SACRA REGN1 HUNGAR1AE CORONA
Dukas-Gezakrone vor. Das abendländifche und das morgenländifche Bildwerk ftehen
aber einander fo nahe, als ob das erftere nach dem leßteren kopiert fei, trotzdem follte
das abendländifche älter fein.
Auch eine andere Vergleichung drängt fich in demfelben Sinne auf. Der abend-
ländifchen Ornamentik ift die auf den Apoftelbildern vorkommende Art der Zufammen-
ftellung von Vögeln und Zierformen nicht geläufig. Und es macht uns ftußig, wiederum
in Budapeft und wiederum an einer Krone, wiederum in Zellenfchmeiz und wiederum
an einem Stücke, das jünger ift, als die Apoftelbilder fein follen, verwandte Motive
zu fehen, die faft Vorbilder fein könnten. Es handelt fich um die fogenannte Monomach-
krone im Mufeum Budapeft, die etwa 1042—1054 entftanden fein mag und zweifellos
byzantinifch ift. Wir zeigen in Abb. 5 eine der Platten, und man wird fehen, daß
das ornamentale Spiel die Elemente in befferer Verbindung zeigt als auf den Apoftel-
bildern und deshalb als älter angefehen werden könnte.
Die Bedenken, die fich durch derartige Erörterungen erheben, drohen unfere her-
gebrachten Anfchauungen zu untergraben, und es wäre bedenklich, fie ohne Einfchrän-
kung wuchern zu laffen, um fo mehr, als fie auch noch hiftorifches Material in ihren
Dienft ftellen wollen.
Dann ein Leßtes.
Papft Gregor VH. berichtet in einem Schreiben
vom 28. Oktober 1074\ daß Kaifer Heinrich Hl.
„ad corpus Petri lanceam coronamque transmisit".
Czobor und Radifics, die mit diefer Stelle ar-
beiten, nehmen an, es handle fich um die Sil-
vefter-Stephanskrone und um eine Lanze. Diefe
letztere, fagen fie, fei zurückgekommen, von
der Krone werde das aber nicht bezeugt. Sie
machen diefes bedenkliche Stillfchweigen un-
fchädlich, indem fie entgegenhalten, daß die
Krone zurückgekommen fein muß, weil wir fie
ja in Händen haben. Ich kann diefer Argumen-
tation um fo weniger folgen, als fich gegen die
Quelle felbft und gegen die Ausführungen von
Czobor-Radifics gewiffe Bedenken erheben. So-
bald aber einmal der Verdacht ausgefprochen
ift, die Krone fei nach Rom gekommen, aber
nicht wieder zurückgebracht worden, wird der
Zwang immer drückender, fich durch Autopfie
und Forfchung davon zu überzeugen, ob die
vorhandene auch wirklich aus der Zeit Stephans
des Großen ift.
So verdichten fich die Fragen, die um die
' Jaffe, Bibliotheca rerum germanicarum H. Monu-
menta Gregoriana S. 128. Idi verdanke diefen Hin-
weis, fowie mancherlei andere Belehrung Herrn Ardiiv-
rat Dr. Frankhaufer-Karlsruhe.
Abb. 5. Kaiferin Zoe, Monomachkrone,
Budapeft.
Zellenfchmelz, natürliche Größe.
51
Dukas-Gezakrone vor. Das abendländifche und das morgenländifche Bildwerk ftehen
aber einander fo nahe, als ob das erftere nach dem leßteren kopiert fei, trotzdem follte
das abendländifche älter fein.
Auch eine andere Vergleichung drängt fich in demfelben Sinne auf. Der abend-
ländifchen Ornamentik ift die auf den Apoftelbildern vorkommende Art der Zufammen-
ftellung von Vögeln und Zierformen nicht geläufig. Und es macht uns ftußig, wiederum
in Budapeft und wiederum an einer Krone, wiederum in Zellenfchmeiz und wiederum
an einem Stücke, das jünger ift, als die Apoftelbilder fein follen, verwandte Motive
zu fehen, die faft Vorbilder fein könnten. Es handelt fich um die fogenannte Monomach-
krone im Mufeum Budapeft, die etwa 1042—1054 entftanden fein mag und zweifellos
byzantinifch ift. Wir zeigen in Abb. 5 eine der Platten, und man wird fehen, daß
das ornamentale Spiel die Elemente in befferer Verbindung zeigt als auf den Apoftel-
bildern und deshalb als älter angefehen werden könnte.
Die Bedenken, die fich durch derartige Erörterungen erheben, drohen unfere her-
gebrachten Anfchauungen zu untergraben, und es wäre bedenklich, fie ohne Einfchrän-
kung wuchern zu laffen, um fo mehr, als fie auch noch hiftorifches Material in ihren
Dienft ftellen wollen.
Dann ein Leßtes.
Papft Gregor VH. berichtet in einem Schreiben
vom 28. Oktober 1074\ daß Kaifer Heinrich Hl.
„ad corpus Petri lanceam coronamque transmisit".
Czobor und Radifics, die mit diefer Stelle ar-
beiten, nehmen an, es handle fich um die Sil-
vefter-Stephanskrone und um eine Lanze. Diefe
letztere, fagen fie, fei zurückgekommen, von
der Krone werde das aber nicht bezeugt. Sie
machen diefes bedenkliche Stillfchweigen un-
fchädlich, indem fie entgegenhalten, daß die
Krone zurückgekommen fein muß, weil wir fie
ja in Händen haben. Ich kann diefer Argumen-
tation um fo weniger folgen, als fich gegen die
Quelle felbft und gegen die Ausführungen von
Czobor-Radifics gewiffe Bedenken erheben. So-
bald aber einmal der Verdacht ausgefprochen
ift, die Krone fei nach Rom gekommen, aber
nicht wieder zurückgebracht worden, wird der
Zwang immer drückender, fich durch Autopfie
und Forfchung davon zu überzeugen, ob die
vorhandene auch wirklich aus der Zeit Stephans
des Großen ift.
So verdichten fich die Fragen, die um die
' Jaffe, Bibliotheca rerum germanicarum H. Monu-
menta Gregoriana S. 128. Idi verdanke diefen Hin-
weis, fowie mancherlei andere Belehrung Herrn Ardiiv-
rat Dr. Frankhaufer-Karlsruhe.
Abb. 5. Kaiferin Zoe, Monomachkrone,
Budapeft.
Zellenfchmelz, natürliche Größe.
51