DIE HRNDZE1CHNUNGEN-SAMMLUNG DR. HOFSTEDE DE GROOT IM HARG. 111.
nung zu Hilfe kommt, nicht
mit Sicherheit auseinander-
zuhatten find. Diefer Um-
ftand fpricht für eine ver-
hältnismäßig fpäte Anfe^ung
der meiften Landfchaftszeich-
nungen des äiteren Lievens.
Befonders die Biätter mit dem
ausgefprochen idealifierenden
Anßug find auch diefer ih-
rer Auffaffungsweife wegen
ieichter erft gegen 1660 und
fpäter entftanden zu denken
ais in der Zeit, da Hercules
Seghers und Jan van Gogen
an der Arbeit waren.
Auch von Lievens' Tätig-
keit als Porträtmaler haben
wir keine fehr anfchauliche
Vorftellung. Die meiften fei-
ner Bildniffe find verfchollen
oder verbergen fich, wie man
glaubt, unter den Werken
anderer Künftler. Von feinen
Fähigkeiten auf diefem Ge-
biete zeugen aber laut die
Zeichnungen feiner Hand, die
wiederum in größerer Zahl
auf uns gekommen find und
zu dem allerbeften gehören,
was die holländifche Kunft in diefer Bildgattung hervorgebracht hat. Außer einem mit den
Initialen bezeichneten, leider etwas abgeriebenen und darum nicht mehr frifchen Bruftbild
eines Mannes befit)t Dr. Hofftede de Groot ein angebliches Porträt von Descartes (Abb. 2).
Diefer Name fteht in (nachgemachter?) alter Schrift auf der Rückfeite des Blattes. Inwiefern
er der Wahrheit entfpricht ift fchwer auszumachen. Die zahlreichen beglaubigten Bild-
niffe des Philofophen gehen auf nur wenige gemeinfame Vorbilder zurück, und ein
Vergleich mit diefen vermag wohl Ähnlichkeit, aber nicht die zweifellofe Identität feft-
zuftellen. Um fo ficherer fteht, troß dem bei einem Blatt von folcher Anfehnlichkeit
immerhin etwas befremdenden Fehlen einer Bezeichnung, die Urheberfchaft von Lie-
vens feft. Cornelis Visscher, unter deffen Namen die Zeichnung ging, bevor fie durch
ihren jetzigen Beßrer erworben wurde, hat eine ganz andere Strichtechnik, und die
Haltung feiner Figuren ift männlicher. Das liebenswürdig Schlaffe in Ausdruck und
Gefte diefes angeblichen Decartes ift ein allgemeines Merkmal von Lievens künftle-
rifchen Äußerungen.
ln einem ganz anderen Verhältnis als Jan Lievens fteht Philips Koning (1619
bis 1688) zur Natur, der auf feinen geregelten Fahrten durch die holländifchen Kanäle
— er beforgte u. a. den Marktdienft zwifchen Amfterdam und Gouda — allerdings
Abb. 2. JAN LIEVENS, Bildnis von Descartes (?).
Zeichnung mit [chwarzer Kreide.
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nung zu Hilfe kommt, nicht
mit Sicherheit auseinander-
zuhatten find. Diefer Um-
ftand fpricht für eine ver-
hältnismäßig fpäte Anfe^ung
der meiften Landfchaftszeich-
nungen des äiteren Lievens.
Befonders die Biätter mit dem
ausgefprochen idealifierenden
Anßug find auch diefer ih-
rer Auffaffungsweife wegen
ieichter erft gegen 1660 und
fpäter entftanden zu denken
ais in der Zeit, da Hercules
Seghers und Jan van Gogen
an der Arbeit waren.
Auch von Lievens' Tätig-
keit als Porträtmaler haben
wir keine fehr anfchauliche
Vorftellung. Die meiften fei-
ner Bildniffe find verfchollen
oder verbergen fich, wie man
glaubt, unter den Werken
anderer Künftler. Von feinen
Fähigkeiten auf diefem Ge-
biete zeugen aber laut die
Zeichnungen feiner Hand, die
wiederum in größerer Zahl
auf uns gekommen find und
zu dem allerbeften gehören,
was die holländifche Kunft in diefer Bildgattung hervorgebracht hat. Außer einem mit den
Initialen bezeichneten, leider etwas abgeriebenen und darum nicht mehr frifchen Bruftbild
eines Mannes befit)t Dr. Hofftede de Groot ein angebliches Porträt von Descartes (Abb. 2).
Diefer Name fteht in (nachgemachter?) alter Schrift auf der Rückfeite des Blattes. Inwiefern
er der Wahrheit entfpricht ift fchwer auszumachen. Die zahlreichen beglaubigten Bild-
niffe des Philofophen gehen auf nur wenige gemeinfame Vorbilder zurück, und ein
Vergleich mit diefen vermag wohl Ähnlichkeit, aber nicht die zweifellofe Identität feft-
zuftellen. Um fo ficherer fteht, troß dem bei einem Blatt von folcher Anfehnlichkeit
immerhin etwas befremdenden Fehlen einer Bezeichnung, die Urheberfchaft von Lie-
vens feft. Cornelis Visscher, unter deffen Namen die Zeichnung ging, bevor fie durch
ihren jetzigen Beßrer erworben wurde, hat eine ganz andere Strichtechnik, und die
Haltung feiner Figuren ift männlicher. Das liebenswürdig Schlaffe in Ausdruck und
Gefte diefes angeblichen Decartes ift ein allgemeines Merkmal von Lievens künftle-
rifchen Äußerungen.
ln einem ganz anderen Verhältnis als Jan Lievens fteht Philips Koning (1619
bis 1688) zur Natur, der auf feinen geregelten Fahrten durch die holländifchen Kanäle
— er beforgte u. a. den Marktdienft zwifchen Amfterdam und Gouda — allerdings
Abb. 2. JAN LIEVENS, Bildnis von Descartes (?).
Zeichnung mit [chwarzer Kreide.
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