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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 9.1917

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Heft 9/10
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Ausstellungen
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Gesellschaften und Vereine
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https://doi.org/10.11588/diglit.26456#0193

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AUSSTELLUNGEN ° GESELLSCHAFTEN UND VEREINE

Meifters ebenfowenig wie die große Lein-
wand „Meianchoiie" mit ihren brutaien Farb-
gegenfä^en. Unter den Staffeieibridern wirken
im übrigen „Sternennadit" (1899) und die gran-
diofe Freilufrkompoßtion „Damen auf einer
Brücke" (Sammiung Thiei) von 1903 heute faft
eher mit erhöhter ais mit verminderter Kraft;
ihnen reihen fich die prachtvoti diarakteriftifche,
zehn )ahre jüngere Biidnisgruppe „Der Redak-
teur und feine Frau" und die „Arbeiter in Schnee-
landfchaft" (gieidifaiis von 19)3) an.
Unter den übrigen Ausftetiern, die faft alie-
famt Koioriften find, ift zunächft Arne Kavii
zu nennen, der in gtückiichem Sinne von guter
franzöfifcher Kunft beeinflußt fcheint. Ein Biid
wie z. B. das in Rückenanficht gebotene „)unge
Mädchen" wird an Einfachheit und Großzügig-
keit kaum von einer anderen Nummer der Aus-
weitung übertroffen und wäre in der Pinfeifüh-
rung eines Manet würdig. — Audi Soren On-
fager nimmt durch feine fchmetzenden Farb-
töne für fich ein, die feinen Biidern einen ge-
wiffen iyrifchen Reiz verieihen.— Einen großen
Raum nimmt Fienrik Sörenfens Ausfteiiung
ein. in feinen herben, im Koiorit bisweiien et-
was fchmußigen Biidern prägt ßch ein ftarker
Charakter aus. Daß er ein ideaibiid des großen
Myftiker-Romantikers Edgar Poe gefchaffen hat,
ift übrigens ais kennzeichnend für ihnanzufehen.
Den Preis verdienen wohi vor aiiem das „Gudrun"
benannte feeienvoiie Biid eines jungen Mäd-
diens auf einer Treppe (1914) und das der nor-
wegifchen Nationaigaierie gehörige „Inger und
Lutte". — Axei Revoid wagt fich neben bru-
tai reaiiftifchen Biidern wie dem figurenreichen
„Marfeiiier Hafen" und den „Apachen" des
Stockhotmer Nationaimufeums in „Der Traum"
an aiierphantaftifchfte Form- und Farbenexperi-
mente.— Rudolf Thggefen fchickt ein meifter-
iiches Porträt (Nationaigaierie Chriftiania) von
einer an Frans Hais gemahnenden Saftigkeit.—
Endiich ift Per Krohg zu nennen, der es mit
kühner Frechheit, aber auch mit blühendem Hu-
mor darauf aniegt, den „Bürger zu reizen".
Der Kern der franzöfifchen Ausfteiiung
wird von einem Teii der großen Kopenhagener
Ausfteiiung franzöfifcher Kunft vom Sommer 1914
gebildet, die infoige des Kriegsausbruchs nicht
nach Frankreich zurückgebracht werden konnte.
Hinzu kommen Leihgaben dänifcher, norwegi-
fcher und franzöfifcher Mufeen fowie nordifcher
Privatfammler. Alies in aiiem umfaßt die Aus-
fteiiung 104 Nummern (gegen 216 in Kopen-
hagen) und 100 Zeichnungen (gegen 140).
Sie enthäit David (Porträts), Gerard mit
vier Biidniffen, Prachtftücken aus der Sammiung
des fchwedifchen Königs, Ingres, Prudhon,

Gericauit, Deiacroix (fieben Biider, deren
beftesder Römifche Hirte ift), Decamps(Reiter-
biid aus Afrika); ferner Daumier mit feiner
„Dramatifchen Szene" und dem außerordent-
iichen Biid einer Wäfcherin am Kai.
Die Barbizonfdiuie ift am bemerkenswerteften
durch Miiiets Allegorie des Todes dargefteiit.
Daneben ßnd die Landfehafter Daubigng, Th.
Rousseau, Corot fämtiieh mit hervorragenden
Werken repräfentiert. Den Impreffionismus ver-
treten Manet, u. a. mit dem „Abßnthtrinker"
(1859), der vor wenigen Tagen in den Befiß der
Kopenhagener Giyptothek übergegangen ift, Re-
noir mrt der gewaitigen Künftlergruppe „Bei
Mutter Antoine" u. a. Ferner find Ciaude Mo-
net, Pissaro, Sisieg, Degas, Guiilaumin,
die Neoimpreffioniften Signac und Seurat,
Raffaeii und Berthe Morrissot zu nennen.
Mit Cezanne, Gauguin und van Gogh, die
befonders gut vertreten find, fchiießt die Aus-
fteiiung ab. M. K.
TIFLIS Die hiefige GEORGISCHE HISTO-
RISCH- ETHNOGRAPHiSCHE GESELLSCHAFT
hat eine Ausfteiiung aitgeorgifcher Kirchen-
fresken veranftaitet, die in weiten Kreifen des
Kaukafus durch ihren eigenartigen Charakter
und dadurch, daß fie die erfte ihrer Art ift,
größtes Intereffe erregt hat. M. K.

GESELLSCHAFTEN UND
VEREINE
DRESDEN Der DRESDNER MUSEUMS-
VEREIN verfendet den Bericht über feine
Tätigkeit im Jahre 1916. Diefe weift erfreu-
iicherweife keinen Rückgang gegen die Vorjahre
auf, foweit durch fie die Förderung der Künfte
betroffen wird; ja, gegenüber den Jahren 1915,
1914 und 1913 hat der Verein fogar im ver-
gangenen Jahre befonders reicheMith i (34055 M.)
bereitfteiien können. Hiervon wurde für die
KO.\iIGL. GEMÄLDEGALERIE ZU DRESDEN
das Biidnis des Generaifeidmarfchaiis v. Hinden-
burg von Prof. Hugo Vogei erworben; dem
KONiGL.KUPFERSTiCHKABINETT ZU DRES-
DEN fchenkte der Verein eine aquareiiierte Ge-
wandftudie Anfeim Feuerbachs zu einer der
heiiigen Frauen auf feiner „Beweinung Chrifti",
weiter zwei Bieiftiftzeichnungen von Eugen
Kirchner und eine Tufchzeichnung von Heinr.
Roth fowie 16 Radierungen von Kari Koepping
und endiich noch einige Arbeiten von Max
Kiinger, Otto Greiner und Emii Oriik. Auch

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