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Die Form: Zeitschrift für gestaltende Arbeit — 8.1933

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Hentschel, Kurt: Leinen und Leinenweberei
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https://doi.org/10.11588/diglit.13209#0371

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Tischtuch „Schwedische Flora". Damastbindung, reines Le in6n. Muster von Märta Afzelius für Elsa
Gullberg, Textilier och Inredning. Hersteller Almedahl-Dalsjöfors A. B.

sich ja um einfachere Gewebe, die nicht so hohe Vorberei-
tungskosten verursachen wie figürlich gemusterte Ware. Damit
sind wir bei der zweiten Schwierigkeit: die Musfermacher
(„Dessinateure") unserer Textilindustrie sind im allgemeinen
entweder gute Webtechniker, von denen jedoch echtes Kunst-
schaffen billigerweise nicht erwartet werden kann, oder es sind
das Beste wollende Menschen mit Kunstschul- und Kunst-
gewerbeschulbildung, denen aber meist die erforderliche Ver-
trautheit mit der Webtechnik und dem Werkstoff und vielfach
wohl auch die lebendige Verbindung mit dem alten Volksgut
an textilen Mustern fehlt. Wohl versucht z. B. die unter Leitung
von Professor Itten stehende Preußische Höhere Fachschule für
textile Flächenkunst in Krefeld durch Werkstattausbildung des
Musterzeichners hier einen Wandel zu schaffen. Ihre Arbeit

begann jedoch erst vor etwa 2 Jahren, und auch ihre Be-
mühungen werden nicht imstande sein, den Geschmack des
Käufers und des Verkäufers im Einzelhandel, dessen Ansicht
ja für den Geschmack des überwiegenden Teiles der Käufer-
schaft entscheidend ist, zu bessern.

Die Aussichten sind also anscheinend ziemlich trübe, aber
das scheint bloß so.

In Wirklichkeit bewahrt uns ein gütiges Geschick in einem
entscheidenden Augenblick davor, einen verkehrten Weg zu
gehen und die Sache von obenher anzupacken, anstatt auf
dem einzig möglichen Weg: von unten her, vom Volke, von
der Hand- und Hausweberei aus.

Wir müssen uns aber restlos darüber klar sein, daß die
Dinge, von denen wir hier sprechen, nichts weiter sind als

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