DIE SAMMLUNG RICHARD VON KAUFMANN-BERLIN
Abb. 3. Böhmifche Sdiule, Ende des 14. Jahr- Abb. 4. Böhmifdie Schule, Ende des 14. Jahr-
hunderts. Anbetung der Könige. hunderts. Martyrium einer Heiiigen.
fo daß der dreibändige Prachtkatalog, der faft {amtliche Stücke abbildet und deffen
Angaben diefe Bejprechung dankbar verwertet, mit den Einleitungen von Friediänder
(Gemälde), v. Falke (Kunftgewerbe), Goldfchmidt (Piaftik), wiffenfchaftlich wie buch-
technifch eine Prachtleiftung und das würdigfte Denkmal diefer der Auflöfung ver-
fallenen Sammlung darftellt.
Es fällt bei diefer Vielgeftaltigkeit der Sammlung fchwer, die Auswahl für ein kurzes
Erinnerungsbild zu treffen. So bieibt denn nichts übrig, als im Fluge die einzelnen
Abteilungen noch einmal zu durchmuftern, wobei man natürlich nur bei den wichtigften
Stücken verwehen darf.
Die Hauptbedeutung der Sammlung verbürgte ihr Befiß an frühen Niederländern.
Hier trifft man die Stücke, die der größten Sammlungen würdig find, und die auch
oft genug Zierden der Aushebungen alter Kunft waren, fo in Beriin 1898 und 1914,
in Brügge 1912, 1904 in Düffeldorf und Paris, und 1913 in Utrecht.
Am Anfang fteht bei den Malern der füdlichen Niederlande Rogier van derWegden
mit einem außerordentlich fchönen männlichen Bildnis, in dem die Zeichnung ganz
Ausdruck geworden ift. Von feinen Nachfolgern ift Memling mit einem kleinen
Chriftuskopf, der ähnlich in Liffabon befindlich ift, und einer Madonna mit dem Kinde
vertreten, deren Motiv u. a. auch auf der Newenhoven-Madonna in Brügge ähnlich
wiederkehrt. Dem Meifter von Flemalle gehört eine kleine Madonna vor der
Gartenmauer, Gerard David eine Maria mit dem Leib Chrifti, ein Spätwerk, eine
frühe Geburt Chrifti, und, gleichfalls früh, zwei Altartafeln mit Johannes dem Täufer
und dem hlg. Franz, der die Wundmale empfängt, beide Tafeln mit ftarken Anklängen
an die Egcks (Genter Altar) [Abb. 1]. Eine kleine Landfchaft mit der hlg. Familie auf
der Flucht von Joachim de Patinir, in der nach Friedländers Vermutung diesmal auch
375'
Abb. 3. Böhmifche Sdiule, Ende des 14. Jahr- Abb. 4. Böhmifdie Schule, Ende des 14. Jahr-
hunderts. Anbetung der Könige. hunderts. Martyrium einer Heiiigen.
fo daß der dreibändige Prachtkatalog, der faft {amtliche Stücke abbildet und deffen
Angaben diefe Bejprechung dankbar verwertet, mit den Einleitungen von Friediänder
(Gemälde), v. Falke (Kunftgewerbe), Goldfchmidt (Piaftik), wiffenfchaftlich wie buch-
technifch eine Prachtleiftung und das würdigfte Denkmal diefer der Auflöfung ver-
fallenen Sammlung darftellt.
Es fällt bei diefer Vielgeftaltigkeit der Sammlung fchwer, die Auswahl für ein kurzes
Erinnerungsbild zu treffen. So bieibt denn nichts übrig, als im Fluge die einzelnen
Abteilungen noch einmal zu durchmuftern, wobei man natürlich nur bei den wichtigften
Stücken verwehen darf.
Die Hauptbedeutung der Sammlung verbürgte ihr Befiß an frühen Niederländern.
Hier trifft man die Stücke, die der größten Sammlungen würdig find, und die auch
oft genug Zierden der Aushebungen alter Kunft waren, fo in Beriin 1898 und 1914,
in Brügge 1912, 1904 in Düffeldorf und Paris, und 1913 in Utrecht.
Am Anfang fteht bei den Malern der füdlichen Niederlande Rogier van derWegden
mit einem außerordentlich fchönen männlichen Bildnis, in dem die Zeichnung ganz
Ausdruck geworden ift. Von feinen Nachfolgern ift Memling mit einem kleinen
Chriftuskopf, der ähnlich in Liffabon befindlich ift, und einer Madonna mit dem Kinde
vertreten, deren Motiv u. a. auch auf der Newenhoven-Madonna in Brügge ähnlich
wiederkehrt. Dem Meifter von Flemalle gehört eine kleine Madonna vor der
Gartenmauer, Gerard David eine Maria mit dem Leib Chrifti, ein Spätwerk, eine
frühe Geburt Chrifti, und, gleichfalls früh, zwei Altartafeln mit Johannes dem Täufer
und dem hlg. Franz, der die Wundmale empfängt, beide Tafeln mit ftarken Anklängen
an die Egcks (Genter Altar) [Abb. 1]. Eine kleine Landfchaft mit der hlg. Familie auf
der Flucht von Joachim de Patinir, in der nach Friedländers Vermutung diesmal auch
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