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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 9.1917

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Heft 5/6
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Stoehr, August: Neuerwerbungen des fränkischen Luitpold-Museums in Würzburg in den Jahren 1914 und 1915
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https://doi.org/10.11588/diglit.26456#0111

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NEUERWERBUNGEN DES FRÄNKISCHEN LUITPOLD-MUSEUMS IN WÜRZBURG


Abb. 15. Gläfer aus dem Fund Neubauftraße 40 in Würzburg.

krügen auch eine große Zunftkanne mit Engelskopf-Füßen und einem Löwen als Schild-
halter auf dem Deckel, die eine Arbeit des 1730 einverleibten Meifters Andreas
Reufchlein von Ochfenfurt ift.
Leider vorerft nicht lokalifierbar ift ein walzenförmiger niederer Renaiffance-Henkel-
krug mit einem Eierftabfries am Fuße und unter der Mündung. Im Innern des Krug-
bodens ift eine Plakette, Chriftus am Kreuz darftellend, eingegoffen. Die Marke auf
dem Deckel ftellt ein Rad mit fechs profilierten Speichen dar. Der Krug ift ein Boden-
fund in der Nähe von Gerolzhofen. Ein gleiches Stück mit der Jahreszahl 1614 und
mit derfelben Marke auf dem Decke], findet fich in Ochfenfurter Privatbefiß (Abb. 12).
Der Sammlung von Eifenarbeiten konnten nur wenige Stücke einverleibt werden.
Erwähnt feien zwei fchöne Truhenbänder mit gehauenen Verzierungen und der Jahres-
zahl 1672, eine Kaffe mit einem reich und forgfältig gravierten und durchbrochenen
Schutzblech über dem komplizierten Schlöffe, Nürnberger Arbeit vom Ende des 17. Jahr-
hunderts, ein Gefchenk des Herrn Emil Noid in Würzburg, und ein großer Türklopfer
aus dem Beginne des 18. Jahrhunderts (Abb. 13). Das durch feine reiche Ausftattung
und feine vorzügliche technifche und künftlerifche Behandlung gleich bemerkenswerte
Stück trägt die Meiftermarke P und foll angeblich eine Würzburger Arbeit fein. Das
P würde auf Johannes Probft deuten, der 1725 Meifter wurde. Wir verdanken den
Türklopfer einer Stiftung der Frau Kommerzienrat Fichtel in Schweinfurt.
Eine befonders erfreuliche Vermehrung konnte der Gläferfammlung zugeführt
werden. Schon im Herbft 1913 war man bei Fundamentierungsarbeiten in dem An-
wefen der evangelifchen Pfründeanftalt in Würzburg, Neubauftraße 40, auf mehrere
verfchüttete Abfallgruben geftoßen, deren fnhalt anfangs achtlos bei Seite gefchafft
worden war, bis einige erhaltene ihrer Form nach fpätmittelalteriiche irdene Gefäße
zum Vorfchein und in den Befiß des Mufeums kamen. Die darauf fofort vor-
genommenen Unterfuchungen des glücklicherweife noch nicht vernichteten Aushubs
hatten die intereffanteften Ergebniffe zur Folge. Es fanden fich nicht nur große
Mengen zerfchlagener Gefchirre von ähnlicher Art der erhaltenen Stücke, fondern auch
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