SKANDINAVISCHE AUSSTELLUNGEN
ganz „richtiger" Stehung eine momentane Laune
[ehr witzig ausdrückt, ein Bitd [a[t nur in Konturen,
dennoch auch [arbig ausreichend, mit einem Fenfter-
ausbiick auf eine Stadt, der prachtvoll „hingetufcht"
ift. Wenn das improvifiert ift, [o improvifiert nur ein
Künftler [o. ln anderen Bildern geht Grünewald mehr
auf gefuchte komponierte Kontraftwirkungen aus,
während er im Bildnis einer im Atelier fixenden Dame,
das wir reproduzieren, eine vielleicht zu kalte, deko-
rative, aber zeichnerifch fchöne und räumlich fehr
feine überzeugende Darftellung gibt. (Abb. 3.)
Engftröm, von dem wir leider nichts abbilden, ift
daneben Cezannifcher, flächiger, gedämpfter und zu-
gleich breiter in der Farbe. Er ift, wenn man will,
naiver, in der Farbe urfprünglicher, eben durch fein
Verhältnis zu Cezanne, und ein leifer Widerklang
von Edvard Munch, der [ich fehr gut damit ver-
trägt, und den man grade im [kandinavifchen Nor-
den fonft fo feiten findet, verftärkt die Reinheit
und Breite diefer Kolorits noch. Deutlich und feft
aber trot; diefen Vorbildern, die ihn beeinfluffen
mögen,, fteht der Künftler felber da, ein ftarker,
origineller Geftalter oft gemalter Stoffe, nordifcher
Landfchaften, nordifcher Typen, ein Maler, bei dem Waffer und Segel zu leuchten
vermögen und doch [ich fo unterzuordnen, wie in einem organifchen Wefen die Farbe
[ich dem Leben unterordnet. Auf das „Leben" des aus der Vifion geborenen male-
rifchen Werkes kommt es an. Das hat Engftröm. Ihm nahe ftehen ein paar
Schwächere, aber Gefchmackvolle, Edward Haid, Einar John, Carlsfon-Percy. Der
Letztere ift ein wenig fchwerer, in feinen Vifionen etwas gedrückter, und ein Bild
wie das Damenporträt, das man hier abgebildet findet (Abb. 4), verrät, daß in der
trüben, zähen Mifdiung doch nur ein zahmes Wollen fteckt. Gefchmackvoll ift er
aber doch wohl auch. Von einem pofitiven und reifen Gefchmack zeugte die Aus-
heilung als Ganzes; dadurch unterfchied fie [ich nicht ganz unwefentlich vom Durch-
fchnitt der ausftellenden fugend von heute.
Die dänifche Herbftausftellung, die wir kurz vorher gefehen hatten, ftand jedenfalls
nur wenig über diefem Durchfchnitt. Sie wollte zuviel — franzöfifche Lehrmufter vor-
führen, Entwicklungen aufzeigen, eine Generation repräfentieren — und vermochte zu
wenig. Ein paar Höhepunkte hatte auch fie, mitten im breiten und flachen juryfreien
Geplätfcher. Mogens Loren^en gibt den „cezannierenden" Landfchaften unferer Tage
immerhin die Spur eines perfönlichen Zugs, einer gefteigerten Schärfe im Fefthalten
fanfter kleiner Schönheiten. William Scharff wirkt deutfch, deutfch wie unfere guten
Sezeffionsneuerer, wie Nauen etwa, Alf Rolffen erinnert dagegen an Andre Derainfche
verblüffende Schwarzweißwirkungen. Olaf Rüde ift derber in feinem Wit^, wirkfam
etwa in der plakathaften Fernwirkung eines Herrenbildniffes. Ausgezeichnet ift Axel
Salto. Von ihm hatte die Ausftellung Gemälde, die wir mit ihrer breiten Phantaftik
vielleicht nicht ganz zu würdigen wüßten, wenn nicht daneben zeichnerifche Arbeiten,
Radierungen, gewefen wären, die ein ungewöhnliches Ausdruckstalent bewiefen, und
Abb. 5. AXEL SALTO:
Piakat zur HerbftausfteHung.
134
ganz „richtiger" Stehung eine momentane Laune
[ehr witzig ausdrückt, ein Bitd [a[t nur in Konturen,
dennoch auch [arbig ausreichend, mit einem Fenfter-
ausbiick auf eine Stadt, der prachtvoll „hingetufcht"
ift. Wenn das improvifiert ift, [o improvifiert nur ein
Künftler [o. ln anderen Bildern geht Grünewald mehr
auf gefuchte komponierte Kontraftwirkungen aus,
während er im Bildnis einer im Atelier fixenden Dame,
das wir reproduzieren, eine vielleicht zu kalte, deko-
rative, aber zeichnerifch fchöne und räumlich fehr
feine überzeugende Darftellung gibt. (Abb. 3.)
Engftröm, von dem wir leider nichts abbilden, ift
daneben Cezannifcher, flächiger, gedämpfter und zu-
gleich breiter in der Farbe. Er ift, wenn man will,
naiver, in der Farbe urfprünglicher, eben durch fein
Verhältnis zu Cezanne, und ein leifer Widerklang
von Edvard Munch, der [ich fehr gut damit ver-
trägt, und den man grade im [kandinavifchen Nor-
den fonft fo feiten findet, verftärkt die Reinheit
und Breite diefer Kolorits noch. Deutlich und feft
aber trot; diefen Vorbildern, die ihn beeinfluffen
mögen,, fteht der Künftler felber da, ein ftarker,
origineller Geftalter oft gemalter Stoffe, nordifcher
Landfchaften, nordifcher Typen, ein Maler, bei dem Waffer und Segel zu leuchten
vermögen und doch [ich fo unterzuordnen, wie in einem organifchen Wefen die Farbe
[ich dem Leben unterordnet. Auf das „Leben" des aus der Vifion geborenen male-
rifchen Werkes kommt es an. Das hat Engftröm. Ihm nahe ftehen ein paar
Schwächere, aber Gefchmackvolle, Edward Haid, Einar John, Carlsfon-Percy. Der
Letztere ift ein wenig fchwerer, in feinen Vifionen etwas gedrückter, und ein Bild
wie das Damenporträt, das man hier abgebildet findet (Abb. 4), verrät, daß in der
trüben, zähen Mifdiung doch nur ein zahmes Wollen fteckt. Gefchmackvoll ift er
aber doch wohl auch. Von einem pofitiven und reifen Gefchmack zeugte die Aus-
heilung als Ganzes; dadurch unterfchied fie [ich nicht ganz unwefentlich vom Durch-
fchnitt der ausftellenden fugend von heute.
Die dänifche Herbftausftellung, die wir kurz vorher gefehen hatten, ftand jedenfalls
nur wenig über diefem Durchfchnitt. Sie wollte zuviel — franzöfifche Lehrmufter vor-
führen, Entwicklungen aufzeigen, eine Generation repräfentieren — und vermochte zu
wenig. Ein paar Höhepunkte hatte auch fie, mitten im breiten und flachen juryfreien
Geplätfcher. Mogens Loren^en gibt den „cezannierenden" Landfchaften unferer Tage
immerhin die Spur eines perfönlichen Zugs, einer gefteigerten Schärfe im Fefthalten
fanfter kleiner Schönheiten. William Scharff wirkt deutfch, deutfch wie unfere guten
Sezeffionsneuerer, wie Nauen etwa, Alf Rolffen erinnert dagegen an Andre Derainfche
verblüffende Schwarzweißwirkungen. Olaf Rüde ift derber in feinem Wit^, wirkfam
etwa in der plakathaften Fernwirkung eines Herrenbildniffes. Ausgezeichnet ift Axel
Salto. Von ihm hatte die Ausftellung Gemälde, die wir mit ihrer breiten Phantaftik
vielleicht nicht ganz zu würdigen wüßten, wenn nicht daneben zeichnerifche Arbeiten,
Radierungen, gewefen wären, die ein ungewöhnliches Ausdruckstalent bewiefen, und
Abb. 5. AXEL SALTO:
Piakat zur HerbftausfteHung.
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