Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers (9.1917)

AUSSTELLUNGEN ° DENKMALPFLEGE

AUSSTELLUNGEN
BERLIN Die neue Ausheilung der GURUTT-
fchen Kunfthandlung bringt unter anderem eine
Reihe guter, meift fchon bekannter Arbeiten
von Max Pech ft ein und Arbeiten von Lovis
Corinth, darunter die bekannte Bathfeba, die
noch nichts von ihrer fprühenden Saftigkeit ver-
ioren hat, und neben anderem bekannten auch
ein faft unbekanntes Biid: Kaifertag in Ham-
burg, eine Aifteranficht, mit einer Freiheit, Mei-
fterfhaft und Kraft gemait, wie fie nur feiten
erreicht werden.
Die Ausfteiiung des SALONS CASPER ent-
häit u. a. eine Sammiung von Aguareiien von
Storm van Gravesande, hebe,zarteBiätter,die
den Künftier, den man ais eigenartigen Radierer
feit iangem fchäßt, von einer neuen und fehr
gewinnenden Seite zeigt. Aus der Fübe der
übrigen Erfcheinungen merkt man fich ein kräf-
tiges Stibeben und ein tüchtiges Biidnis von
R ö h r i ch t.
im KÜNSTLERHAUSE fieht man eine ver-
fpätete Gedächtnisausftebung fürJofephScheu-
renberg, in der das tüditigfte nicht die etwas
fchwächlichen Nachempfindungen impreffioni-
ftifcher Maierei find, fondern die altmodischen,
foiiden, von biederer Berliner Tradition zeugen-
den Biidniffe der 80 er Jahre und die Skizze
eines Spaziergangs-Biides, die entfernt an die
frühen Arbeiten Kari Stauffers erinnert. H. Fr.
BRÜNN Das hiefige Erzherzog Rainer-
Mufeum veranftaitete eine „Jahrhundert-Aus-
ftebung 1815—1915", die in erfter Linie die Stil-
entwickiung der Wohnungskunft von der Kaifer
Franz-Zeit bis zur Gegenwart veranfchauiichte.
Die Einbeziehung ausgewähiter Werke von
Hauptmeiftern der Maierei des 19. Jahrhunderts
(aus dem Befiße Sr. Durch), d. reg. Fürften von
und zu Liechtenftein) fowie die Beteiligung des
mährifchen Privatbefi^es (fo z. B. Fürft Dietrich-
hein, Sig. Skute§ky-Raigern) erhöhte die rege
Anziehungskraft der Aushebung. r.
WIEN in den Räumen des k. k. öfter reich i-
fchen Mufeums für Kunft und induftrie
fand eine großangelegte Aushebung ftatt, die
das Thema .Kriegergrab und Krieger-
denkmal" nach den verfchiedenften Richtungen
und Mögiichkeiten feiner gegenwärtigen und
künftigen Geftaitung abwandeite. Es ift in erfter
Linie das Verdienft des „Vereins für Denkmal-
pflege und Heimatfchu^ in Niederöfterreich", die
Wanderausftellung der ftädtifchen Kunfthalle in
Mannheim als den Grundftock der neuen Ver-

anftaftung nach Wien verpfianzt und deren öfter-
reichifchen Teil noch beträchtlich erweitert zu
haben. Daneben umfaßte die Wiener Aus-
hebung noch umfangreiche Sonderausftellungen
der ftaatiichenBeratungsftehe für Kriegerehrungen
des kgl. preuß. Kriegs- und Kultusminifteriums,
der Kriegsgräberabteilung des k. u. k. Kriegs-
minifteriums, der Wiesbadener Gefeilfchaft für
Grabmalkunft und der Gefeilfchaft für chriftliche
Kunft in Wien. Das Ziel der überaus instruk-
tiven Veranftaltung ging dahin, für alle Arten
von Kriegerehrungen, die in Stadt und Land
bereitet werden, Rtchtung gebende Löfungen
vorzuführen, bzw. der Klärung jener einfchlä-
gigen Probleme vorzuarbeiten, deren definitive
künftierifche Löfung — dies gilt namentlich für
das „Kriegerdenkmal" — naturgemäß künf-
tigen Zeiten Vorbehalten bleiben muß.
(KÜNSTLERHAUS) Das Lob der Herbft-
ausftellung derKünftlergenoffenfchaft erfchöpft
fich mit der Erwähnung zweier Werke der kürz-
lich verftorbenen Tina Blau (vgl. Cicerone,
Heft 1/2, S. 27), die ihre Umgebung altmeifter-
hch überragten.
ln der 7. Aushebung der „Vereinigung bil-
denderKünftlerinnen Ofterreichs" erwiefen
fich neben F. Harifinger-Zakucka, deren
Gemälden, graphifchen und kunftgewerblichen
Arbeiten mit Recht ein eigener Raum zugebilligt
war, etwa noch V. Petter (mit Bildern und
Textilarbeiten) und die Radiererin M.Auguftin
als kräftige Begabungen. r.

DENKMALPFLEGE
PRAG DieMaria-Schnee-Kircheaufdem
Jungmannplatje, die im Jahre 1347 als Kirche
des Karmeliterklofters von Karl IV. gegründet
worden war, mußte bis zur Durchführung der
Reftaurierungsarbeiten behördlich gefperrt wer-
den, da fich zwei eiferne Mauerfchließen an der
Wölbung gelockert hatten. r.
(POLEN) Eine amtliche Mitteilung des Gou-
vernements Lublin verlautbart eine Reihe ener-
gifcher Maßregeln zum Schule und zur Erhal-
tung der Kunft- und Baudenkmale, der Archive,
Bibliotheken und kunfthiftorifchen Sammlungen.
r.
ZOLKIEW bei Lemberg (Galizien). Hier
wurde auf Anregung der hiefigen Bauexpofitur
der Statthalterei ein Verein zur Erhaltung
der Baueigentümlichkeiten alter Syna-

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