Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 9.1917

DOI Heft:
Heft 3/4
DOI Artikel:
Personalien
DOI Artikel:
Vermischtes
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.26456#0081

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
PERSONALIEN ° VERMISCHTES

er bereits ein gefchäßter Künftter und Lehrer
in New-York und St. Louis gewesen, ais er in
München in die Werkstätten von Pilotg und
Wagner eintrat. Mit feinem Landsmann Frank
Duveneck zufammen ging er dann nach Venedig
zum Studium der aiten Meifter, ehe er 1878
wieder nadi New-York zurückkehrte. In feinen
gefuchten Biidniffen und Stiiieben brachte er
feine zuveriäffige und glänzende Technik, die
ihren Münchner Urfprung nie verleugnete, zu
hoher Geltung, wie er auch ais Radierer und
Zeichner außerordentlich gefchäßt war.
BERLIN Zeitungen meiden, daß Wiiheim
T r ü b n e r eine Berufung zum Leiter eines Meifter-
ateiiers an der Akademie der biidenden Künfte
erhaiten habe. Wenn aus der Berufung wirk-
iid] eine Annahme wird, fo kann fidi Beriin
gratuiieren, dem dann neben einem der größten
deutfchen Maier auch einer der erfoigreichften
Lehrer gefchenkt wird.
MÜNCHEN In Zürich ftarb im Aiter von
73 Jahren der ehemalige Lehrer an der tech-
nifchen Hochfchuie in München Profeffor Au-
guft Thierfch. Bauten von ihm exiftieren in
Zürich, Berchtesgaden, Eichftätt und Augsburg.
Sein Hauptwerk ift dieUrfuIakirche in München.
Jofeph Wackerle wurde ais Profeffor an die
Münchner Kunftgewerbefchuie berufen.
VERMISCHTES
EINE AUSSTELLUNG ZERSCHOS-
SENER KUNSTWERKE IM PETIT
PALAIS Die Kölnifche Voikszeitung hat kürz-
lich ein von Maurice Barres 1912 zufammenge-
ftelltes Verzeichnis derjenigen Kirchen Frankreichs
veröffentlicht, die im Laufe der leßten Jahrzehnte
von den Franzofen derart vernachläffigt worden
find, daß fie einftürzten beziehungsweife daß ihr
Einfturz drohte. Diefes große Elend der kirch-
lichen Denkmäler Frankreichs ift eine furchtbare
Anklage gegen Frankreich und bezeugt die
mangelnde Kunftpflege der Franzofen in fo
überzeugender Weife, daß die von Frankreich
verfuchten Gegenanklagen dagegen nicht aufzu-
kommen vermögen. Daß im Kriege manche
Baudenkmäier zerftört worden find, ift kein Be-
weis für die Zerftörungswut der Deutfchen, fon-
dern vielmehr eine der vielen traurigen Be-
gleiterscheinungen des Krieges. Die Ausfteiiung
von zerfdhoffenen Bauwerken, Skulpturen und
anderen Kunftwerken, die im Petit Palais zu
Paris mehrere Säle füllte, ift weniger eine An-
klage gegen ein Volk oder eine Regierung als

vielmehr eine Anklage gegen den Krieg als
Zerftörer und Vernichter von Kulturdokumenten
und Menfchenwerken.
Statuen, Chorgeftühle, Kultgegenftände, Altäre,
Gemälde, Miniaturen und Manufkripte aus Arras,
Soiffons, Reims, Verdun, Dünkirchen, Carencg
(Pas de Calais), Tilloioy, Cambronne, Tracy le
Mont, Vic sur Aisne, Mesnil les Hurlus, Caurog,
Neuville au Pont, Suippes, Souain, Betheng,
Nancg. Gerberviller, Nomeng,Herberviller.Souillg,
Auzeville, Nancg und vielen anderen Orten find
in diefer Ausfteiiung zufammengetragen, über die
alle Tageszeitungen und Zeitschriften zahlreiche
Auffäße veröffentlichten.
Manche Kreuzigungen aus Holz oder Stein
find gänzlich zerfchoffen, von anderen ift nur
noch das Kreuz erhaiten; an dem Kreuz von
Revigng ift rechts eine Hand, links der Arm
erhalten; das übrige ift heruntergefchoffen. Allen
Statuen aus der Schloßkapelle von Tilielog ift
der Kopf heruntergefchoffen. Vollständig erhalten
ift das Chorgeftiih! der Kathedraie von Verdun
und das Evangeliar aus dem Schafs von Nancg.
Einer der Löwen vom Rathausturm in Arras ift
bis auf eine Klaue ganz erhalten Der berühmte
Engelskopf „Das Lächeln von Reims" hat einen
Schuß in das rechte Auge erhaiten, fo daß Auge,
Nafe und die haibe Stirn herausgebrochen find.
Diefe Ausfteiiung ift mehr aus Propaganda-
rückfichten ais aus Schnurz über diefe furcht-
baren Kriegsopfer hervorgegangen. Wäre es
anders, fo würden die Franzofen Sicherlich alles
tun, um den Dom in Reims zu fchüßen, damit
er nicht weiteren Schaden ieide. Daß fie das
nicht tun, geben namhafte Franzofen felbft zu.
Augufte Marguiilier hat vor wenigen Monaten
im Mercure de France auf die mangelnde Für-
forge der Regierung für den Bau hingewiefen,
und Peladan hat kürziieh fchwere Vorwürfe gegen
die Regierung erhoben. Es ift bezeichnend, daß
fein Artikel in der revue bleue von der Zenfur
teilweife geftrichen wurde. 0. G.
PARIS 393 Schüler der Academie des Beaux-
Arts in Paris find, wie Raphaei Collin in der
lebten Akademiefißung feftftehte, im Laufe des
Krieges gefaben. In der Verherrlichung diefer
Heiden wies Collin auf den „verheerenden Ein-
fluß Deutschlands" hin, dem in den lebten Jahren
fo viele junge franzöfifche Architekten, Maler
und Bildhauer erlagen und von dem die zivili-
sierten Völker jeßt die Weit befreien wollten.
0. G.

Der Cicerone, ]X. Jahrg., Heft 3/4.

6

65
 
Annotationen