DIE SAMMLUNG DR. RICHARD VON SCHNITZLER IN CÖLN
gemäß dem Zeitgefchmack im
Malerischen gefchen. So glie-
dern die zarten, oft zitternden
Linienzüge die breitfiießenden,
fchillernden, beweglichen Flächen,
die, vieifäitig durch Aus- und
Einbuchtungen gewandeit, ein
glänzendes Spiel des wiederftrah-
tenden Lichtes auf ihrer glattpo-
iierten Oberftäche erzeugen. Die
kleine Geftalt eines h. Rochus
fowie der überaus genau durch-
modehierte Körper des Chriftus,
beide aus Buchsbaum, zeigen, wie
[ich die geiftreich-gekünftelte Re-
naiffanceauffaffung in die be-
wegt-materifche Freiheit des 17.
Jahrhunderts umgewandelt hat
(Abb. 31, 32).
Mit diefen Werken ift .nur ein
Teil der plaftifchen und kunst-
gewerblichen Arbeiten der Samm-
lung von Schnitter namhaft ge-
macht. Aus dem eigentlichen
Gebiete des Kunftgewerbes wären noch eine ganze Anzahl bedeutfamer Schöpfungen
zu erwähnen. An erfter Stelle vielteicht der große Gobelin, der „Eranchois Vanden
Hecke B B" gezeichnet ift und der eine Darftetlung aus der römifchen Gefchichte nach
einem Entwurf von Peter Paul Rubens zeigt. Der Wandbehang ift eine ausgezeich-
nete Brüffeler Arbeit, aus der Zeit, in der die Blütezeit der Gobelinmanufaktur noch
in den Niederlanden, und nicht in Frankreich, lag.
Noch herrfcht, wie ftets bei den Rubensentwürfen, das Bildmäßige vor, obwohl fchon
Abb. 29. Emaiitafel. Limoges.
von der virtuofenhaften Sicher-
heit der formklaren Behandlung
des Stofflichen, wie es die Re-
naiffance gebracht hatte, nicht
trennen. Daher wird allen For-
men bis in ihre lebten, feinften
Verzweigungen des Wirklichkeits-
gehaltes nachgegangen; daher
beß^en auch alle Formen einen
faft allzu betonten linienftrengen
Aufbau.
Das Formklare, Linienftrenge
aber bleibt dennoch für den künft-
lerifchen Ausdruck mehr oder
weniger Nebenfache. Denn das
Wesen des Ausdruckvollen wird
309
gemäß dem Zeitgefchmack im
Malerischen gefchen. So glie-
dern die zarten, oft zitternden
Linienzüge die breitfiießenden,
fchillernden, beweglichen Flächen,
die, vieifäitig durch Aus- und
Einbuchtungen gewandeit, ein
glänzendes Spiel des wiederftrah-
tenden Lichtes auf ihrer glattpo-
iierten Oberftäche erzeugen. Die
kleine Geftalt eines h. Rochus
fowie der überaus genau durch-
modehierte Körper des Chriftus,
beide aus Buchsbaum, zeigen, wie
[ich die geiftreich-gekünftelte Re-
naiffanceauffaffung in die be-
wegt-materifche Freiheit des 17.
Jahrhunderts umgewandelt hat
(Abb. 31, 32).
Mit diefen Werken ift .nur ein
Teil der plaftifchen und kunst-
gewerblichen Arbeiten der Samm-
lung von Schnitter namhaft ge-
macht. Aus dem eigentlichen
Gebiete des Kunftgewerbes wären noch eine ganze Anzahl bedeutfamer Schöpfungen
zu erwähnen. An erfter Stelle vielteicht der große Gobelin, der „Eranchois Vanden
Hecke B B" gezeichnet ift und der eine Darftetlung aus der römifchen Gefchichte nach
einem Entwurf von Peter Paul Rubens zeigt. Der Wandbehang ift eine ausgezeich-
nete Brüffeler Arbeit, aus der Zeit, in der die Blütezeit der Gobelinmanufaktur noch
in den Niederlanden, und nicht in Frankreich, lag.
Noch herrfcht, wie ftets bei den Rubensentwürfen, das Bildmäßige vor, obwohl fchon
Abb. 29. Emaiitafel. Limoges.
von der virtuofenhaften Sicher-
heit der formklaren Behandlung
des Stofflichen, wie es die Re-
naiffance gebracht hatte, nicht
trennen. Daher wird allen For-
men bis in ihre lebten, feinften
Verzweigungen des Wirklichkeits-
gehaltes nachgegangen; daher
beß^en auch alle Formen einen
faft allzu betonten linienftrengen
Aufbau.
Das Formklare, Linienftrenge
aber bleibt dennoch für den künft-
lerifchen Ausdruck mehr oder
weniger Nebenfache. Denn das
Wesen des Ausdruckvollen wird
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