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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 9.1917

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Heft 9/10
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Lange, K.: Alte Niederrheinische Töpfereien
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https://doi.org/10.11588/diglit.26456#0179

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ALTE NIEDERRHEINISCHE TÖPFEREIEN


Abb. 5. Bildtafel. Schaephuyfen. 1785.
ln der Böttcherwerkftatt.


Abb.6. Tiefe Sdiüffel von Albert Alurs d. A.
Rayen 1716. ln der Töpferwerkftätte.

d. h.: „St. J. Nepomuk. Anfehen tut gedenken. Wenn anfehen gedenken tut, fo find
die Bilder in der Kirche gut." (Abb. 3.)
Vermutiich von demfeiben Verfertiger rührt eine Piatte mit dem weinenden Petrus
her (Abb. 4); ein Beifpiei, daß feibft eine unbehiifiiche Zeichnung von ftarkem Ausdruck
von einer gewiffen großzügigen Auffaffung fein kann. In weißem Gewände fißt Petrus
mit gefalteten Händen auf einer Bank; aus den Augen rinnen Tränen. Der oben
angebrachte Hahn deutet auf den Anlaß der Reue und die Unterfchrift gibt die Worte
der Schrift Luc. XXII., 61, 62: „Recordatus est Petrus verbi Domini et egressus foras
Flevit amare". Eine andere Bildtafel aus dem Jahre 1785 verdient wegen der humorvollen
Darftellung befondere Beachtung. Man fieht einen jungen Faßbindergefellen, der einen
Reifen auf ein Faß fchlägt, während die Meiftertochter „Chriftina Hameckers" ihm eine
Stärkung bringt mit den Worten: „Ick Brenge Het YEens Khgper Gesell", worauf diefer
antwortet: „Het Sa! u Wel Bekomen Mamme Seil" (Abb. 5). Der bekanntefte Töpfer in
Schaephuyfen war Paulus Hammeckers, der zufammen mit feinem Bruder Nicolaus bis
Anfang des 19- Jahrh. tätig war. Die Töpferei wurde dann von Eikmanns übernommen
und ging 1902 unter Gerrit Kölfchen ein. Die Leitungen der Familie Hammeckers
lernen wir befonders an den großen Schaephuyfener Schüffeln kennen, darunter eine
Sdiüffel mit Staatswagen, die, wie wir vorhin fchon erwähnten, in der Literatur eine
Rolle fpielt, weil fie ebenfo wie eine Schüffel des Gerrit Evers im CIuny-Mufeum dazu
geführt hat, daß als Herkunftsort Schaffhaufen angegeben worden ift. Im 18. Jahr-
hundert hatte neben der Töpferei von Hammeckers die des eben genannten Evers die
größte Bedeutung. Seine durch Blaumalerei ausgezeichneten Schüffeln bezeichnen
jedenfalls den Höhepunkt der Schaephuyfener Töpferei. Die bedeutendften darunter
ßnd die fünf mit den Stationsdarftellungen. Wenn auch ungefchulte Hände diefe
Arbeit verfertigt haben, fo birgt fich darin doch foviel echte Empfindung, daß man
fich von diefer treuherzig ftammelnden Bauernkunft angezogen fühlt. Jacob Evers
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