DIE SAMMLUNG DR. RICHARD VON SCHNITZLER IN CöLN
Abb. 1. Aquamanile. Bronze.
Erz find die bevorzugten Stoffe. Und zwar in einer künftlerifchen Behandlung, der
der klare und fchöne Fluß der Linie und oft damit verbunden die kraftvoll fich von-
einander abfei^enden, tiefen und fatten Töne prunkvoiler Farben den reichen und inner-
lichen Stimmungsgehalt vermitteln.
Das Aquamanile der Sammlung von Schnitter in Geftalt eines Löwen ift als inter-
effanter Bronzeguß der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts anzufprechen (Abb. 1).
Eine örtliche Bestimmung oder der Hinweis auf eine beftimmte Werkftatt ift bei diefen
allerwärts in den Goldfchmiedewerkftätten Wefteuropas hergeftellten, oft handwerks-
mäßigen Arbeiten unmöglich. Auch eine zeitliche Begrenzung ift nicht einfach, da
gerade bei diefem kirchlichen Gebrauchsgerät die Uberiieferung eine bedeutfame Macht
darftellt. Doch weifen verfchiedene Merkmaie auf eine verhältnismäßig fehr frühe
Entftehung, etwa kurz nach der Mitte des 12. Jahrhunderts. Die wunderlichen Maß-
verhältniffe des Tierkörpers, die übergroße Länge im Verhältnis zur Höhe, die feltfame,
faft noch ottonifch malerifche Weichheit der Rundungen des fpiegelnden Metailes, die
platten, rundiich umgebogenen Füße, endlich die in flachen Rillen zeichnerifch in die
Oberfläche des Haifes eingeri&te Mähne find aus ottonifchen Überlieferungen des
11. Jahrhunderts zu erklären. Ähnliche langgeftreAte Tierkörper finden fich auf den
fpätottonifchen Steinreiiefs mit Darftellungen des Tierkreifes in der Abteikirche in Brau-
weiler, ferner auf dem Rückdeckel eines Buches mit Evangeliftenfgmbolen, einer deut-
fdienEifenbeinfchni^erei des 12. Jahrhunderts imKunftgewerbe-Mufeum in CölnL Gerade
dort find die weichen Rundungen der Oberfläche wie auch die gefchmeidig ornamentale
* Abb. Hirths Formenfchafi, München, 1905, Nr. 89.
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Abb. 1. Aquamanile. Bronze.
Erz find die bevorzugten Stoffe. Und zwar in einer künftlerifchen Behandlung, der
der klare und fchöne Fluß der Linie und oft damit verbunden die kraftvoll fich von-
einander abfei^enden, tiefen und fatten Töne prunkvoiler Farben den reichen und inner-
lichen Stimmungsgehalt vermitteln.
Das Aquamanile der Sammlung von Schnitter in Geftalt eines Löwen ift als inter-
effanter Bronzeguß der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts anzufprechen (Abb. 1).
Eine örtliche Bestimmung oder der Hinweis auf eine beftimmte Werkftatt ift bei diefen
allerwärts in den Goldfchmiedewerkftätten Wefteuropas hergeftellten, oft handwerks-
mäßigen Arbeiten unmöglich. Auch eine zeitliche Begrenzung ift nicht einfach, da
gerade bei diefem kirchlichen Gebrauchsgerät die Uberiieferung eine bedeutfame Macht
darftellt. Doch weifen verfchiedene Merkmaie auf eine verhältnismäßig fehr frühe
Entftehung, etwa kurz nach der Mitte des 12. Jahrhunderts. Die wunderlichen Maß-
verhältniffe des Tierkörpers, die übergroße Länge im Verhältnis zur Höhe, die feltfame,
faft noch ottonifch malerifche Weichheit der Rundungen des fpiegelnden Metailes, die
platten, rundiich umgebogenen Füße, endlich die in flachen Rillen zeichnerifch in die
Oberfläche des Haifes eingeri&te Mähne find aus ottonifchen Überlieferungen des
11. Jahrhunderts zu erklären. Ähnliche langgeftreAte Tierkörper finden fich auf den
fpätottonifchen Steinreiiefs mit Darftellungen des Tierkreifes in der Abteikirche in Brau-
weiler, ferner auf dem Rückdeckel eines Buches mit Evangeliftenfgmbolen, einer deut-
fdienEifenbeinfchni^erei des 12. Jahrhunderts imKunftgewerbe-Mufeum in CölnL Gerade
dort find die weichen Rundungen der Oberfläche wie auch die gefchmeidig ornamentale
* Abb. Hirths Formenfchafi, München, 1905, Nr. 89.
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