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Jahrbuch für Photographie und Reproduktionstechnik — 20.1906

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Freund, Leopold: Strahlungen als Heilmittel
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https://doi.org/10.11588/diglit.41967#0241

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226 Strahlungen als Heilmittel.
mikroskopische Untersuchung ergab, dal) die uon den Radium-
strahlen erzeugten Zellueränderungen erst später auftraten, als
die Bindegevuebsneubildung. Jedenfalls ist die Produktiuität des
Bindegemebes gegenüber den Krebszellen erhöht. Buch bei der
Behandlung des Speiseröhrenkrebses hat sich nach Ul. Einhorn
die Radiumbehandlung als brauchbares lltittel beruährt. Bei
19 Kranken besserte sich nach methodischer Bestrahlung der
Zustand derart, dafj dieselben flüssige und halbfeste Bohrung
genießen konnten, toogegen früher kaum Flüssigkeit die Ver-
engerung der Speiseröhre passiert hatte1 2). C. Blaue! uersenkte
eine kleine, mit Radium gefüllte Kapsel in Kaninchennieren
durch Einstiche und untersuchte später die Wirkungszone des
Radiums. Dieselbe reichte im günstigsten Falle höchstens 1 cm
weit. Die Bestrahlung beruirkte zunächst uollständigen Untergang
der Bierenepithelien (Oberhäutchen) im Bestrahlungsberciche, später
gingen auch Stüt3geroebe und Kapillaren (Haargefäfje) zu Grunde.
Dieselben Untersuchungen, an Krebsgeschroülsten des JTlenschen
uorgenommen, ergaben zunächst uölligen Untergang der Ge-
schcoulststellen; Bindegewebe und Gefäße füllten erst später durch
Wucherung die durch den Zellenschtuund entstandenen Defekte
aus'-). R. Werner prüfte die Wirkung des Radiums auf Bakterien
und fand, dafj dieselbe mahl eine bakterizide ist, jedoch eine
praktisch uerwertbare, direkte Desinfektion infizierter Wunden
durch Radiumstrahlen nicht durchführbar ist. Die bakterizide
Wirkung ist uon der Dauer und Intensität der Bestrahlung da-
gegen in keiner Weise uom Bährboden abhängig. Es zeigte
sich ferner, daf] die durch die Radiumstrahlen getöteten Kulturen
in hohem Grade entgiftet sind und daf3 das Serum der Versuchs-
tiere nicht nur allgemein kräftig bakteriolytisch, sondern auch
deutlich antitoxisch wirkte3). Braunstein beobachtete, da^
wie das Radium selbst, Radiumemanationen, die durch flb-
destillieren uon Radiumsalzen gewonnen waren, zellen-, bezw.
gewebszerstörend, entwicklungshemmend auf Mikroorganismen
und Fermente, steigernd auf Pankreatin und Pepsin wirken4).
Bekanntlich enthält eine grofje Zahl uon Blineralwässern Radium-
emanation, die jedoch nach der Entnahme der Wässer aus der
Quelle bald uerschwindet. Berg eil und Bickel gaben ein Ver-
fahren an, jedem beliebigen IBineralwasser an beliebigem Orte
Radiumemanation wieder künstlich zuzusetjen und so dem Wasser
die uerlorenen Eigenschaften wiederzugeben. So stellte sich
heraus, daf3 die zugeset3te Emanation den die Eiweifjuerdauung,

1) „Journ. of fhe Hm. JTled. flss.“ 1. Juli 1905.
2) „u. Bruns Beitr. z. klin. Chirurgie“ Bd. 45.
5) „ ITtiinch. med. Wochenschr.“ 1905, llr. 34.
4) 22. Kongr. f. innere ITledizin zu Wiesbaden 1905, 2. Süßung.
 
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