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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 9.1917

DOI issue:
Heft 15/16
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Lüthgen, Eugen: Die Sammlung Dr. Richard von Schnitzler in Cöln, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.26456#0291

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DIE SAMMLUNG DR. RICHARD VON SCHNITZLER IN CÖLN

in die feine Schläfe über, während das untere Lid faft ganz gerade und faft bis zur
Mitte des Augapfels hochgezogen durch feine weiche, gleitende Oberfläche den feltfam
verträumten, innerlichen Ausdruck fchaffen hilft, der für die ReimferPIaftik des 13. Jahr-
hunderts kennzeichnend ift. Endlich entfpricht der feine Nafenrücken, die zierlich ge-
wölbten Nafenflügel, der kleine Mund mit den fchmalen und doch fchwellenden Lippen,
das ganz gleichmäßige Oval des Gefichtes, die feine wellenförmige Umrahmung des
Kopfes durch das weiche Haar vollkommen der Art, die in den beiden franzöfifchen
Köpfen das Wefen der Formenfprache des 13. Jahrhunderts bekunden.
Wie in diefen Einzelformen fo fügt [ich auch in der Gefamthaltung die rheinifche
Madonna der franzöfifchen Anfchauung willig ein. Noch herrfcht das gleiche Gefühl,
Gewand und Körper in gleitenden, großen Zügen zu bewegen, wie im 13. Jahrhundert.
Für die fchönen Faltenzüge, die in fortlaufendem Schwung von den Hüften bis zum
Saume des Kleides durchgehen, bietet der Verkündigungsengel vor der Mitte des
13. Jahrhunderts vom Hauptportal der Kathedrale in Reims ein bezeichnendes Gegen-
ftück. Und die Geftalt der Verführten am füdlichen Seitenportal der Weftfaffade des

Abb. 9. Heilige. Cöin.

Abb. 10. Marmormadonna.

Abb. 11. Cöinifche Madonna.

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