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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 9.1917

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Heft 5/6
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Stoehr, August: Neuerwerbungen des fränkischen Luitpold-Museums in Würzburg in den Jahren 1914 und 1915
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https://doi.org/10.11588/diglit.26456#0097

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NEUERWERBUNGEN DES FRÄNKISCHEN
LUITPOLD-MUSEUMS IN WÜRZBURG IN
DEN JAHREN 1914 UND 1915
Mit 19 Abbildungen Von AUGUST STOEHR


Tn der Abteilung der mitteialterlichen Denkmale werden [eit Jahren [chon einzelne
1 Skulpturen und baupla[ti[che Re[te aus der in der Mitte des 12. Jahrhunderts er-
bauten Benediktinerabtei zu Neujtadt am Main aufbewahrt; neuerdings kamen wieder
zwei reich verzierte Kapitale aus rotem Sandftein hinzu, die dort bei Bauarbeiten ge-
funden worden waren. Beide haben an den vier Ecken derb gebildete Köpfe, die mit
[treng ftilifiertem Laub- und Rankenwerk verbunden find. Vielleicht haben wir es mit
Rcften des ebenfalls um die Mitte des 12. Jahrhunderts erbauten, aber 1615 vollftändig
umgebauten Kreuzganges zu tun.
Im Gegenfal^ zu diefen, eine herbe Strenge atmenden Arbeiten aus Neujtadt fteht
das große Kapital aus feinkörnigem graugelben Sandftein, das mitfamt der Bafis nach
der notwendig gewordenen Auswechfelung aus dem fogenannten Wenzelfaal des
Grafen Ekardbaues, dem älteften Teil des Würzburger Rathaufes in das Mufeum über-
tragen wurde. Graf Ekard hat den Saal nach Maders Unterteilungen ^ um die Wende
des 12. Jahrhunderts auf dem älteren Erdgefchoß neu aufgebaut. Das Kapital, das
ein glänzendes Beifpiel der hochentwickelten romanifchen Bauplaftik ift und mit zu
dem Beften gehört, was diefe nicht nur in Franken, fondern überhaupt auf deutfchem
Boden hinterlaffen hat, befteht aus drei Reihen von dachziegelig angeordneten Palmetten;
aus einzelnen der auf gerollten Blattwerkendigungen lugen zierliche Köpfchen (Abb. 1).
Auch eines der Knofpenkapi-
täle vom Eingang des Turmerd-
gefchoffes, von denen Mader
annimmt, daß fie in der Mitte
des 13. Jahrhunderts eingefügt
wurden, ift nach feiner kürzlich
vollzogenen Auswechfelung in die
Sammlungen gelangt.
Von den Höfen, die im Jahre
1270 dem an ihrer Stelle erbau-
ten Auguftinerklofter in Würzburg
— dem heutigen alten Gymna-
fium — weichen mußten, kam
kürzlich bei Umbauarbeiten noch
ein hübfches Überbleibfel zum
Vorfchein, eine kleine primitive
Säule mit trapezförmigem Käm-
pfer, die vom Königl. Staatsmini-
jterium des Innern als Gefchenk
überwiefen wurde. Sie hat mit
einem bei der Aufdeckung des

t Die Kunftdenkmäler des König-
reichs Bagern, Band Unterfranken,
Heft Würzburg, S. 562.

Abb. 1. Kapitäi aus dem fog. Wenzelfaai des Grafen
Ekardbaues, Würzburg.

Der Cicerone, iX. Jahrg-, Heft 5/6

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