Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 9.1917
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https://doi.org/10.11588/diglit.26456#0314
DOI Heft:
Heft 17/18
DOI Artikel:Lüthgen, Eugen: Die Sammlung Dr. Richard von Schnitzler in Cöln, [2]
DOI Seite / Zitierlink:https://doi.org/10.11588/diglit.26456#0314
DIE SAMMLUNG DR. RICHARD VON SCHNITZLER IN CÖLN
Abb. 16. Heilige. Schwaben. Abb. 17. Hl. Georg.
Drachen bietet die Grundlage des Aufbaues und der künftlerifchen Gliederung. Die
Schräge des Kopfes des Dradiens wird aufgenommen von der gleitenden Linie des
Fußes, von der ftraffen Vertikalen des Speeres. Auf der andern Seite ein Iangfames,
allmähliches Emporfteigen durch das rückwärtsgeftelite Bein und die fchräg laufende
Klinge des Schwertes. Die enge Einziehung der Hüfte, die parallelen Linien des
Panzers bereiten die ruhige, breite Maffe der Bruft und Schultern vor, die alle Formen
in fich auffaugen und zur Ruhe bringen, damit der ausdrucksvolle Kopf als perfönlich
geftaltetes Bildnis ganz für fich wirke. Man kann die Bildniskraft diefes Kopfes nur
vergleichen mit dem Selbftbildnis oder dem Sekundus des älteren Sgrlin am Ulmer
ChorgeftühF). Sowohl die Behandlung der Augen, der fprechende Mund, die Wangen
wie auch die Flächigkeit der fcharfen, kantig aneinandergrenzenden Formeinheiten er-
innert an das gemeinfame Stilgefühl beider Meifter. Doch ift der Georg Sgrlins, der
* Abb. Grill, Erich: Der Ulmer Bildfchnißer Jörg Sgrlin d. ä. Straßburg 1. E. 1910, Taf. I, V.
' Ebenda Taf. VHI.
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Abb. 16. Heilige. Schwaben. Abb. 17. Hl. Georg.
Drachen bietet die Grundlage des Aufbaues und der künftlerifchen Gliederung. Die
Schräge des Kopfes des Dradiens wird aufgenommen von der gleitenden Linie des
Fußes, von der ftraffen Vertikalen des Speeres. Auf der andern Seite ein Iangfames,
allmähliches Emporfteigen durch das rückwärtsgeftelite Bein und die fchräg laufende
Klinge des Schwertes. Die enge Einziehung der Hüfte, die parallelen Linien des
Panzers bereiten die ruhige, breite Maffe der Bruft und Schultern vor, die alle Formen
in fich auffaugen und zur Ruhe bringen, damit der ausdrucksvolle Kopf als perfönlich
geftaltetes Bildnis ganz für fich wirke. Man kann die Bildniskraft diefes Kopfes nur
vergleichen mit dem Selbftbildnis oder dem Sekundus des älteren Sgrlin am Ulmer
ChorgeftühF). Sowohl die Behandlung der Augen, der fprechende Mund, die Wangen
wie auch die Flächigkeit der fcharfen, kantig aneinandergrenzenden Formeinheiten er-
innert an das gemeinfame Stilgefühl beider Meifter. Doch ift der Georg Sgrlins, der
* Abb. Grill, Erich: Der Ulmer Bildfchnißer Jörg Sgrlin d. ä. Straßburg 1. E. 1910, Taf. I, V.
' Ebenda Taf. VHI.
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