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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 9.1917

DOI Heft:
Heft 17/18
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Lüthgen, Eugen: Die Sammlung Dr. Richard von Schnitzler in Cöln, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.26456#0323

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DIE SAMMLUNG DR. RICHARD VON SCHNITZLER IN COLN


weiten Landfchaft in dunkelglühender
Abendftimmung (Abb.28). Feinfte Model-
lierung der kräftigen Körper der Schächer
und Chrifti ift durch die reiche Zahl der
in Weiß aufgefeßten Lichter erzielt. Die
durchfichtigen Farben der Gewänder find


Abb. 26. Emaiitafel. Limoges.

Abb. 27. Emaiitafel. Flandern.

mit Silber- und Goldfolien unterlegt, die dem Glanz der Farbe eine Leuchtkraft fichern,
die durch nichts überboten werden kann. Das durch den wundervollen Farbenreichtum
ausgezeichnete Werk befißt unbedingte Gefchloffenheit der Farbwirkung, wie auch die
leiden fchaftlich-erregte Kompofition fich troß des Reichtums der Formen durch edelftes
Gleichmaß der Wirkung auszeichnet.
Die Tafel trägt unter dem Schild und der Infchrift das Monogramm J C, das als Jean
Courtoi zu deuten ift. Der Stil und die Technik des Werkes entfpricht der frühen
Blüte der Limoufiner Emailmalerei, die in den dreißiger, vierziger Jahren durch Nardin
Penicaud, wie vor allem durch Jean I. Penicaud begründet wurde.
Über diefe höchfte Farbigkeit hinaus führt die Madonna mit Kind, die in ihrer Farb-
und Formvereinfachung fchon die Geftaltungsweife des zweiten Hauptmeifters von
Limoges, des Leonhard Limoufin, der bis in die fiebziger Jahre des 16. Jahrhunderts
arbeitete, erkennen läßt. Der überaus reiche Rahmen ift ein Werk der Goldfchmiede-
kunft des fpäten 16. Jahrhunderts, in dem die Sucht nach prächtigfter Wirkung klar zur
Geltung kommt. Er fcheint durch feine Formüberladung und feinen Farbenreichtum
auf Südfrankreich hinzuweifen (Abb. 29).

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