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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 9.1917

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Heft 3/4
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Rosenberg, Marc: Sacra Regni Hungariae Corona
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https://doi.org/10.11588/diglit.26456#0065

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SACRA REGN1 HUNGRR1AE CORONA


Rbb. 3. St. Petrus
an der Pala d'oro in Venedig
(Durand Nr 35).

Abb. 4. Johannes Ev.
an der Paia d'oro in Venedig
(Durand Nr. 30).

damit kommen wir nicht viei weiter, weil es [ich um Arbeiten handett, deren Pro-
venienz und Datierung noch nicht feftfteht. Wohen wir troßdem diesen Weg gehen,
fo bieten [ich uns zwei Rundmedailions dar, die DiehP ins 10.—11. Jahrhundert [et)t.
Es [ind die Brujtbiider Petri und des Evangelijten Johannes, die wir in Abb. 3 und 4
zeigen, ln gewijjen Zügen gehen [ie mit den gleichbenannten Heiligen der Silvejter-
krone konform, wo wir bei Petrus die auffallende, fagen wir wollige Haarmaffe, bei
Johannes den [trähnigen Bart finden. Da diefe Merkmale bei der Krone faft bis zur
Karikatur übertrieben find, könnte man zur Not an eine Abhängigkeit von den Schmelzen
der Pala, jedenfalls aber an eine gemeinfame Quelle denken.
Größer im Format und bedeutfamer in der Kompofition ift der thronende Chriftus,
zwifchen zwei Lebensbäumen mit den Bildern von Sonne und Mond rechts und links,
gegenwärtig auf der Kreuzung der beiden Bügel angebracht. Das Loch in der Mitte,
das unfere Abb. 2 allzu deutlich zeigt, ift das Zeugnis des fpäteren Eingriffs zur Be-
feftigung des Kreuzes '.
Im Blick fowohl des Chriftuskopfes wie der Apoftel, die wir in Abb. 2 kennen ge-
lernt haben, bemerken wir ein auffallendes Konvergenzfchielen. Wir finden das auf
Zellenfchmelzen nicht gerade oft, aber wir können es doch auf mehreren Stücken nach-
weifen. So auf einzelnen Medaillons der Mitra in Stockholm und auf dem Mutter-
gottesbild eines der Handfchuhe in Brixen, lauter abendländifchen Arbeiten, die oben-
drein ftiliftifch eng zufammengehören. Da die Mitra, wenn auch ein gutes Stück jünger,
auch mit den Schmelzen der Pala verwandt ift, die wir in Abb. 3 und 4 gezeigt haben,
werden fowohl diefe als auch unfere neun Zellenfchmelze unfehlbar in den abend-
ländifchen Kreis hineingezogen. Als man von diefen Vergleichspunkten noch keine
* Charles Diehl, Manuel d'art byzantin, Paris 1910, S. 657.
s Der Zeichner hat die Öffnung nur graphifch konftruiert, nicht natürlich wiedergegeben, denn
es ift fehr unwahrfcheiniich, daß er das Kreuz abgenommen habe, um fie zu fehen. Durch einen
Stoji, den die Krone irgendeinmal erlitten hat, fteht das Kreuz jeßt fdiief. Ohne Grund fieht man
darin ein myftifdies Symbol, das neuerdings fogar in das Münzbild übernommen worden ift.

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