DIE SAMMLUNG DR. RICHARD VON SCHNITZLER IN COLN
bedecktem Boden vor einem
Goldbrokatvorhang mit dun-
kelgrünem Granatapfelmufter
[tehen, über dem drei gotifche
Fenfter mit Bu&enfcheiben
fichtbar werden. Der eine,
Simon, an [einer Säge kennt-
lich, trägt einen olivgrünen
Mantel mit heruntergefchlage-
ner Kapuze und hellrofafarbe-
nes Untergewand, [ein älterer,
graubärtiger Nachbar umge-
kehrt olivgrünes Unterkleid
und heIIro[a[arbenem Mantel
([. Abb. 6). Es find hodige-
wachfene, kräftige, ftark-
knochige Geftalten mit aus-
drucksvollen, aber etwas mür-
rifchen Gefichtszügen. In der
Wahl der kontraftreichen Far-
ben, in dem prächtigen Fal-
tenwurf, dem gemufterten
Fliefenboden und dem Bro-
katvorhang kommt der dem
Meifter eigene dekorative Sinn
zum Ausdruck.
Neben diefer bodenwüch-
[igen, realiftifchen Richtung
der Kölner Malerei [ehen wir
eine andere Weife [ich ent-
wickeln, die an die gleich-
zeitigen Niederländer und
Lombarden anknüpft und die
in der Sammlung Schnitter
durch ein Werk desMeifters
vom Tode Mariä (Joos
van der Beke van Cleve)
vertreten ift ([. Abb. 7). Hin-
ter einer Brüftung, die eine
bauchige Vafe mit weißen
Lilien fchmückt, [ehen wir die [tehende Madonna, die voll inniger Liebe auf
das Kind blickt, das [ie eben genährt hat und das eingefchlafen ift, das rechte
Händchen auf dem Bufen der Mutter. Zu beiden Seiten eines olivgrünen Leder-
vorhangs öffnet [ich ein Ausblick in eine anmutige, durch ferne Berge abgefchloffene
Landfchaft. Das delikat ausgeführte Bild gehört der mittleren Schaffenszeit des
Meifters an, befand [ich früher in der Parifer Sammlung Trotti und wurde 1907
zum erften Male öffentlich in der Brügger Ausftellung des Goldenen Vließes
Abb. 9.
Phot. Marcetlo Moroni, Köin.
Meifter aus dem Kreife des Hausbudimeifters,
Meffe des heiiigen Gregor.
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