Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 9.1917

DOI Heft:
Heft 11/12
DOI Artikel:
Hirschmann, Otto: Die Handzeichnungen-Sammlung Dr. Hofstede de Groot im Haag, 3, die Rembrandt-Schüler
DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.26456#0223

DWork-Logo
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
DIE HANDZEICHNUNGEN-SAMMLUNG DR. HOFSTEDE DE GROOT IM HAAG. III.


Abb. 8. LAMBERT DOOMER, Höhlenwohnungen an der Loire.
Lavierte Federzeichnung.

warmen Farbentöne und einer kleinlicheren Auffaffungsweife der Motive. Den Über-
gangsftil, in dem diefe Merkmale in ihren Keimen fchon deutlich wahrzunehmen
find, vertritt ein Blatt wie der große Blick über das Y auf Amfterdam mit feinen Tür-
men und feinem Maftenwald (Abb. 10). Vermutlich ift es nicht allzu lange vor Doo-
mers Überfiedelung nach Alkmaar (1676) entftanden. Es fällt auf durch die abficht-
liche Parallelität feines Aufbaus, die durch die vertikal hineingefe^te Bauernfigur mit
dem Tragjoch auf beinahe aufdringlich wirkende Weife noch fchärfer betont wird und
dadurch geradezu an moderne Problemkunft erinnert. Von einer Reife Doomers den Rhein
hinauf zeugt eine ganze Reihe von Blättern, worunter in der Sammlung ein Blick auf Ander-
nach, ein Motiv bei St. Goar und verfchiedene Burgen und Schloffer. Nach dem Stil diefer
Zeichnungen zu urteilen, hat der Künftler diefe Rheinreife erft in vorgerückteren Jahren,
fchwerlich vor etwa 1670 unternommen. Eine Anficht des Schloff es Rheingrafenftein
an der Nahe trägt das Datum 1690. Dies ift aber offenbar eine erft fpäter ausge-
führte, etwas phantaftifche Ausgeftaltung einer früheren Reifeerinnerung. Auf diefelbe
Weife ift im gleichen Jahre der Blick auf ein befonders charakteriftifches Stück der
Stadtmauer von Nantes mit dem Wafferdurchlaß entftanden (Abb. 11). Doomer hat
hier offenbar ein frei verwendetes Motiv aus dem Reifefkizzenbuch von 1645/46 kom-
biniert mit Erinnerungen an die Rheinlandfchaft; an diefe gemahnen wenigftens die
jäh abfallenden Felfenkuliffen des Hintergrundes, die man in der Umgebung von
Nantes umfonft fucht. Lehrreich ift ein Vergleich diefer fchon etwas fdiwächlichen
Altersleiftung mit dem Blatt von 1646 (Abb. 8). Noch frappanter aber ift die Gegen-
überftellung der erwähnten Anficht von Hoch-Elten mit einem Blatt, das Doomer von

207
 
Annotationen