EIN „NATURALISTISCHER" J. C. DAHL
nur wenig vom modernen Eindruck, den auch die Malerei einmal erweckte. Diefer
Eindruck ift verblaßt. Auf Dahis Wäidern und Wafferfälien liegt heute, da die Jahre
eine Diftanz geschaffen haben, die Kühle akademifcher Überlieferung; man fieht die
Vorbiider mehr als die Rückkehr zur Naturempfindung.
Umfo überrafchender wirkt die kleine hier abgebildete Darftellung, die wir im
dänifchen Privatbefit) (je§t im Befi^ des Kopenhagener Theaterdirektors Albrecht Schmidt)
fanden. Hier ift etwas wie ein wirklich „naturaliftifcher" Dahl. Hier ift überrafchend
viel von der Frifche einer Malerei erhalten, die fich mit dem Motiv fo auseinanderfe^t,
wie man fich mit einem Erlebnis, für das man kein Vorbiid kennt, in neuen Formen
auseinanderfe&en muß.
Hier ift etwas unendiich Intimes und Belebtes in der Malerei.
Himmel und Berge find ftark angelegt, vom Grau und Weiß der Wolken übergehend
in rote Töne, Töne des Sonnenuntergangs, und filbrige Wafferftreifen. Rechts und
iinks, ganz nahe im Vordergrund, ftehen die beiden Felswände mit Tannen, echt nor-
wegifches Mittelgebirge; in ihnen liegt malerifch die ftärkfte Schönheit des Bildes. Da
ift ein Schwelgen des fpi&en und doch nie ängftiichen Pinfels in lauter Überrafchungen,
Da ift faft miniaturhaft und doch mit überlegener köftlicher Leichtigkeit die ganze
Schlangenhaut von lebendigen Lichtern und Schatten auf dem Braun und Graubraun
des Terrains ausgebreitet. Ähnlich der Weg, der nach vorn und hinten abfälit. Auf
der Höhe des Wegs ift Staffage: ein Mann mit einem Pferd, weiter vorn zwei
Wanderer.
Das Biid, Öl auf Leinwand, leider durch einen grauen und zerriffenen Firniß etwas
entfteHt, mißt 24,3:30 cm. Es ift bezeichnet und datiert J. C. Dah! 1825(6?) Die letzte
Ziffer ift nicht ganz deutiich. Die Wahrfcheinlichkeit fpräche eher für 6. Dahl kam
1826, nachdem er iange in Deutfchland in Berührung mit der romantifchen Schule
(C. D. Friedrich) geftanden hatte, zum erften Male wieder nach Norwegen, und hier
muß diefes Bild, das eine Bergftraße bei Kroken in Norwegen darftelit, entftanden fein.
Angefichts diefes Bildes wird das wahr, was Aubert über die norwegifche Zeit
Dahis, als feine Meifterzeit, fagt. Von den Friedrifchfchen Romantikertönen unter-
fcheidet fich denn auch unfer Bildchen trot; motivifcher Ähnlichkeit mit deutiicher Schärfe.
Sehr fein hat kürzlich ein deutfcher Kunftkritiker von einer gewiffen Seite Dahls, mit
biographifchen Belegen, einen Weg zu Menzel gezogen. Auf diefen Weg weift unfere
kieine Landfdiaft.
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nur wenig vom modernen Eindruck, den auch die Malerei einmal erweckte. Diefer
Eindruck ift verblaßt. Auf Dahis Wäidern und Wafferfälien liegt heute, da die Jahre
eine Diftanz geschaffen haben, die Kühle akademifcher Überlieferung; man fieht die
Vorbiider mehr als die Rückkehr zur Naturempfindung.
Umfo überrafchender wirkt die kleine hier abgebildete Darftellung, die wir im
dänifchen Privatbefit) (je§t im Befi^ des Kopenhagener Theaterdirektors Albrecht Schmidt)
fanden. Hier ift etwas wie ein wirklich „naturaliftifcher" Dahl. Hier ift überrafchend
viel von der Frifche einer Malerei erhalten, die fich mit dem Motiv fo auseinanderfe^t,
wie man fich mit einem Erlebnis, für das man kein Vorbiid kennt, in neuen Formen
auseinanderfe&en muß.
Hier ift etwas unendiich Intimes und Belebtes in der Malerei.
Himmel und Berge find ftark angelegt, vom Grau und Weiß der Wolken übergehend
in rote Töne, Töne des Sonnenuntergangs, und filbrige Wafferftreifen. Rechts und
iinks, ganz nahe im Vordergrund, ftehen die beiden Felswände mit Tannen, echt nor-
wegifches Mittelgebirge; in ihnen liegt malerifch die ftärkfte Schönheit des Bildes. Da
ift ein Schwelgen des fpi&en und doch nie ängftiichen Pinfels in lauter Überrafchungen,
Da ift faft miniaturhaft und doch mit überlegener köftlicher Leichtigkeit die ganze
Schlangenhaut von lebendigen Lichtern und Schatten auf dem Braun und Graubraun
des Terrains ausgebreitet. Ähnlich der Weg, der nach vorn und hinten abfälit. Auf
der Höhe des Wegs ift Staffage: ein Mann mit einem Pferd, weiter vorn zwei
Wanderer.
Das Biid, Öl auf Leinwand, leider durch einen grauen und zerriffenen Firniß etwas
entfteHt, mißt 24,3:30 cm. Es ift bezeichnet und datiert J. C. Dah! 1825(6?) Die letzte
Ziffer ift nicht ganz deutiich. Die Wahrfcheinlichkeit fpräche eher für 6. Dahl kam
1826, nachdem er iange in Deutfchland in Berührung mit der romantifchen Schule
(C. D. Friedrich) geftanden hatte, zum erften Male wieder nach Norwegen, und hier
muß diefes Bild, das eine Bergftraße bei Kroken in Norwegen darftelit, entftanden fein.
Angefichts diefes Bildes wird das wahr, was Aubert über die norwegifche Zeit
Dahis, als feine Meifterzeit, fagt. Von den Friedrifchfchen Romantikertönen unter-
fcheidet fich denn auch unfer Bildchen trot; motivifcher Ähnlichkeit mit deutiicher Schärfe.
Sehr fein hat kürzlich ein deutfcher Kunftkritiker von einer gewiffen Seite Dahls, mit
biographifchen Belegen, einen Weg zu Menzel gezogen. Auf diefen Weg weift unfere
kieine Landfdiaft.
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