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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 9.1917

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Heft 9/10
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Lange, K.: Alte Niederrheinische Töpfereien
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https://doi.org/10.11588/diglit.26456#0182

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ALTE NIEDERRHEINISCHE TÖPFEREIEN

deffen Töpferei diefe Schüffeln hervor-
gingen, war ein Meifter; fie überragen
durch ausdrucksvolle Darftellung, die tiefe
Frömmigkeit und ausdrucksvolle Hingabe
atmet. Auch andere Hülfer Schüffeln mit
religiöfen Darftellungen, fowie zwei be-
malte und glafierte Freifiguren der Ma-
donna zeigen den hohen Stand der Hülfer
Töpferkunft.
Von den entfernt liegenden Töpfreien
nimmt Frechen infofern eine Sonderftellung
ein, als fchon zu Anfang des 16. Jahr-
hunderts neben dem braunen Steinzeug
bleiglafierte Irdenware angefertigt worden
ift. In Helenabrunn bei M.-Gladbach foll
Ende des 18. Jahrhunderts ein uns unbe-
kannter Töpfer außer Tonpfeifen auch far-
bige Schüffeln verfertigt haben. In Glim-
bach und Gevenich im Kreife Erkelenz hat
fich die alte Töpferei bis heute noch erhalten.
Bis in die Mitte des vergangenen Jahrhunderts können wir die Tätigkeit der nieder-
rheinifchen Töpfereien feftftellen. Dann hat fie aufgehört; ihre Erzeugniffe fingen an,
ein beliebtes Sammelobjekt für Händler, Kunftfreunde und Mufeen zu werden. In
öffentlichen wie privaten Sammlungen haben fie eine verftändige und liebevolle Auf-
nahme gefunden. Nicht nur verfchiedene deutfche Mufeen, wie das Germanifche
Mufeum in Nürnberg und das National-Mufeum in München fammelten nieder-
rheinifche Tonarbeiten, auch in ausländifchen Mufeen, im Mufee Clung in Paris und im
South Kenfington Mufeum in London können wir fie finden. Während fie vor 30
und 40 Jahren für wenig Geld zu erwerben waren, find heute die Preife dafür ins
Märchenhafte geftiegen. Schüffeln, die einft Küchenwände der niederrheinifchen Bauern-
häufer zierten, haben heute Ehrenplätze in großen Mufeen erhalten und laffen uns
aufs neue den feinen Formenfinn, die Geftaltungskraft und das dekorative Empfinden
der niederrheinifchen Töpfer bewundern.


Abb. 9. Scbüffel von Hendrik Spotfers. HüisI720.
Muttergottes von Kevelaer.

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