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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 9.1917

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Heft 5/6
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Schottmüller, Frida: Die Gemäldesammlung Oskar Moll
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https://doi.org/10.11588/diglit.26456#0121

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DIE GEMÄLDESAMMLUNG OSKAR MOLL


Abb. 4. BON1FACIO VERONESE, Die Predigt des heiiigen Franziskus.

Attribution dürfte am eheften richtig fein. Die kühte, präzife Modehierung war im
zweiten Drittel des 16. Jahrhunderts international, wenn fchon fie bei Bronzino am
ausgeprägteren zutage tritt. Frankreich hat um jene Zeit tüchtige Biidnismaler gehabt,
denen ein ähnlicher Stil eigen ift, wenn auch der bekanntefte, Franqois Clouet, nicht
in Frage kommt. Auf jeden Fall ift hier ein Nichtitaliener zu Worte gekommen, der die
Malweife von jenfeits der Alpen kannte, aber die herbe Ehrlichkeit des Nordländers
beibehalten hatte.
Die Mailänder Schule um 1500 ift mit zwei guten kleinen Bildern vertreten. Das
ältere, ein ovales Madonnenbild, ift vom Meifter der Pala Sforzesca, eines großen
Altargemäldes in der Brera, das die thronende Mutter Gottes mit den Kirchenväter!)
und der Familie Ludovico il Moros darftellt. Hier wie dort ift Maria in altertüm-
licher Ruhe, das Kind in reicher Bewegung gegeben, und zu diefer pikanten Zufammen-
ftellung kommt eine feine kühle Farbigkeit. Als Künftler des Mailänder Altars wurden
früher Bernardo Zenale, Bernardino de' Conti und Ambrogio da Preda genannt. Corrado
Ricci befchränkt fich in feinem großen Werk über die Galerie der Brera ihn einem
Obergangsmeifter der alten lomhardifchen und lionardesken Schule zuzuweifen.

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