Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 9.1917
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https://doi.org/10.11588/diglit.26456#0324
DOI issue:
Heft 17/18
DOI article:Lüthgen, Eugen: Die Sammlung Dr. Richard von Schnitzler in Cöln, [2]
DOI Page / Citation link:https://doi.org/10.11588/diglit.26456#0324
DIE SAMMLUNG DR. RICHARD VON SCHNITZLER IN COLN
Abb. 28. Emailtafel. Jean Courtoi.
Endlich fei noch der reichgefchni^te franzöfifche Überbaufchrank erwähnt, der in
feiner Erhaltung und durch die formglatte, nuancenreiche Behandlung der Relieftafeln
wie der Rundplaftik eines der beften Werke der Möbelkunft des frühen Barock dar-
ftellt (Abb. 30). Die fpiegelnde Glätte der Formen ift durch virtuofe Schnit)technik alles
Scharffchnittigen, Zeichnerifchen entkleidet. Das Licht gleitet in fo wechfelvollen, leben-
digen Reflexen über die Oberfläche, daß der malerifche Oberflächenfehein, das Spiel
zwifchen Hell und Dunkel, nunmehr das wefentliche Ziel der künftlerifchen Geftaltung
geworden zu fein fcheint. Die vorwiegend malerifche Neigung des Zeitftiles des
17. Jahrhunderts, das in feinen fchöpferifchen Äußerungen ja ganz der Malerei gehört,
beginnt auch in der Bildnerei fich durdizufe^en.
Seltfame Gegenfä§e find es, die den Bildner befchäftigen. Er will verfchiedene ent-
gegengefe^te Ausdrucksmittel zu ein und demfelben Zwecke benutzen. Er kann fich
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Abb. 28. Emailtafel. Jean Courtoi.
Endlich fei noch der reichgefchni^te franzöfifche Überbaufchrank erwähnt, der in
feiner Erhaltung und durch die formglatte, nuancenreiche Behandlung der Relieftafeln
wie der Rundplaftik eines der beften Werke der Möbelkunft des frühen Barock dar-
ftellt (Abb. 30). Die fpiegelnde Glätte der Formen ift durch virtuofe Schnit)technik alles
Scharffchnittigen, Zeichnerifchen entkleidet. Das Licht gleitet in fo wechfelvollen, leben-
digen Reflexen über die Oberfläche, daß der malerifche Oberflächenfehein, das Spiel
zwifchen Hell und Dunkel, nunmehr das wefentliche Ziel der künftlerifchen Geftaltung
geworden zu fein fcheint. Die vorwiegend malerifche Neigung des Zeitftiles des
17. Jahrhunderts, das in feinen fchöpferifchen Äußerungen ja ganz der Malerei gehört,
beginnt auch in der Bildnerei fich durdizufe^en.
Seltfame Gegenfä§e find es, die den Bildner befchäftigen. Er will verfchiedene ent-
gegengefe^te Ausdrucksmittel zu ein und demfelben Zwecke benutzen. Er kann fich
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