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Jahrbuch für Photographie und Reproduktionstechnik — 21.1907

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Quincke, Georg: Die Schaumstruktur der Materie
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https://doi.org/10.11588/diglit.41966#0023

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Die Schaumstruktur der JTlaterie.

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oder geschlossene Schaumkammern. Die Geschwindigkeit, mit
welcher diese Mormen entstehen oder aufeinander folgen, hängt
oon der Abkühlungsgeschwindigkeit oder der Geschwindigkeit
des Wiederaufwärmens ab. Die bei weiterer Abkühlung er-
starrten Schaumwände werden bei Belichtung stärker erwärmt
als das umgebende Eis, schmelzen zu Wasser, kontrahieren
sich und lassen dadurch die Gestalt der Schaumwände erkennen.
Durch Einwirkung uon Sonnenlicht auf Gis entstehen dadurch
die Ty nd all sehen Schmelzungsfiguren des See-Gises, die Morel-
sehen Streifen und Haarspalten des Gletschereises, die sogen.
Gletscherkörner, und die uon mir beobachteten Schmelzungs-
figuren im künstlichen Gis aus Wasser mit einem Salzgehalt
oon 1 Hlilliontel Prozent oerschiedener Salze („Drudes Ann.“
1905, 18, 5. 1 bis 80).
Heimliche Gebilde oder eine Schaumstruktur wie Gis zeigen
nun alle Stoffe der Dafür in festem Zustande.
Jn Benzol, das sich beim Erstarren kontrahiert, treten die
Schaumwände als Schichten heroor, die das Dicht total reflek-
tieren. Durchsichtige Substanzen, wie Benzol, Essigsäure, Glyzerin
zeigen im elektrischen Bogenlicht ähnliche Schmelzungsfiguren
wie Gis. in Brom, Schwefel, Selen, in reinen Salzen und metallen,
die aus Schmelzflud erstarrt sind, erkennt man die Schaum-
wände an der Morm der total reflektierenden Zwischenschichten
oder Bruchflächen oder an den Aedfiguren auf natürlichen oder
künstlichen Mlächen.
Sehr häufig bilden sich Schaumwände beim Erstarren der
lllaterie normal zur Oberfläche, rollen sich zu Gylindern oder
Kegeln zusammen und begrenzen dann gerade oder gewundene
Masern, deren Durchmesser um so kleiner ist, je schneller sie
entstanden sind, je schneller die lllaterie erstarrt ist. Die
Masern sind wie beim Hartguq des Eisens auljen dünner als im
Innern, wo das Eisen langsamer erkaltet ist. Den Masern des
Hartgusses entsprechen die radialen Masern und Schaumkammern
der Kolloide, der Sphärokristalle aus Dehn, Kieselsäure, Stärke,
Eisenoxydhydrat u. s. w., welche aufquellen und schrumpfen und
durch positioe oder negatioe Dilatation der klebrigen Mlüssigkeit
uorübergehend doppeltbrechend werden können. Erstarren sie
in dilutiertem Zustande, so sind sie dauernd doppeltbrechend.
Die Regelation des Eises, das Zusammenschweifjen des
Eisens sind ähnliche physikalische Vorgänge, wie das Zusammen-
flieden oon flüssigen Gallertbrocken mit unsichtbaren Schaum-
kammern, mit flüssigen ölartigen Wänden und flüssigem Inhalt.
Eis, Eisen und Eiweid bilden beim Erstarren ähnliche
Sternblumen. Die Sternblumen haben sechs Blätter, wenn drei
Schaumwände, die in einer Kante zusammenstoden, sich an
 
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