DOI issue:
Heft 15/16
DOI article:Lüthgen, Eugen: Die Sammlung Dr. Richard von Schnitzler in Cöln, [1]
DOI Page / Citation link:https://doi.org/10.11588/diglit.26456#0283
DIE SAMMLUNG DR. RICHARD VON SCHNITZLER IN CÖLN
Abb. 2. Emäiiplatte. Limoges.
Führung des Umrißes, endlich die Bildung der
Füße verwandt. Weiterhin auf der Wandmalerei
mit dem thronenden Chriftus und den Evan-
geliften in der Apfis der Ktofterkirche in Knecht-
Abb. 4. Reliquien fchrein. Limoges.
fteden, die auch dem 12. Jahrhundert angehört. Die völlig bewegungslofe, monumen-
tale Ruhe in der FrontalfteMung entfpridit dem Löwen des Denkmals Heinrich des Löwen
in Braunfchweig*, das um 1166 entftand; entfpricht auch der großzügigen und zugleich
in der Oberflächenbehandlung noch weichlichen Art des fogenannten Wolframleuchters
im Dom zu Erfurt^, der kurz nach 1150 anzufeßen ift. So weifen alle Merkmale des
Zeitftiles auf die Mitte des 12. Jahrhunderts. Will man nicht ein übertriebenes Haften
an der Überlieferung annehmen, fo mag die Annahme, daß das Aquamanile um die
Mitte des 12. Jahrhunderts entftand, die größte Wahrfcheinlidikeit für fich haben.
Der Kupferfchmelz entfprach durch feine ansdrucksvolle Zeichnung und farben-
glühende Wirkung neben den gegoffenen und gravierten Werken der Kleinplaftik am
meiften der feelifchen Stimmung diefer im Religiöfen gebundenen Künftler; fo fehr,
daß der farbige Prunk der Schmelzarbeit die anderen Zierkünfte des Metalls oft zu
überwuchern droht. Das mag der Grund der häufig virtuofenhaften Ausgeglichenheit
der Schmelzarbeiten fein, die infolge ihrer fcheinbar felbftverftändlichen Vollendung
den Eindruck des allzu leicht Vollendeten, des Gekünftelten machen. Der Gruben-
fchmelz, der dem Künftler eine unvergleichliche Freiheit der Zeichnung, fowohl der eigent-
* Abb. ebenda, Taf. IX.
s Abb. Creuß: Die Anfänge des monumentalen Stiles in Norddeutfdiiand, Cöln, 1910, Taf. X.
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Abb. 2. Emäiiplatte. Limoges.
Führung des Umrißes, endlich die Bildung der
Füße verwandt. Weiterhin auf der Wandmalerei
mit dem thronenden Chriftus und den Evan-
geliften in der Apfis der Ktofterkirche in Knecht-
Abb. 4. Reliquien fchrein. Limoges.
fteden, die auch dem 12. Jahrhundert angehört. Die völlig bewegungslofe, monumen-
tale Ruhe in der FrontalfteMung entfpridit dem Löwen des Denkmals Heinrich des Löwen
in Braunfchweig*, das um 1166 entftand; entfpricht auch der großzügigen und zugleich
in der Oberflächenbehandlung noch weichlichen Art des fogenannten Wolframleuchters
im Dom zu Erfurt^, der kurz nach 1150 anzufeßen ift. So weifen alle Merkmale des
Zeitftiles auf die Mitte des 12. Jahrhunderts. Will man nicht ein übertriebenes Haften
an der Überlieferung annehmen, fo mag die Annahme, daß das Aquamanile um die
Mitte des 12. Jahrhunderts entftand, die größte Wahrfcheinlidikeit für fich haben.
Der Kupferfchmelz entfprach durch feine ansdrucksvolle Zeichnung und farben-
glühende Wirkung neben den gegoffenen und gravierten Werken der Kleinplaftik am
meiften der feelifchen Stimmung diefer im Religiöfen gebundenen Künftler; fo fehr,
daß der farbige Prunk der Schmelzarbeit die anderen Zierkünfte des Metalls oft zu
überwuchern droht. Das mag der Grund der häufig virtuofenhaften Ausgeglichenheit
der Schmelzarbeiten fein, die infolge ihrer fcheinbar felbftverftändlichen Vollendung
den Eindruck des allzu leicht Vollendeten, des Gekünftelten machen. Der Gruben-
fchmelz, der dem Künftler eine unvergleichliche Freiheit der Zeichnung, fowohl der eigent-
* Abb. ebenda, Taf. IX.
s Abb. Creuß: Die Anfänge des monumentalen Stiles in Norddeutfdiiand, Cöln, 1910, Taf. X.
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