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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 9.1917

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Heft 9/10
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Lange, K.: Alte Niederrheinische Töpfereien
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https://doi.org/10.11588/diglit.26456#0181

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ALTE NIEDERRHEINISCHE TÖPFEREIEN


Abb. 7. Sdiüffel von Albert Murs d. J. aus dem Abb. 8. Schüffel von Hendrik Klaffen. Vluyn 1754.
Jahre 1774. Rayen. ZweiKavaiiere.
Der „preußifche Kommandant".

Im Hülfer Taufregifter um die Wende des 18. Jahrhunderts (1. Sept. 1778 bis Sept.
1817) find acht Töpfer oder „Hafner" angeführt, Joh. Wilh. Viefers (1781), Joh. Heinr.
Pielen (1783), Franz Heinrich Locker (1784), Caspar Engelbert Joch (1796), Conrad
Michael Megfer (1796), Joh. Michael Annen (1800), Matthias Viefers (1802) und der
„Töpferknecht" Peter Hendricus Born (1799). Von Pielen ftammen u. a. her eine
Napoleonsfigur, ein Tabakstopf mit einem vor feinem Häuschen ftehenden Weber und
eine Stammtafel der Familie Pielen, die auf 25 Herdplättchen eingeri^t ift. Heute
befteht in Hüls noch die Töpferei der Gebr. Dahmen. Aber nicht die eben genannten
Töpfer find es, deren Erzeugniffe unfere Hochachtung abnötigen, fondern die Werke
ihrer Vorfahren, deren Namen wir nur in den feltenften Fällen kennen. Die ältefte
datierte Hülfer Schüffel ift zugleich die größte der Crefelder Sammlung. Sie ftammt
von Hendrik Spotfers, ift 74 cm im Durchmeffer groß und ftellt die Muttergottes von
Kevelaer dar. Im Mittelgründe fteht die Figur der Muttergottes von Kevelaer, über
ihr fchweben zwei Engel, die ein fliegendes Band halten mit der Infchrift: „Troofterffe
der Bedrugte". Rechts und links ftehen zwei Vafen mit Lilien. Unten am Rande der
Schüffel lieft man: „ave maria gratia plena. hendrich spotfers hat diefe Schüffel gemacht.
Anno 1720". (Abb. 9). Deneken fagt von ihr: „Der uns fonft nicht bekannte Verfertiger
hatte wohl Urfache, auf fein Werk ftolz zu fein. Mit großem Fleiß und anerkennens-
werter Sorgfalt ift die große Fläche verziert. Die Ornamente find mit gutem Gefchmack
fo verteilt, daß alles Plumpe vermieden wurde und das Ganze einen durchaus ge-
fälligen Eindruck macht. Auch in keramifcher Hinficht ift die Schüffel ein Meifterwerk.
Es ift erftauniieh, daß diefe Riefenfeheibe fich nicht beim Trocknen oder im Brande
verbog, fondern vollftändig geglückt ift". Von höherer künftlerifcher Qualität find zwei
kleinere, wahrfcheinlich als Gegenftücke gedachte Schüffeln: „Sancta Maria" und „Unfer
lieben Fraven Troft". Beide find datiert: 1732, ihren Meifter kennen wir nicht und
vermögen feine Initialen P. J. und PK Al vorerft nicht zu deuten. Der Mann, aus

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