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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 9.1917

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Heft 9/10
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Lange, K.: Alte Niederrheinische Töpfereien
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https://doi.org/10.11588/diglit.26456#0177

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ALTE NIEDERRHEINISCHE TÖPFEREIEN



Abb. 3. Bildtafel. Sdiaephugfen. i708.
St. Johannes Nepomuk.

Abb. 4. Bildtafel. Schaephuyfen. 18. Jahrh.
St. Petrus weinend.

und Reiterinnen. Ais Ornamente wurden hauptsächlich Pflanzendarftellungen, Seltener
geometrische Mufter verwendet. Das Haupthandwerkszeug war die Drehfeheibe; die
Arbeit an ihr fehen wir an zwei aus Sevelen Stammenden Herdplättchen, auf denen
„Pauius Smeimans, Pottbacker" fich feibft verewigt hat. Der Verkauf der aiten Ton-
waren hatte einen großen Umfang angenommen. Viei Ware wurde auf den Märkten
in Crefeid und Neuß verkauft; in den Städten am Rhein gab es fefte Verkaufsfteilen,
vieie Abnehmer gab es unter den nach Kevelaer waiifahrtenden Pilgern. An der
alten Geldernfchen Landftraße waren Tifche mit Töpferwaren hergerichtet, und da die
Pilgerzüge oft weit herkamen, fo find auf diefe Weife die niederrheinifchen Ton-
arbeiten in ferne Gegenden verbreitet worden.
Das ältefte Stück der niederrheinifchen Tonarbeiten ift eine vom Jahre 1664 datierte
Schüffel, die ftark an die alten getriebenen Nürnberger Meffingfchüffeln erinnert. Eine
Solche hat wahrscheinlich als Mufter gedient. Dargeftellt find zwei Schmiede bei
der Arbeit und daneben zwei augenfcheinlidi nach der Vorlage übernommene
Geiger. Um den übrigen Raum zu füllen, haben Sonne, Mond und Sterne herhalten
müffen. Dazu kommen noch eine Maske, fliegende Bänder, die Jahreszahl und
fchmückende Borden; die Infchriften Sollen ebenfalls als Verzierung dienen. Aus den
Infchriften erfehen wir, daß der Verfertiger feinen Freund, den Dorffchmied, verewigen
wollte: „M. Jan den Schmet. Signatum tszum ano 1664 20. F.w. D 20 FEBw." An
der Wandung lefen wir den an Eß- und Trinkgeräten unferer Vorfahren oft vor-
kommenden Sprudi: „Es ^ ^ ift,
Drenk was dar ift,
Red was war ift",
und die Worte:
„An Gottes Segen ift alles gelegen".
Aus dem Jahre 1721 ftammt eine Schüffel, die uns einen Begriff gibt von der Art
der Erzeugniffe der Töpfereien in Sonsbeck. Die Anfänge der Sonsbecker Töpferei

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