DIE SAMMLUNG VON SCHNITZLER
mehr als ein ftiiler, leidgetragener Stim-
mungsgehalt, der gegeben ift, in dem
die ganze Hoheit tiefften, menschlichen
Schmerzes in edelfter Schönheit der Form
verankert liegt.
Das alles find Züge, die der Form-
anschauung der romanifchen Raffe ent-
sprechen. Darauf weift nun auch die
Formbehandlung im einzelnen hin. Es
Scheint der Meifter diefes Werkes aus
belgifchem, wohl flandrifchem Kreife zu
Stammen. Unter der Einwirkung des
madhtvolien Gewandftiles, wie ihn Claus
Sinter der burgundifchen, höfifchen Kunft
gefchaffen hat, mit einem Einfchlag der
vollendeten technifchen Behandlung der
englifchen Alabafter-FIachbildwerke der
zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts, die
in Flandern in diefer Zeit in reicher Fülle
vorhanden gewefen fein müffen — ein
englifches Alabafterrelief der Sammlung
Seligmann in Cöln mit der Darftellung
der Krönung Marias bietet, was die
Steinbehandlung anbetrifft, die unmittel-
bare Vorftufe diefer Pieta — und endlich
unter dem Einfluß der fchönheitsvollen
Formgebung, der glänzend glatten, sinn-
lich fchönen Behandlung des nackten,
menfehiiehen Körpers, wie er der Tour-
naier Biidnerfchule, aus der Rogier van
derWeyden hervorging, eigentümlich ift,
aus dem Zufammenwirken diefer ftärkften
künftlerifchen Kräfte des beginnenden
15. Jahrhunderts hat der Meifter der Ala-
bafter-Pieta fein durchaus perfönlich emp-
fundenes, einzigartiges Kunft werk ge-
fchaffen.
So gewinnt die Sammlung v. Schnitter,
zumal wenn man noch die große Zahl
ausgezeichneter Gemälde berückfichtigt, die
in einer Sonderunterfuchung demnächft
auch veröffentlicht werden, einen Umfang,
wie er nur feiten von einer Privatfamm-
lung erreicht wird. Faft darf man fagen,
Abb. 32. Ht. Rochus. Buchsbaum.
312
mehr als ein ftiiler, leidgetragener Stim-
mungsgehalt, der gegeben ift, in dem
die ganze Hoheit tiefften, menschlichen
Schmerzes in edelfter Schönheit der Form
verankert liegt.
Das alles find Züge, die der Form-
anschauung der romanifchen Raffe ent-
sprechen. Darauf weift nun auch die
Formbehandlung im einzelnen hin. Es
Scheint der Meifter diefes Werkes aus
belgifchem, wohl flandrifchem Kreife zu
Stammen. Unter der Einwirkung des
madhtvolien Gewandftiles, wie ihn Claus
Sinter der burgundifchen, höfifchen Kunft
gefchaffen hat, mit einem Einfchlag der
vollendeten technifchen Behandlung der
englifchen Alabafter-FIachbildwerke der
zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts, die
in Flandern in diefer Zeit in reicher Fülle
vorhanden gewefen fein müffen — ein
englifches Alabafterrelief der Sammlung
Seligmann in Cöln mit der Darftellung
der Krönung Marias bietet, was die
Steinbehandlung anbetrifft, die unmittel-
bare Vorftufe diefer Pieta — und endlich
unter dem Einfluß der fchönheitsvollen
Formgebung, der glänzend glatten, sinn-
lich fchönen Behandlung des nackten,
menfehiiehen Körpers, wie er der Tour-
naier Biidnerfchule, aus der Rogier van
derWeyden hervorging, eigentümlich ift,
aus dem Zufammenwirken diefer ftärkften
künftlerifchen Kräfte des beginnenden
15. Jahrhunderts hat der Meifter der Ala-
bafter-Pieta fein durchaus perfönlich emp-
fundenes, einzigartiges Kunft werk ge-
fchaffen.
So gewinnt die Sammlung v. Schnitter,
zumal wenn man noch die große Zahl
ausgezeichneter Gemälde berückfichtigt, die
in einer Sonderunterfuchung demnächft
auch veröffentlicht werden, einen Umfang,
wie er nur feiten von einer Privatfamm-
lung erreicht wird. Faft darf man fagen,
Abb. 32. Ht. Rochus. Buchsbaum.
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