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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 9.1917

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Heft 9/10
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Frankhauser, Georg Friedrich: Sacra Regni Hungariae Corona
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https://doi.org/10.11588/diglit.26456#0183

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SRCRH REG NI HUNGARIRE C 011(3IHR
Von Archivrat FRANKHAUSER
Tn feinen, im Februar-Heft des „Cicerone" mitgeteilten, gerade in dem jeßigen Augen-
1 bück fehr zeitgemäßen und iefenswerten Ausführungen hat Marc Rofenberg die
bisherigen Ergebniffe der kunfthiftorifchen Forfchungen über die Stephanskrone zu-
fammengefaßt. Er ift hierbei zu dem Schiuffe geiangt, daß wir zwar über die den
Hauptbeftandteil der ungarifchen Königskrone bildende Dukas-Gezakrone zur Genüge
unterrichtet find, über die heute mit ihr zu einem Ganzen verbundene Stephanskrone
fidleres jedoch fo gut wie nichts wiffen. Weder über die Zeit ihrer Entftehung, noch
über den Ort ihrer Anfertigung, noch über die Art des bei den an der Krone ange-
brachten Zeiienfchmeizen verwendeten Stiis, noch über die Steiiung, die diefe Arbeiten
in der Gefchichte der damals im Abendiand zu neuer Biüte gelangten Technik des
Zeiienfchmeizes einnehmen, herrfcht vöiiige Klarheit. Ja nicht einmai über das Außere
der Stephanskrone find wir hinreichend unterrichtet, denn das vorhandene Abbiidungs-
materiai ift unvoiiftändig und für eingehende Unterfuchungen jedenfatls ungenügend.
Auf die Frage nach der hiftorifchen Begiaubigung der Stephanskrone ift Rofenberg,
der ganzen Aniage und den Abfichten feiner Abhandiung entfprechend, nicht ein-
gegangen; mit voiiem Rechte hat er jedoch an verfchiedenen Stehen feiner Arbeit
nachdrückiich hervorgehoben, daß wir uns auch hier überah auf fchwankendem Boden
bewegen. Es dürfte daher wohi angebracht fein, im Anfchiuffe an Rofenbergs Arbeit
auch an diefer Stehe einmai die Ergebniffe der bisherigen Forfchungen zufammenzu-
faffen und feftzuftehen, wieviei uns an ficher beglaubigten Tatfachen aus der älteften
Gefchichte der Stephanskrone überliefert ift.
Bekanntlich befißen wir für die Erzählung von der Überfendung der Königskrone
durch Papft Sglvefter 11. an König Stephan 1. zwei Berichte in der Buhe des Papftes
Sylvefters 11. vom 17. März des Jahres 1000 und in Hartwichs Vita Stephani. Wenden
wir uns zunächft der Buhe Sglvefters 11. zu. ln diefer Urkunde fpricht der Papft „dem
Stephan, Herzog der Ungarn, feinen Dank dafür aus, daß er durch Aftricus, Bifchof
von Kalocfa, fein Königreich und Volk dem hlg. Petrus gefchenkt habe. Er gibt ihm
beides zurück unter der Bedingung, daß feine durch die Vornehmften des Volkes ge-
wählten Nachfolger jedesmal die Beftätigung durch die römifchen Päpfte nachfuchen
follten. Gleichzeitig überfendet er ihm eine Königskrone, die vordem dem Herzoge
der Polen beftimmt war, geftattet ihm die Führung des Königstitels und überträgt ihm
das Recht, die kirchlichen Verhältniffe Ungarns zu ordnen" h Es befteht wohl heute,
abgefehen von den ungarifchen Gefchichtsfchreibern, kaum noch ein Zweifel, daß wir
es hier mit einer Fälfchung zu tun habend Die Gefchichte diefer Fälfchung und ihrer
Aufdeckung indeffen ift fo lehrreich, daß wir mit einigen Worten auf diefelbe eingehen
wollen. Zum erftenmal taucht die Urkunde auf in dem im Jahre 1644 gedruckten
erften Bande der Annales ecclefiaftici regni Ungariae von Inchofer^, der uns gleich-
zeitig über ihre Schickfale des näheren unterriditet hat. Darnach wurde die Urkunde
bereits im Jahr 1550 in dem Archiv der Kirche zu Trau durch den fpäteren Erzbifchof
von Gran, Antonius Verantius, aufgefunden. Nach deffen Tode wechfelte fie mehrfach

* Vgl. Jaffe, Regesta pontificum Romanorum ^ Nr. 3909. Der am leichteften zugängiidie Druck
der Bulle bei Olleris, Oeuvres de Gerbert, pape sous le nom de Sglveslre 11. Clermont-Ferrand,
Paris 1867. S. 147-149. — ' Vgl. zur Frage der Fäifdiung Wattenbach in MGH. SS. XI, 233 An-
merk. 35; Büdinger, Ofterreichifche Gefchichte bis zum Ausgange des dreizehnten Jahrhunderts 1,
404—405, Anmerk. 1; Huber, Gefdiichte Ofterreichs. I, 148, Anmerk. 1. — " Bd. 1. 256.

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