AUSSTELLUNGEN
geftaltet, fchöpferifdi nadigefühit. Es war ein
voller, felbftändig fühlender Künftler, der als
einer der erften in Deutfchland in Gotthardt
Kuehl dem fogenannten Impreffionismus nach-
lebte. Er unternahm es fogar, den Malern, die
ihm Vorbild gewefen waren, den franzöfifchen
Impreffioniften, in Deutfchland die Wege bereiten
zu helfen, und hier zeigte fich zum erften Male
auch feine organifatorifche Kraft. Die Dresdner
Zeit — der Meifter wurde im Jahre 1895 hier-
her berufen — bildet die fruditbarfte und er-
folgreidifte in feinem Schaffen überhaupt. Hier
entwickelte fich aus ihm auch einer der bedeu-
tenden Lehrer, welche die Dresdner Königliche
Akademie der bildenden Künfte je und je be-
feffen hat, und einer der glücktichften Organi-
satoren. Was man in auswärtigen Kunftveran-
ftaltungen jahrelang als Dresdner Kunft charak-
terifierte, das war im Grunde die Kunft Gotthardt
Kuehls und feiner Schüler. wd.
LEIPZIG Im KUNSTVEREIN hat Profeffor
Julius Vogel eine Gedächtnisausftellung zu Ehren
des im vergangenen September erft 47jährig
verdorbenen Malers und Graphikers OttoGrei-
ner zufammengebradit. Die Bedeutung der
umfangreichen Ausftellung (der Katalog führt
368 Werke auf) reicht jedoch weit über den un-
mittelbaren Gedächtniszweck hinaus. Es offen-
bart fich darin, was feine lebten Monumen-
talwerke geworden wären, wenn es ihm ver-
gönnt gewefen wäre, fie zur Durchführung zu
bringen. Unabläffiges Naturftudium hat Greiner
zu folch hohem Können geleitet, vor allem auch
zu folcher Herrfchaft über den menfchlidien Kör-
per, die ihn befähigte, vielleicht der am piaftifch-
Sten gerichtete Graphiker der Gegenwart zu fein.
Etwas Ehernes liegt in diefer Meifterfchaft der
Stichelführung. Die Blätter, die der „Graphifchen
Sammlung" des Leipziger Mufeums entftammen,
laffen zu einem bedeutenden Teil die Anfänge
Greiners erkennen, nicht fo fehr des (von Menzel
in Schut; genommenen) „füßen Zeugs" halber
und der buchgewerblich-dekorativen Arbeiten,
als der Kompofitionsweife, die Greiner immer
mächtiger zur Ausprägung bringt. Sie gelangt
natürlich am offenSichtlichften in den großen Ge-
mälden (Prometheus, Odyffeus und die Sirenen,
Büchereibild-Entwurf) zur Entfaltung. Schon
das Odyffeusbild gibt den Drang zum Monu-
mentalen zu erkennen. Noch architektonifcher
wirkt der Entwurf zum Büchereibild, die Kompo-
fition hat hier etwas fymmetrifches, während der
Entwurf zum Gegenbild (wohl ein Titanenkampf)
wieder eine rein tektonifche Rhythmik erkennen
läßt. Nirgends ließ fich bisher in Greiner der
Maler mit feinem auS den äußerften Glanz der
Farbe fo bewußt und ftreng verzichtenden Cha-
rakter fo gut ftudieren als in diefer Ausftellung,
die feine Farbenwerke, einfchließlich feiner Por-
träts, faft vollzählig enthält. Unter den Ra-
dierungen Greiners feffeln vornehmlich auch die
wenigen Exlibris, unter den lithographifchen
feine berühmten Porträtzeichnungen mit ihrer
Vitalität, ihrer zuletzt erreichten Größe. Hier,
wie in Werken, in denen er den menfchlichen
Körper auf eine natürliche Weife feiern konnte,
ift Greiner auf feiner Höhe, eigene vielgerühmte
Produktionen, in denen feine Phantaße nicht
von einer natürlichen Kunftlogik geleitet war
(fchon von den nicht wenige befremdenden Gol-
gathafzenen an) werden fich auf die Dauer wohl
nicht daneben behaupten können. Die Gattung
der Adreffen bleibt fchon durch die zweckhafte
Bindung diefer Einfchränkung enthoben. Die
Kunfthandlung Beyer&Sohn zeigte zum 60. Ge-
burtstag von Max Klinger die fämtlichen Ex-
libris des Meifters (Sammlung Hirzel), dazu eine
Auswahl feiner Graphik in Vorzugsdrudcen.
Die römifche Malerei Klingers präfentierte ßch in
der „Quelle". Aus der Schar neuerer Leipziger
Künftler, für die fich Beyer & Sohn einfe§te,
(wie es kurz zuvor der Kunftverein für den Ra-
dierer und Kunftgewerbler Willy Münch-Khe
und den Radierer und Maler Kurt Kluge tat)
feien Eugen Hamm und Erich Grüner her-
vorgehoben. Grüner hatte fchon mit feiner
Formfchnittfolge „Aus meinem Kriegstagebuch"
und feinen „Kriegsradierungen" bedeutende Er-
folge erzielt, mit den Illuftrationen zu den „Klaf-
ßfchen Kavalieren" von Valerian Tornius und
zu Leanders „Träumereien an franzöfifchen Ka-
minen" fe§te er ßch in die vorderfte Reihe zeit-
genöfßfcher Illuftrationskunft. Zeitler.
PALMS VomfranzöfifchenAusftellungs-
wefen. Im Musee des arts decoratifs im Louvre
ift Ende März der Einlauf eines Preisausfchrei-
bens für lithurgifche Kunft ausgeftellt. Die Jury
hat 17 Preife in der Gefamtfumme von 1300Francs
verteilt. Für fo niedrige Preife wird kaum viel
zu erwarten fein; und demnach fcheint es den
Veranftaltern nicht ernftlich um die Wiederbe-
lebung der kirchlichen Kunft zu tun zu fein.
Auf Veranlaffung des Unterftaatsfekretärs der
Schönen Künfte wurde eine Ausftellung von Ge-
mälden, Zeichnungen und Skulpturen zufammen-
geftellt, die von März an in den verfchiedenen
Frontgebieten gezeigt werden follte. Es betei-
ligten ßch an diefer Ausßellung: Vuillard, Her-
mann Paul, Truffaut, Foffart, Balande u. a. Im
April wird diefe Kollektion imBallfpielhaus der
Tuilerien einmal den Parifern vorgeführt werden.
Unter dem Titel „Tableaux et sculptures"
140
geftaltet, fchöpferifdi nadigefühit. Es war ein
voller, felbftändig fühlender Künftler, der als
einer der erften in Deutfchland in Gotthardt
Kuehl dem fogenannten Impreffionismus nach-
lebte. Er unternahm es fogar, den Malern, die
ihm Vorbild gewefen waren, den franzöfifchen
Impreffioniften, in Deutfchland die Wege bereiten
zu helfen, und hier zeigte fich zum erften Male
auch feine organifatorifche Kraft. Die Dresdner
Zeit — der Meifter wurde im Jahre 1895 hier-
her berufen — bildet die fruditbarfte und er-
folgreidifte in feinem Schaffen überhaupt. Hier
entwickelte fich aus ihm auch einer der bedeu-
tenden Lehrer, welche die Dresdner Königliche
Akademie der bildenden Künfte je und je be-
feffen hat, und einer der glücktichften Organi-
satoren. Was man in auswärtigen Kunftveran-
ftaltungen jahrelang als Dresdner Kunft charak-
terifierte, das war im Grunde die Kunft Gotthardt
Kuehls und feiner Schüler. wd.
LEIPZIG Im KUNSTVEREIN hat Profeffor
Julius Vogel eine Gedächtnisausftellung zu Ehren
des im vergangenen September erft 47jährig
verdorbenen Malers und Graphikers OttoGrei-
ner zufammengebradit. Die Bedeutung der
umfangreichen Ausftellung (der Katalog führt
368 Werke auf) reicht jedoch weit über den un-
mittelbaren Gedächtniszweck hinaus. Es offen-
bart fich darin, was feine lebten Monumen-
talwerke geworden wären, wenn es ihm ver-
gönnt gewefen wäre, fie zur Durchführung zu
bringen. Unabläffiges Naturftudium hat Greiner
zu folch hohem Können geleitet, vor allem auch
zu folcher Herrfchaft über den menfchlidien Kör-
per, die ihn befähigte, vielleicht der am piaftifch-
Sten gerichtete Graphiker der Gegenwart zu fein.
Etwas Ehernes liegt in diefer Meifterfchaft der
Stichelführung. Die Blätter, die der „Graphifchen
Sammlung" des Leipziger Mufeums entftammen,
laffen zu einem bedeutenden Teil die Anfänge
Greiners erkennen, nicht fo fehr des (von Menzel
in Schut; genommenen) „füßen Zeugs" halber
und der buchgewerblich-dekorativen Arbeiten,
als der Kompofitionsweife, die Greiner immer
mächtiger zur Ausprägung bringt. Sie gelangt
natürlich am offenSichtlichften in den großen Ge-
mälden (Prometheus, Odyffeus und die Sirenen,
Büchereibild-Entwurf) zur Entfaltung. Schon
das Odyffeusbild gibt den Drang zum Monu-
mentalen zu erkennen. Noch architektonifcher
wirkt der Entwurf zum Büchereibild, die Kompo-
fition hat hier etwas fymmetrifches, während der
Entwurf zum Gegenbild (wohl ein Titanenkampf)
wieder eine rein tektonifche Rhythmik erkennen
läßt. Nirgends ließ fich bisher in Greiner der
Maler mit feinem auS den äußerften Glanz der
Farbe fo bewußt und ftreng verzichtenden Cha-
rakter fo gut ftudieren als in diefer Ausftellung,
die feine Farbenwerke, einfchließlich feiner Por-
träts, faft vollzählig enthält. Unter den Ra-
dierungen Greiners feffeln vornehmlich auch die
wenigen Exlibris, unter den lithographifchen
feine berühmten Porträtzeichnungen mit ihrer
Vitalität, ihrer zuletzt erreichten Größe. Hier,
wie in Werken, in denen er den menfchlichen
Körper auf eine natürliche Weife feiern konnte,
ift Greiner auf feiner Höhe, eigene vielgerühmte
Produktionen, in denen feine Phantaße nicht
von einer natürlichen Kunftlogik geleitet war
(fchon von den nicht wenige befremdenden Gol-
gathafzenen an) werden fich auf die Dauer wohl
nicht daneben behaupten können. Die Gattung
der Adreffen bleibt fchon durch die zweckhafte
Bindung diefer Einfchränkung enthoben. Die
Kunfthandlung Beyer&Sohn zeigte zum 60. Ge-
burtstag von Max Klinger die fämtlichen Ex-
libris des Meifters (Sammlung Hirzel), dazu eine
Auswahl feiner Graphik in Vorzugsdrudcen.
Die römifche Malerei Klingers präfentierte ßch in
der „Quelle". Aus der Schar neuerer Leipziger
Künftler, für die fich Beyer & Sohn einfe§te,
(wie es kurz zuvor der Kunftverein für den Ra-
dierer und Kunftgewerbler Willy Münch-Khe
und den Radierer und Maler Kurt Kluge tat)
feien Eugen Hamm und Erich Grüner her-
vorgehoben. Grüner hatte fchon mit feiner
Formfchnittfolge „Aus meinem Kriegstagebuch"
und feinen „Kriegsradierungen" bedeutende Er-
folge erzielt, mit den Illuftrationen zu den „Klaf-
ßfchen Kavalieren" von Valerian Tornius und
zu Leanders „Träumereien an franzöfifchen Ka-
minen" fe§te er ßch in die vorderfte Reihe zeit-
genöfßfcher Illuftrationskunft. Zeitler.
PALMS VomfranzöfifchenAusftellungs-
wefen. Im Musee des arts decoratifs im Louvre
ift Ende März der Einlauf eines Preisausfchrei-
bens für lithurgifche Kunft ausgeftellt. Die Jury
hat 17 Preife in der Gefamtfumme von 1300Francs
verteilt. Für fo niedrige Preife wird kaum viel
zu erwarten fein; und demnach fcheint es den
Veranftaltern nicht ernftlich um die Wiederbe-
lebung der kirchlichen Kunft zu tun zu fein.
Auf Veranlaffung des Unterftaatsfekretärs der
Schönen Künfte wurde eine Ausftellung von Ge-
mälden, Zeichnungen und Skulpturen zufammen-
geftellt, die von März an in den verfchiedenen
Frontgebieten gezeigt werden follte. Es betei-
ligten ßch an diefer Ausßellung: Vuillard, Her-
mann Paul, Truffaut, Foffart, Balande u. a. Im
April wird diefe Kollektion imBallfpielhaus der
Tuilerien einmal den Parifern vorgeführt werden.
Unter dem Titel „Tableaux et sculptures"
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