DIE GEMÄLDESAMMLUNG OSKAR MOLL
Abb. 3. T1NTORETTO (?), Chriftus und die Samariterin.
Wiener Hofmufeum (Nr. 408), das mit neun andern von etwa gleicher Größe zu einer
Folge gehörte. Sie aiie find nur Werkftattsarbeiten, für die ais der Ausführende
hgpothetifch Francesco Montemezzano genannt ward.
Auch die figurenreiche Kompofition Bonifazio Veroneses (Abb. 4), „der heilige
Franziskus, dem Volke predigend", wurde von Moll als Skizze zu einem Altar-
gemälde nachgewiefen; es befindet [ich noch heute im Venezianifchen, in Campofam-
piero. Hier erfcheint das fichere Können nicht als Eroberung eines ganz großen,
fondern als glücklicher Befiß einer Blütezeit, und ftatt effektvoller, pompöfer Ausdeu-
tung ward die faft gemütliche Ausdeutung eines alten Motivs gewählt. Man beachte
neben der reichen, fröhlichen Farbigkeit das eigenartige freilich auch fonft vorkommende
Mittel, den Heiligen hervorzuheben: Er fißt zwifchen den Zweigen eines Schatten fpen-
denden Baums, unter dem (ich der Kreis feiner Hörer fammelte.
Auch drei große Männerporträts des Cinquecento ftammen aus Venedig. Die der
Bassano und Cariani werden durch das Tintorettos in den Schatten ge-
teilt. Prachtvoll ift hier der Zufammenklang von gedämpftem Gold mit dunklem Purpur
vor fchwarz-braunem Grund.
Kleiner, aber künftlerifch nicht minder wertvoll erfcheint das Männerporträt Fran-
cesco Salviatis (Abb. 5), und es geht wohl an, den Florentiner in diefem Zu-
fammenhang zu nennen, ift doch ein fünfjähriger Aufenthalt in Venedig ohne
Zweifel von Einfluß auf feine Farbengebung gewefen; als Schüler Andreas del Sarto
hat er zudem viel mehr als andere Landsleute den Reiz eines warmen, gefchmack-
votlen Kolorits kennen und fchäßen gelernt.
Schwerer ifts das Porträt eines jungen Mannes von 1550 (Abb. 6) kunfthiftorifch
einzuordnen. Man hat gefchwankt zwifchen der Zufchreibung an einem Italiener
oder einen Deutfchen und dann an einen Franzofen als Autor gedacht; und diefe
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Abb. 3. T1NTORETTO (?), Chriftus und die Samariterin.
Wiener Hofmufeum (Nr. 408), das mit neun andern von etwa gleicher Größe zu einer
Folge gehörte. Sie aiie find nur Werkftattsarbeiten, für die ais der Ausführende
hgpothetifch Francesco Montemezzano genannt ward.
Auch die figurenreiche Kompofition Bonifazio Veroneses (Abb. 4), „der heilige
Franziskus, dem Volke predigend", wurde von Moll als Skizze zu einem Altar-
gemälde nachgewiefen; es befindet [ich noch heute im Venezianifchen, in Campofam-
piero. Hier erfcheint das fichere Können nicht als Eroberung eines ganz großen,
fondern als glücklicher Befiß einer Blütezeit, und ftatt effektvoller, pompöfer Ausdeu-
tung ward die faft gemütliche Ausdeutung eines alten Motivs gewählt. Man beachte
neben der reichen, fröhlichen Farbigkeit das eigenartige freilich auch fonft vorkommende
Mittel, den Heiligen hervorzuheben: Er fißt zwifchen den Zweigen eines Schatten fpen-
denden Baums, unter dem (ich der Kreis feiner Hörer fammelte.
Auch drei große Männerporträts des Cinquecento ftammen aus Venedig. Die der
Bassano und Cariani werden durch das Tintorettos in den Schatten ge-
teilt. Prachtvoll ift hier der Zufammenklang von gedämpftem Gold mit dunklem Purpur
vor fchwarz-braunem Grund.
Kleiner, aber künftlerifch nicht minder wertvoll erfcheint das Männerporträt Fran-
cesco Salviatis (Abb. 5), und es geht wohl an, den Florentiner in diefem Zu-
fammenhang zu nennen, ift doch ein fünfjähriger Aufenthalt in Venedig ohne
Zweifel von Einfluß auf feine Farbengebung gewefen; als Schüler Andreas del Sarto
hat er zudem viel mehr als andere Landsleute den Reiz eines warmen, gefchmack-
votlen Kolorits kennen und fchäßen gelernt.
Schwerer ifts das Porträt eines jungen Mannes von 1550 (Abb. 6) kunfthiftorifch
einzuordnen. Man hat gefchwankt zwifchen der Zufchreibung an einem Italiener
oder einen Deutfchen und dann an einen Franzofen als Autor gedacht; und diefe
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