIRKEL bietet Pro-
feffor Auguft von Brandis eine erlefene Schau
feiner Raumbilder und Blumenftücke. Das eigen-
artige Wefen des Innenbiides tritt uns zurzeit
kaum irgendwo beftimmter und klarer entgegen
als in den Arbeiten dieses Künftiers. Neben
der Umwertung des Lichtes und der Farbe im
Innenraum handelt es fich hier um eine Reihe
künftlerifcher Ausdrucksmittei, deren notwendige
Vorausfeßung eine gründiiche, durch langes For-
fchen erworbene Kenntnis der Gefeßmäßigkeit
der Fläche und des Raumausfchnittes ift. Immer
auf der Suche nach neuen optifchen Reizen hat
Brandis während des letzten Sommers in dem
berühmten „roten Haufe" des Kommerzienrats
Scheibler-Köin in Montjoie Motive und Farben-
harmonien gefunden, die ihn wahrhaft beglücken.
Vielleicht das fchönfte unter feinen leßten Raum-
biidern ift das Scheiblerfche Rokoko-Treppen-
haus in Montjoie, das in Lichtreflexen geradezu
fchweigt.' W. B.
DRESDEN Im Monat Januar ftanden die
Kunftfäle unferer Kulthandlungen und auch die
des Sächfifchen Kunftvereins im Zeichen der
Sonderausfteüungen. Die bedeutungsvolle bot
die GALERIE ARNOLD dar: eine Zufammen-
faffung des bisherigen Schaffens Ludwig von
Hofmanns, der ais Nachfolger Hermann Prelis
feit dem Herbfte vorigen Jahres der Königlichen
Akademie der bildenden Künfte zu Dresden ais
Lehrer angehört. Die Ausfteliung in derGaierie
Arnoid zeigte neben vieien Arbeiten aus dem
gegenwärtigen und eben vergangenen Schaffen
des Künftiers einige bezeichnende Werke für
die ehemaiige Malweife Hofmanns, die aus dem
Impreffionismus hervorgegangen ift. Insgefamt
l'ah man 331 Arbeiten Ludwig v. Hofmanns,
unter ihnen die Kartons und Skizzen zu den
drei großen Wandmaiereien, die der Künftier

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